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MELDUNG/417: Klitschko kündigt Dramaturgie und klaren Sieg gegen Solis an (SB)



Weltmeister moderiert Pressekonferenz vor dem Titelkampf

Vitali Klitschko und Odlanier Solis, die in wenigen Tagen bei der Titelverteidigung des WBC-Weltmeisters vor rund 19.000 Zuschauern in der Kölner Lanxess-Arena aufeinandertreffen, gaben auf der Pressekonferenz in der Domstadt einen verbalen Vorgeschmack auf ihren Schwergewichtskampf. Wie der 39 Jahre alte Ukrainer ankündigte, werde er den Boxfans einen vorzeitigen Sieg präsentieren, da er viel besser als der Herausforderer sei. Mit einem Gegner wie ihm habe der Kubaner noch nicht im Ring gestanden. Es werde viele Emotionen geben, viel Dramaturgie und einen klaren Sieg. Auch wenn Solis vielleicht so aussehe, als könne er ein paar Kilo abnehmen, sei Boxen kein Bodybuilding-Wettstreit: "Das Herz und der Kopf sind viel wichtiger als die Muskeln", zeigte sich Klitschko vor seinem 44. Profikampf auf der Hut. Solis sei einer der stärksten Gegner seiner Karriere.

Vitali habe genug Erfahrung, um Solis in Schach zu halten, erklärte Trainer Fritz Sdunek, der Klitschko fünf Wochen lang wie üblich im österreichischen Going auf den vierzehnten Titelkampf vorbereitet hat. Solis sei fast schon ein guter Kumpel geworden, so oft habe er sich während des Trainingslagers seine Kämpfe angesehen, berichtete Klitschko, um sich dann bei seinen Sparringspartnern zu bedanken.

Odlanier Solis lauschte der Ankündigung des Champions beinahe regungslos und erklärte anschließend wortkarg, er werde in der zwölften Runde gewinnen. Passiere es früher, sei das um so besser: "Wir wollen die Tatsachen sprechen lassen und keine großen Reden schwingen." Sein Promoter Ahmet Öner, der zum dritten Mal mit einem seiner Boxer einen Schwergewichtsweltmeister herausfordert, faßte sich diesmal ebenfalls kurz: "Ich hoffe, er schafft es. Egal wie, Solis muß gewinnen. Aller guten Dinge sind drei."

Der Kubaner hat sich mit vier Wochen Höhentraining in der Sierra Nevada und zwei Wochen Sparring in Madrid intensiv vorbereitet. Bei einer Größe von 1,87 Meter ist er dreizehn Zentimeter kleiner als Klitschko, auf den er sich mit Hilfe des 2,05 Meter großen Briten David Price als Sparringspartner eingestimmt hat. Dem 30jährigen Herausforderer wurde in Kuba die weltweit führende Boxausbildung zuteil, worauf er in seiner bis 2006 währenden Amateurlaufbahn zahlreiche Erfolge feierte. Er bestritt mehr als 200 Kämpfe, wurde dreimal Weltmeister und 2004 Olympiasieger in Athen. Im Profilager ist Solis in 17 Kämpfen ungeschlagen, von denen er zwölf vorzeitig gewonnen hat. Dank eines Sieges über Ray Austin im Dezember 2010 ist er als Nummer eins der WBC-Rangliste offizieller Herausforderer des Weltmeisters.

Klitschko bekommt es also mit einem technisch versierten und wirkungsvoll schlagenden Gegner zu tun, der allerdings als Profi noch keine allzu anspruchsvollen Aufgaben zu bewältigen hatte. Der Ukrainer lobte denn auch die kubanische Boxschule und Tradition, wobei er zugleich einschränkte, daß im Profibereich andere Maßstäbe angelegt würden. Er schätze Solis jedoch wesentlich stärker als David Haye ein, da der Kubaner wisse, wie man große Kämpfe gewinnt und daher über Killerinstinkt verfüge, wie ihn nur wenige besäßen. Er habe eine gute Technik, sei explosiv, jung, hungrig und hart. "Je stärker der Gegner, desto interessanter der Kampf", kündigt Klitschko ein attraktives Duell an.

Im vorangegangenen Gespräch mit der "Welt am Sonntag" hatte Vitali Klitschko vorhergesagt, daß sich im Sommer die Gürtel aller vier bedeutenden Verbände im Besitz seiner Familie befinden werden. Sein fünf Jahre jüngerer Bruder Wladimir werde den "historischen Moment" herbeiführen, wenn er am 25. Juni oder 2. Juli in Deutschland dem Briten David Haye den Titel der WBA abnimmt: "Wladimir wird ihn zwölf Runden lang verprügeln, und genau das ist es, was Haye verdient." Sollte Wladimir Klitschko aus Verletzungsgründen gehindert sein, die Mission zu vollenden, will Vitali einspringen. Dann wäre der Kampf aber wesentlich rascher vorüber, da er Haye gleich in der ersten Runde ausschalten würde, droht der Ukrainer.

15. März 2011