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MELDUNG/089: Felix Sturm erzielt Durchbruch auf dem Weg zur Selbstvermarktung (SB)



Verband WBA ernennt Leverkusener zum Superchampion

Mit seinem Anliegen, als Boxer und Vermarkter auf eigenen Beinen zu stehen, hat sich Felix Sturm auf dünnes Eis gewagt. Wohl existiert das Vorbild der Klitschkos, die mit der Promotion K2 die vollständige Kontrolle über ihre Geschäfte und Einkünfte übernommen haben. Durchaus vergleichbar mit dieser wirtschaftlichen Emanzipation des ukrainischen Brüderpaars hat sich auch der Leverkusener im Rechtsstreit vom Universum-Boxstall getrennt und verfügt über einen lukrativen Vertrag mit dem Sportvermarkter Ufa, der dem Leverkusener zwei Millionen Euro pro Kampf für die Fernsehrechte sichern soll. Ob dem 31jährigen der Sprung in die berufliche Unabhängigkeit gelingt, ist jedoch noch nicht endgültig entschieden.

Sturm hält die einseitige Option seines Hamburger Arbeitgebers Universum Box-Promotion zur Vertragsverlängerung über den 4. August 2009 hinaus für nicht haltbar. Hingegen pocht Universum auf das Recht, an einem Boxer weiter zu verdienen, der erst nach mehreren Jahren des Aufbaus sportliche Erfolge feierte, die sich dann auch für den Boxstall auszahlten. Universum hat ihm per Einstweiliger Verfügung eine Strafe von rund 250.000 Euro für jeden Kampf angedroht, den er nicht unter der Regie Promoter Klaus-Peter Kohls bestreitet.

Der Leverkusener hat seit Juli 2009 nicht mehr im Ring gestanden und muß in absehbarer Zeit seine Laufbahn fortsetzen, um sportlich und finanziell nicht ins Hintertreffen zu geraten. Da der Weltmeister seinen WBA-Titel im Mittelgewicht nicht innerhalb der vorgegebenen Frist gegen einen Pflichtherausforderer verteidigt hat, lief er Gefahr, vom Verband abgesetzt zu werden. Dieser sorgte nun mit der Entscheidung, den Leverkusener zum Superchampion zu küren, für eine wesentliche Entlastung Sturms. Damit leistet sich der Verband zwei Weltmeister, was in erster Linie natürlich seinen eigenen finanziellen Interessen geschuldet ist, aber auch Felix Sturm zugute kommt.

Dieser muß in seinem neuen Status den Gürtel für die Dauer von 21 Monaten nicht in einer Pflichtverteidigung aufs Spiel setzen und kann sich somit seine Gegner selbst aussuchen. Mit einer Ausnahmegenehmigung läßt sich die Frist sogar noch auf zwei Jahre verlängern. "Wenn man siebenmal seinen Titel erfolgreich in Folge verteidigt hat, dann ist diese Auszeichnung möglich. Ich bin sehr geehrt", zeigte sich der Leverkusener erfreut über diesen Durchbruch.

Nun kann er weiterhin seinen Plan in die Tat umsetzen, gegen die stärksten Gegner zu kämpfen und die Titel im Mittelgewicht zusammenzuführen. An erster Stelle seiner Wunschgegner steht dabei Kelly Pavlik aus Youngstown, Ohio, der die Gürtel der Verbände WBO und WBC in seinem Besitz hat. Ursprünglich wollte der Leverkusener am 5. Juni gegen Ricardo Mayorga aus Nicaragua antreten, doch ist dieser Auftritt inzwischen abgesagt worden. Sturm will eigenen Angaben zufolge erst nach der Fußballweltmeisterschaft in den Ring steigen und im September oder Oktober wieder boxen. Mit dem US-Amerikaner Freddie Roach hat er einen Trainer verpflichtet, der gegenwärtig zu den anerkannt besten und erfolgreichsten der Branche gezählt wird.

Zunächst rührt Felix Sturm die Werbetrommel für eine andere sportliche Disziplin, nämlich die Eishockeyweltmeisterschaft in Deutschland, die vom 7. bis 23. Mai in Gelsenkirchen, Köln und Mannheim ausgetragen wird. Der Boxweltmeister ist in Köln zum offiziellen WM-Botschafter ernannt worden und bedankte sich mit den Worten, es sei eine große Ehre für ihn, als Botschafter für die WM 2010 diese faszinierende Sportart repräsentieren zu dürfen. Kaum eine zweite Mannschaftsportart verbinde Dynamik, Schnelligkeit, Technik, Taktik und Kraft so fließend wie Eishockey. Dem Team von WM-Gastgeber Deutschland wünschte er "die bekannte sensationelle Stimmung der Fans, die in der Kölner Lanxess-Arena schon so manches Wunder hat wahr werden lassen". Die Kölner Arena sei "inspirierend und steckt dank des Publikums voller Energie. Hier werden wir 29 unvergeßliche Spiele erleben dürfen."

"In Felix Sturm haben wir einen prominenten Sportler an unserer Seite, der eng mit der Region verbunden ist. Seine herausragende Stellung in der Gesellschaft wird uns helfen, die Weltmeisterschaft noch erfolgreicher zu positionieren und viele Fans zu begeistern", begründete Uwe Harnos, Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) und des Organisationskomitees, die Wahl.

Felix Sturm gehört in dieser Funktion einem Kreis prominenter Sportler an, da auch das ehemalige Tennisidol Steffi Graf, Fußballnationalspieler Philipp Lahm, Deutschlands "Eishockeyspieler des Jahrhunderts" Erich Kühnhackl oder Handballbundestrainer Heiner Brand für die Eishockeyweltmeisterschaft werben. Weitere Botschafter sollen demnächst benannt werden.

3. April 2010