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MELDUNG/416: Miguel Cotto gibt Ricardo Mayorga das Nachsehen (SB)



WBA-Superchampion im Halbmittelgewicht siegt in Las Vegas

Der Puertoricaner Miguel Cotto war in der Vergangenheit bereits Weltmeister im Halbwelter- und Weltergewicht. Nun unterstrich der 30 Jahre alte aktuelle Superchampion der WBA im Halbmittelgewicht erneut, daß er auch in diesem Limit zu den Ausnahmeerscheinungen gehört. Vor gut 7000 Zuschauern im MGM Grand in Las Vegas bezwang er den 37jährigen Exweltmeister Ricardo Mayorga aus Nicaragua durch technischen K.o. in der zwölften Runde und verbesserte seine Bilanz auf 36 Siege in 38 Profikämpfen. Während Cotto seinen Triumph feierte, kündigte der unterlegene Herausforderer das mutmaßliche Ende seiner Karriere an.

Die Kontrahenten lieferten einander ein hochklassiges Duell, zu dem Mayorga mit heftigen Attacken seinen Teil beisteuerte, der in der siebten Runde seine stärkste Phase hatte. Obgleich beide Boxer zahlreiche Schläge austeilten und einsteckten, war es doch Cotto, der das Geschehen zunehmend dominierte und mit seinen Treffern die größere Wirkung erzielte. Als der Herausforderer im letzten Durchgang noch einmal alles auf eine Karte setzte, verletzte er sich bei einer wilden Aktion an der linken Hand und mußte umgehend einen Niederschlag hinnehmen. Wenig später machte Ringrichter Robert Byrd dem Kampf ein Ende, den Mayorga angesichts heftiger Schmerzen nicht mehr fortsetzen konnte.

Einen wissenswerten Einblick in die finanziellen Erträge der beiden Boxer machte der Boxexperte Dan Rafael mit seiner Recherche möglich. Seinen Informationen zufolge erhielt Hauptkämpfer Miguel Cotto von Top Rank eine Million Dollar, während sein Gegner Ricardo Mayorga, der bei Don King unter Vertrag steht, mit 50.000 Dollar abgespeist wurde. Da Rafael dies kaum glauben mochte, faßte er bei der Boxkommission von Nevada nach, welche die Zahlen jedoch bestätigte. Mangels näherer Kenntnisse vermutet Rafael, daß Mayorga entweder an den Einkünften des Pay per View beteiligt ist oder Schulden bei Don King hat.


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Sergio Martinez dominiert weiterhin das Mittelgewicht

Als der Argentinier Sergio Martinez dem US-Star Kelly Pavlik im vergangenen Jahr überraschend dessen beide Titel im Mittelgewicht abgenommen hatte, stufte man ihn als einen Champion ein, der sich seiner Gürtel nicht lange erfreuen würde. Diese Fehleinschätzung änderte sich schlagartig, als der neue Weltmeister im November Paul Williams mit einem spektakulären K.o. Sieg in der zweiten Runde ausschaltete. Bei ihrem ersten Aufeinandertreffen im Dezember 2009 hatte der Argentinier noch knapp und umstritten nach Punkten verloren. Dank dieses Erfolgs verbesserte Martinez seine Bilanz auf 46 Siege sowie je zwei Niederlagen und Unentschieden. Die renommierte Boxing Writers Association of America zeichnete den 35 Jahre alten Sergio Martinez als Boxer des Jahres 2010 aus, der damit der zweite Argentinier nach dem legendären Carlos Monzon (1972) ist, der auf diese Weise geehrt wurde.

Nachdem der Schweriner Sebastian Zbik aus dem Universum-Boxstall im Oktober 2010 als Pflichtherausforderer des WBC-Champions benannt worden war, zog es Martinez auf Anraten des Senders HBO vor, statt dessen gegen Sergei Dsindsiruk anzutreten, den Weltmeister der WBO im Halbmittelgewicht. Daraufhin ernannte das WBC Sebastian Zbik im Januar zu seinem regulären Weltmeister im Mittelgewicht und versah den Argentinier mit dem Status des Superchampions.

Nun hat Sergio Martinez im Duell mit Sergei Dsindsiruk eindrucksvoll unterstrichen, daß er derzeit in der Tat die Riege der weltbesten Akteure in seiner Gewichtsklasse anführt. Als exzellenter Techniker und Defensivkünstler mit einem gefährlichen rechten Jab galt der Ukrainer als ausgesprochen harte Nuß, die zu knacken den Argentinier vor große Probleme stellen würde. Fast ohne Deckung boxend war es jedoch Martinez, der dank seiner Schnelligkeit den von der unorthodoxen Kampfesweise offensichtlich irritierten Dsindsiruk mit der Führhand dominierte und damit dessen gefährlichste Waffe neutralisierte.

Als der Ukrainer in der vierten Runde erstmals in seiner Karriere zu Boden ging, deutete sich ein vorzeitiges Ende an. Zwar hielt sich Dsindsiruk im folgenden Durchgang zunächst gut, doch schickte ihn kurz vor dem Pausengong ein weiterer schwerer Treffer erneut auf die Bretter. Noch war der Ukrainer nicht geschlagen, ja er gewann sogar in der siebten Runde die Oberhand, während Martinez müde wurde. In Runde acht drehte der Argentinier plötzlich auf und schickte seinen Gegner dreimal zu Boden, bis Ringrichter Arthur Mercante das ungleiche Gefecht beendete.

Nach seinen fünf Niederschlägen im Kampf mit dem erfahrenen Dsindsiruk nimmt Sergio Martinez den Mund nicht zu voll, wenn er den Ehrentitel des besten Boxers aller Gewichtsklassen anvisiert. Allerdings rangiert er noch hinter Manny Pacquiao und Floyd Mayweather, wobei vor allem der Philippiner nach wie vor als so gut wie unschlagbar gilt. Auch Mayweather ist eine Ausnahmeerscheinung, doch scheint der US-Amerikaner gegenwärtig mehr damit beschäftigt zu sein, sein Privatleben zu sortieren, als im Ring von sich reden zu machen. Daher dürfte der Argentinier wohl vorerst weiter im Mittelgewicht Furore machen, wo ihn die Konkurrenz - darunter auch Felix Sturm und Sebastian Zbik - nicht zwangsläufig fürchten muß, doch zweifellos mit großem Respekt einschätzen dürfte.

14. März 2011