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MELDUNG/012: Vertragsstreit zwischen Sturm und Universum nimmt an Schärfe zu (SB)


Universum Box-Promotion besteht auf Exklusivvertrag bis 2012


Der Vertragsstreit zwischen dem WBA-Weltmeister im Mittelgewicht, Felix Sturm aus Leverkusen, und der Hamburger Universum Box-Promotion nimmt an Schärfe zu und wird aller Voraussicht nach vor Gericht enden, da beide Seiten auf ihrem Standpunkt beharren.

Wie Universum auf seiner Homepage erklärt, stehe Felix Sturm entgegen den von seiner Seite in den vergangenen Wochen lancierten Presseberichten weiterhin exklusiv bei Universum unter Vertrag. Man werde alle gebotenen gerichtlichen Schritte wahrnehmen, um sicherzustellen, daß Sturm seinen bis 2012 dauernden Exklusivvertrag bei Universum zu erfüllen hat. Universum werde keine Boxkämpfe dulden, die unter Verstoß gegen die vertraglichen Exklusivrechte durchgeführt werden.

Der Leverkusener hatte im August seinen Vertrag beim Unternehmen des Hamburger Promoters Klaus-Peter Kohl gekündigt und will sich künftig selbst vermarkten. Sturm erkennt eine einseitige Option des Boxstalls auf eine Verlängerung des Vertrages um drei Jahre nicht an und hat deshalb bei Gericht eine Feststellungsklage über das Ende seines Vertrages bei Universum eingereicht. Ein Angebot über eine im November oder Dezember 2009 durchzuführende freiwillige Verteidigung seines Titels hatte er verweigert.

Nach Angaben des Universum-Boxstalls hat der Verband World Boxing Association (WBA) den Weltmeister aufgefordert, bis April eine Pflichtverteidigung gegen den Kasachen Gennadi Golowkin zu bestreiten, der ebenfalls bei Universum unter Vertrag steht. "Universum hat Herrn Sturm aufgefordert, die betreffenden Modalitäten mit Universum zu klären, damit dieser Kampf vertragsgemäß und entsprechend der WBA-Regularien durchgeführt werden kann", teilt das Unternehmen mit.

Wie es in der Stellungnahme des Universum-Boxstalls weiter heißt, habe man mit Felix Sturm jahrelang und bis zu seiner letzten Titelverteidigung am Nürburgring am 11. Juli 2009 erfolgreich und stets partnerschaftlich zusammengearbeitet. Universum habe den Leverkusener mit großem Aufwand und Geduld zum Weltmeistertitel geführt und ihm unter anderem einen Kampf gegen den legendären Oscar de la Hoya im Box-Mekka Las Vegas beschafft. Man habe auch dann weiterhin bedingungslos zu ihm gestanden, als er im Sommer 2006 seinen Titel durch K.o. verloren hatte, und ihn anschließend wieder zurück zum Weltmeistertitel geführt. "Es gab bis zuletzt - dem letzten gemeinsam durchgeführten Boxkampf am Nürburgring - nicht den geringsten Anhaltspunkt dafür, dass Herr Sturm mit dieser außerordentlich erfolgreichen und vertrauensvollen Partnerschaft unzufrieden sein könnte. Wir schließen daraus, dass die völlig überraschende Kündigung im August 2009 sowie die anschließenden öffentlichen Störfeuer in den vergangenen Wochen in erster Linie durch den Einfluss externer Berater veranlasst worden sind."

Diese Erklärung darf als sicheres Indiz dafür gelten, daß Universum auf die vertragliche Option bis 2012 besteht und dies wie angekündigt gerichtlich durchzufechten gedenkt. Andererseits hat Felix Sturm alle Brücken hinter sich abgebrochen und mehrfach erklärt, er werde nie mehr unter der Regie des Hamburger Boxstalls in den Ring steigen. Der Leverkusener hat bereits einen hochdotierten Fernsehvertrag abgeschlossen und will seine künftigen Auftritte vom Kölner Privatsender RTL präsentieren lassen, der auch die Kämpfe der Brüder Klitschko zeigt. Sturm verhandelt eigenen Angaben zufolge mit Kelly Pavlik über ein Duell der Weltmeister im Mittelgewicht, bei dem die Gürtel der Verbände WBA, WBC und WBO zusammengeführt werden sollen.

Was die Situation zusätzlich kompliziert, ist die Forderung der WBA, Sturm müsse den Titel fristgemäß gegen den Pflichtherausforderer aus dem Universum-Boxstall verteidigen. Sollte der Leverkusener dies ablehnen, droht ihm die Aberkennung des Titels, was seinen Marktwert erheblich sinken ließe. Nun haben die Gerichte das Wort, wobei es aller Voraussicht nach zu einstweiligen Verfügungen, vor allem aber zu einer juristischen Überprüfung des Rechtsverhältnisses in der vertraglichen Bindung zwischen Promoter und Boxer kommen wird.

13. Januar 2010