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MELDUNG/096: Holyfield und Botha machen endlich Nägel mit Köpfen (SB)



Die Veteranen boxen heute nacht in Las Vegas gegeneinander

Wenn heute abend im Thomas & Mack Center der Spielerstadt Las Vegas Evander Holyfield und Francois Botha im Ring aufeinandertreffen, könnte man meinen, einem nostalgischen Rückblick auf vergangene Tage des Schwergewichtsboxens beizuwohnen. Zumindest im Falle des mittlerweile 47 Jahre alten Holyfield sind es nicht zuletzt finanzielle Gründe, die ihn zur weiteren Inanspruchnahme seines Rufs aus alten Zeiten veranlassen. Andererseits ist das Schwergewicht von wenigen Ausnahmen abgesehen seit geraumer Zeit so unattraktiv, daß die beiden langgedienten Kämpen noch immer für Aufmerksamkeit sorgen und ein gewisses Publikumsinteresse wachrufen können.

Der seit längerem geplante Kampf sollte ursprünglich am 16. Januar in Ugandas Hauptstadt Kampala ausgetragen werden, wo die Organisatoren eigenen Angaben zufolge bis zu 80.000 Zuschauer in einer Großarena versammeln wollten. Daß dieses Vorhaben zu ambitioniert und die Finanzierung des Spektakels mit unlösbaren Problemen verbunden war, deutete sich an, als das Duell auf den 20. Februar verlegt wurde. Wie es zur Begründung hieß, solle beiden Boxern mit der Verlegung mehr Vorbereitungszeit gewährt werden. Auch der zweite Termin mußte storniert werden, nachdem der schwedische Promoter die abgesprochene Vorauszahlung von zehn Prozent der Kampfbörse nicht leisten konnte. Holyfields Management stornierte den Auftritt in Kampala und kündigte an, man wolle das Geschehen in die Vereinigten Staaten verlegen, wo angemessene technische und organisatorische Voraussetzungen vorhanden seien. Zeitweise war vom 6. März die Rede, doch auch dieser Termin verstrich, ohne daß es zum Kampf zwischen den beiden Veteranen gekommen wäre. Da man angesichts dieser Vorgeschichte davon ausgehen mußte, daß die Ankündigung wohl nie in die Tat umgesetzt werden würde, ist die Nachricht erfreulich, daß die beiden am Ende doch noch zur Sache gehen.

Evander Holyfield war zunächst Champion im Cruisergewicht, worauf er ins Schwergewicht aufstieg und dort zwischen 1990 und 2000 als einziger Boxer viermal Weltmeister wurde. Bei seinem letzten Auftritt hielt sich der US-Amerikaner am 20. Dezember 2008 im Zürcher Hallenstadion erstaunlich gut gegen den damaligen WBA-Weltmeister Nikolai Walujew aus dem Sauerland-Boxstall und verlor nur knapp nach Punkten. Francois Botha schien seine Laufbahn als Boxer bereits beendet zu haben, da er zwischenzeitlich als K1-Kämpfer auftrat. Später zog er jedoch die Boxhandschuhe wieder an und sicherte sich den Titel der international unbedeutenden World Boxing Federation (WBF). Bei dessen letzter Verteidigung in Dessau schenkte man ihm allerdings ein überaus schmeichelhaftes Unentschieden gegen den Kubaner Pedro Carrion, für das er sich später entschuldigte.

Wie der 41jährige gebürtige Südafrikaner Botha im Vorfeld des Auftritts gegen Holyfield erklärte, verteidige er seinen Titel gegen eine der größten Legenden der gesamten Boxgeschichte. Das sei gewissermaßen die Krönung seiner Karriere. "Evander hat Talent und Erfahrung. Ich steige in den Ring und weiß, daß es ein schwerer Kampf wird", sagte er auf der Pressekonferenz. "Ich werde die Karriere Holyfields beenden und ihn in Rente schicken."

Daß bei diesem Kampf Bothas Gürtel auf dem Spiel steht, gibt Evander Holyfield Gelegenheit, wieder einmal laut über ruhmreiche Taten nachzudenken. "Seit 1999 habe ich das Ziel, wieder uneingeschränkter Weltmeister im Schwergewicht zu werden. Ich bin in großartiger Form und sehe dem 10. April sehr positiv entgegen", versicherte er. "Ich werde nicht aufgeben, bevor ich mein Bestes versucht habe. Ich werde alles geben."

Bleibt noch anzumerken, daß Evander Holyfield im Laufe seiner langen Karriere 54 Profikämpfe bestritten hat, in denen er 42 Siege, zehn Niederlagen und zwei Unentschieden erzielte. Sein Gegner Francois Botha stand sogar bei 55 Kämpfen im Ring, von denen er 47 gewonnen, fünf verloren und drei unentschieden beendet hat.

10. April 2010