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MELDUNG/028: Ahmet Öner erwartet Bewährungsstrafe und Geldbuße (SB)



Absprache im Prozeß gegen den Chef des Arena-Boxstalls

Promoter Ahmet Öner drohen wegen Erpressung, Körperverletzung und anderer Delikte eine Haftstrafe von bis zu zwei Jahren auf Bewährung und eine Geldbuße von 120.000 Euro. Eine entsprechende Absprache trafen die drei Verteidiger des 38jährigen Chefs des Arena-Boxstalls, der unter anderem Vertragspartner des Fernsehsenders Sat1 ist, und die Staatsanwaltschaft unter Ausschluß der Öffentlichkeit vor dem Auftakt zum Prozeß vor dem Amtsgericht Hamburg. Sofern beide Seiten bei ihrer Zustimmung bleiben, soll das entsprechende Urteil am 12. Februar verkündet werden.

Die Staatsanwaltschaft hatte Öner wegen 16 verschiedenen Straftaten angeklagt. Der seit kurzem in Istanbul lebende frühere Berufsboxer aus Hamburg soll unter anderem versucht haben, Promoter Klaus-Peter Kohl vom konkurrierenden Boxstall Universum um 500.000 Euro zu erpressen. Er drohte offenbar, Kohl erschießen zu lassen, und erklärte: "Ich prügle deinen Schwiegersohn in den Rollstuhl!" In der Stuttgarter Porsche-Arena baute sich Öner, der früher selbst 23 Profikämpfe bestritten hat, bedrohlich vor Kohl auf und spannte seine Muskeln derart an, daß die Nähte seines Jacketts platzten. Sein Kommentar: "Italienische Anzüge sind auch nicht mehr von so großer Qualität wie früher." Außerdem soll er nach Darstellung der Anklage eine Mitarbeiterin aus dessen Unternehmen mit Drohungen wie "Wenn du nicht spurst, mache ich dich fertig" zur Zahlung von 5.000 Euro gezwungen sowie bei der Fernsehfirma Telespaß TV auf ähnliche Weise 120.000 Euro eingetrieben haben, die ihm nicht zustanden.

Hinzu kommen laut Staatsanwaltschaft mehrere mutmaßliche Körperverletzungen. So soll Öner einem Bankmanager bei einem Gespräch in den Räumen der Hamburger Privatbank Schröder 2008 grundlos eine Kopfnuß verpaßt und nach einer Beschneidung des Boxers Juan Carlos Gomez einen Arzt in der Praxis am Speersort mit dem Kopf gegen eine Schrankwand gedrückt haben. Auch war Öner in Auseinandersetzungen mit Mitarbeitern des Universum-Boxstalls verwickelt. Unter anderem hatte sich der 38jährige bei einer Veranstaltung von Universum vor drei Jahren in Hamburg in aller Öffentlichkeit eine blutige Schlägerei mit vier von Kohls Sicherheitsleuten direkt neben dem Boxring geliefert. Einem Taxifahrer, der ihn nicht zum Flughafen fahren konnte, drohte er mit den Worten: "Für diesen Spruch gibt's Kieferbruch."

Nach Angaben des Vorsitzenden Richters verständigten sich die Beteiligten darauf, daß Öner im Gegenzug für ein Geständnis eine zur Bewährung ausgesetzte Haftstrafe zwischen 14 Monaten sowie höchstens zwei Jahren erhält. Zudem soll er 120.000 Euro an den Staat zahlen.

Wie Ahmet Öner nach der Verhandlung sagte, wolle er das Verfahren schnell beenden und betrachte vor allem die darin zur Sprache gebrachten Konflikte mit Kohl und dessen Universum-Boxstall als abgehakt. Er wolle sich nun auf sein Geschäft und die Karriere seiner Boxer konzentrieren. Mit seinem Arena-Boxstall gehört Öner nun schon seit mehreren Jahren zu den bekannten Adressen im deutschen Boxsport. Zu seinen Athleten gehören unter anderem die kubanischen Schwergewichtler Juan Carlos Gomez und Odlanier Solis, der kubanische WBA-Weltmeister im Federgewicht, Yuriorkis Gamboa, und die Exweltmeister Herbie Hide und Markus Beyer.

Der Privatsender Sat.1 hält offenbar an der Zusammenarbeit mit Arena fest und überträgt wie geplant eine Veranstaltung mit Steffen Kretschmann am 27. März aus der Hamburger Sporthalle. Wie der Sportchef des Senders, Sven Froberg, mitteilte, sei der Boxer entscheidend: "Kretschmann ist die neue Schwergewichtshoffnung, wir glauben an ihn. Zu laufenden Prozessen äußern wir uns nicht."

Zur Verteidigung Öners erklärte sein Anwalt: "In der Boxszene herrscht ein rauher Ton, in dem man sich nicht so gewählt ausdrückt wie im Gerichtssaal." Außerdem sei Ahmet Öner der einzige, auf den in diesem Umfeld geschossen wurde. Diese Äußerung bezog sich auf einen Vorfall im August 2009, bei dem der Promoter Opfer eines Anschlags geworden war. Im Hamburger Stadtteil Borgfelde lauerten ihm zwei Männer in einem Hinterhof auf und feuerten drei Schüsse auf ihn ab. Öner erlitt eine Verletzung im linken Oberschenkel, das Projektil wurde operativ entfernt. Die Hintergründe der Tat wurden bisher nicht geklärt.

30. Januar 2010