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MELDUNG/361: Studie - Musizieren dämpft Aggressionen bei Kindern (Universität Oldenburg)


Pressedienst der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg - 25. Oktober 2016

Studie: Musizieren dämpft Aggressionen bei Kindern

Stresslevel von Grundschülern hingegen von Instrumentalunterricht unbeeinflusst


Oldenburg. Regelmäßiges Musizieren dämpft offenbar Aggressionen bei Kindern. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie eines Forscherteams um den Oldenburger Psychologen und Bildungswissenschaftler Dr. Ingo Roden, die die internationale Fachzeitschrift "Learning and Instruction" ("Lernen und Unterrichten") in ihrer aktuellen Ausgabe veröffentlicht hat. Ausgangspunkt für das Projekt der Wissenschaftler aus Oldenburg, Frankfurt am Main und Perth (Australien) war die Hypothese, schulbasierter Instrumentalunterricht könne aggressives Verhalten bei Kindern mindern und ihr Wohlbefinden steigern. Konkret analysierten sie aggressives Verhalten und Stresslevel unter anderem anhand psychologischer und physiologischer Faktoren wie Blutdruck und Speichelcortisol bei Sieben- bis Achtjährigen. Insgesamt bezogen sie 34 Schülerinnen und Schüler an sechs Grundschulen im Bundesgebiet ein: einerseits 14 Kinder, die anderthalb Jahre lang zusätzlich wöchentlichen Instrumentalunterricht erhielten, andererseits eine 20-köpfige Kontrollgruppe, die stattdessen einen vertieften naturwissenschaftlichen Unterricht erhielt.

Das reaktive aggressive Verhalten testeten die Wissenschaftler computerbasiert mit einer modifizierten Version des "Point Substraction Aggression Game", einem in der psychologischen Forschung etablierten Instrument. Ein signifikant zunehmendes aggressives Verhalten als Reaktion auf die Reize des Tests zeigte sich ausschließlich bei Kindern aus der Kontrollgruppe. Dabei berücksichtigten die Wissenschaftler bereits den möglichen Einfluss von Faktoren wie Alter des Kindes, Sozialverhalten, Bildungsstand der Eltern oder Migrationshintergrund.

Die Ergebnisse deuten demnach darauf hin, dass Musikunterricht Aggressionen bei Grundschulkindern regulieren kann. Hinsichtlich körperlicher Stressreaktionen auf die Provokationen im Test konnten die Forscher anhand der physiologischen Daten hingegen keine positiven Effekte des Musizierens feststellen. Umso bemerkenswerter, so Haupt-Autor Roden, dass sich die Gruppen hinsichtlich ihrer Stresswahrnehmung zwar nicht unterschieden, ein signifikant zunehmend aggressives Verhalten bei den verstärkt musizierenden Kindern aber ausgeblieben sei.


Ingo Roden, Florian D. Zepf, Gunter Kreutz, Dietmar Grube, Stephan Bongard: Effects of music and natural science training on aggressive behavior. Learning and Instruction, Vol. 45, Oktober 2016, S. 85-92.
Infos: http://dx.doi.org/10.1016/j.learninstruc.2016.07.002

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Quelle:
Pressemitteilung 357/16 vom 25. Oktober 2016
Pressedienst der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Redaktion: Dr. Corinna Dahm-Brey
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Telefon: (0441) 7 98 - 54 46, Fax: (0441) 7 98 - 55 45
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veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Oktober 2016

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