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SCHACH-SPHINX/07259: An der Grenze zur Bedenklichkeit (SB)


Unwuchten suchen sich immer ihren Weg. Es ist wie mit dem Wasser, errichtet man irgendwo einen Damm, so sprengen die Fluten ein Loch eben an der schwächsten Stelle. Längst haben die Schachtheoretiker erkannt, daß ihr Begriff von einer Position im Gleichgewicht veraltet, unbrauchbar, überholt ist. Daß sie dennoch an ihm festhalten in ihren Schriften, zeugt von Bequemlichkeit. Ihr Gedankengut bewegt sich freilich auf anderen Bahnen. Man könnte auch sagen, daß das Urteil von einer Stellung mit gleichen Chancen einen berufsmäßigen Vorbehalt darstellt und dem Wunsch entspringt, den Leser selbst in die Schwierigkeit einer Analyse zu bringen. Die einzigen Stellungen, die wirklich ausgeglichen sind, tauchen im Endspiel auf, wenn keine Seite über ein Remis hinauskommen kann. Ansonsten herrschen überall vitale Unwuchten vor. Im heutigen Rätsel der Sphinx beispielsweise glaubte Schwarz, die zittrige Balance halten zu können. Doch an der Grenze zur Bedenklichkeit, in der Nähe des Ausbruchs einer Unwucht lauerte bereits eine weiße Siegeskombination, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/07259: An der Grenze zur Bedenklichkeit (SB)

Miles - Martin
Birmingham 1977

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Weiß nutzte den Vorteil, daß es ihm leicht gemacht wurde, auf seine Weise aus - ohne viel Papierkram: 1.Dh5-h6! g7xh6 2.g5xh6+ Kg8-f8 3.Le5-g7+ Kf8-g8 4.Lg7-f6+ Kg8-f8 5.Td3-g3 und Schwarz gab auf, da er gegen das drohende Matt auf g8 machtlos war.


Erstveröffentlichung am 12. April 2007

3. Mai 2020


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