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SCHACH-SPHINX/07284: Dem Ruhm verfallen (SB)


Nichts fällt Laien schwieriger, als einen sorgsam errungenen Vorteil mit Geduld und Technik nach und nach in einen Sieg zu verwandeln. Plötzlich scheint ein gespenstischer Ehrgeiz sie dazu anzutreiben, die Partie mit einer abstrusen Mattidee abzuschließen. Sie sind verführt von der Aussicht, daß die Stellung mehr enthält, als sie dem Auge offenbart. Zumeist sind es junge, temparamentvolle Naturen, die ihren Namen verewigt sehen wollen im großen Buch der Schachkunst. So geschah es Polgar. Er hatte seinen dänischen Gegenspieler Bjerre auf der Studenten-Mannschaftsweltmeisterschaft in Dresden 1969 in eine hoffnungslose Lage hineinmanövriert und hätte nun mit 1.Kb1-a1! Tc4-f4 2.Dg7xg6 den Sieg geduldig erzwingen können. Doch von Ruhmsucht gejagt hoffte er auf einen glänzenderen Abschluß und lief so in einen tödlichen Konter hinein. Zumindest erkannte er, daß die naheliegende Fortsetzung 1.Th1-h7 wegen der einfachen Erwiderung 1...Tc4-f4 nichts einbrachte. Ein Gedanke versteifte sich in seinem Kopf zu einem schwindelnden Plan, und so zog er 1.Th7-h8, worauf der Däne kraftvoll 1...a5-a4! entgegnete. Polgar hatte damit durchaus gerechnet, glaubte jedoch, wie vom Spuk umschlichen, mit 2.g4-g5?? dem schwarzen König das Feld f6 streitig machen zu können. Nun, Wanderer, welche dreizügige Mattkombination hatte unser ruhmverblendeter Freund im heutigen Rätsel der Sphinx übersehen?



SCHACH-SPHINX/07284: Dem Ruhm verfallen (SB)

Polgar - Bjerre
Dresden 1969

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Die latente Mattgefahr wurde Matocha mit einem taktisch reizvollen Konter zum Verhängnis. Bujnoch zog 1.Ld6-e7+!, worauf sich Matocha in sein Schicksal fügen mußte, denn weder 1...Te1xe8 2.Da7xe7+ und Matt im nächsten Zug noch 1...Kg5-h6 2.Tf7xh7+!! Kh6xh7 3.Le7-f8+ nebst 4.Da7-g7# könnten das Ende verhindern.


Erstveröffentlichung am 7. Mai 2007

28. Mai 2020


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