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KIND/076: Kinder sind Deutschlands Zukunft - "Heidelberger Erklärung" überreicht (idw)


Pädagogische Hochschule Heidelberg - 19.11.2008

Kinder sind Deutschlands Zukunft - "Heidelberger Erklärung" an Staatssekretär Gerd Hoofe überreicht

Von Karsten Herrmann und Birgitta Hohenester-Pongratz


"Deutschland tut gut daran, sich verstärkt auf seine Kinder als höchstes Gut und bedeutendste Ressource zu besinnen und den Schatz früher Jahre bestmöglich zu behüten und zu fördern." Mit diesem eindringlichen Appell überreichten Prof. Dr. Jeanette Roos und Prof. Dr. Hermann Schöler jetzt die "Heidelberger Erklärung zur Frühkindlichen und Elementarbildung" an Gerd Hoofe, Staatssekretär im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

"Wir haben in Deutschland einen enormen Nachholbedarf was das Thema frühkindliche Bildung angeht", sagte Hoofe anlässlich der Übergabe der Erklärung im Bundesfamilienministerium in Berlin. "Lange galt die Zeit vor der Schule als lernfreie Zone. Gerade in dieser Zeit sind aber Kinder neugierig und lernen besonders schnell. Deshalb sollte die Zeit vor der Schule besser genutzt werden, um bereits frühzeitig den Grundstein dafür zu legen, dass Kinder später auf eine höhere Schule gehen, einen Abschluss machen und qualifizierte Berufe ergreifen können. Unsere Gesellschaft hat es lange hingenommen, dass vor allem Kindern aus bildungsfernen Schichten diese Chance verbaut wurde, weil wir die Chancen einer frühen Förderung und Bildung dieser Kinder nicht ausreichend wahrgenommen haben. Der Aufbau der Kinderbetreuung ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Jetzt müssen wir dafür sorgen, dass auch die Qualität der Angebote stimmt", so Hoofe weiter.

Entstanden ist die Erklärung im Rahmen der von der Pädagogischen Hochschule Heidelberg veranstalteten Tagung "Frühkindliche und Elementarbildung. Bestandsaufnahme und Zukunftsperspektiven". Zusammen gekommen waren hier nicht nur die führenden Vertreter der frühkindlichen Forschung, sondern auch viele Politiker, Gewerkschafter und Wirtschaftsvertreter wie Prof. Dr. Jürgen Kluge, ehemaliger Chef von Mc Kinsey Deutschland. Unterstützt wird die Erklärung auch vom Staatsinstitut für Frühpädagogik in München sowie vom Niedersächsischen Institut für frühkindliche Bildung und Entwicklung in Osnabrück.

Gemeinsam unterstreichen die Tagungs-Teilnehmer, dass die frühkindliche Bildung sowohl unter pädagogischer und psychologischer wie auch unter ökonomischer Perspektive "eine der ertragreichsten Anlagemöglichkeiten in die Zukunft unserer Gesellschaft darstellt". Da die ersten Jahre entscheidend für die zukünftigen Bildungs- und Entwicklungschancen seien, fordern die Unterzeichner "drastisch verbesserte Rahmenbedingungen". So sei neben überschaubaren Kindergartengruppen und großzügigen Verfügungszeiten insbesondere eine "Qualifizierungs- und Professionalisierungsoffensive für das pädagogische Fachpersonal" unabdingbar. Die frühkindliche Bildung müsse als gleichberechtigter Teil des gesamten Bildungssystems anerkannt und mittelfristig auch eine akademische Ausbildung der Erzieherinnen angestrebt werden.

"Selbstverständlich", so Jeanette Ross im Gespräch mit Staatssekretär Hoofe, "muss dafür deutlich mehr Geld als bisher investiert werden." Doch eine gute frühkindliche Bildung vermeide später immense Kosten für Fördermaßnahmen und soziale Transferleistungen. In diesem Sinne sei sie eine "Pflichtaufgabe mit hohem Stellenwert".

In Heidelberg werden in diesem Bereich bereits erfolgreiche Maßnahmen durchgeführt. "QUASI Heidelberg", ein Kooperationsprojekt der Pädagogischen Hochschule Heidelberg und der Stadt Heidelberg unter Leitung der Professoren Schöler und Roos, trägt zur Qualitätssicherung und -entwicklung in den Heidelberger Krippen und Kindertageseinrichtungen bei: Zum einen werden etwa 600 Erzieherinnen und Erzieher der Kindertageseinrichtungen im Sinne des Orientierungsplans fortgebildet. Dabei ist es gelungen, die Träger aller Einrichtungen der Stadt ins Boot zu holen. Die Fortbildung erstreckt sich über drei Jahre und beinhaltet insgesamt 30 Halbtagesfortbildungen, drei davon nur für die Leitungskräfte. Zum anderen werden die Einrichtungen vor Ort durch zwei wissenschaftliche Mitarbeiterinnen in diesem Qualitätsentwicklungsprozess unterstützt. Dieses Projekt ist durch eine Finanzierung der Klaus Tschira Stiftung Heidelberg und der Stadt Heidelberg möglich. Die bisherigen Fremdevaluationen durch die Erzieherinnen selbst, die nahezu alle Fortbildungen bewerten, zeichnen ein sehr gutes Bild der angebotenen Fortbildungen und des Coaching-Prozesses.

Weitere Informationen unter:
http://www.ph-heidelberg.de/wp/roos/KTS-Workshop/index-Dateien/Page696.htm
- Heidelberger Erklärung im Internet

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution606


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Pädagogische Hochschule Heidelberg, Dr. Birgitta Hohenester-Pongratz,
19.11.2008
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. November 2008