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MELDUNG/650: Ausreiseverbot - Solis tritt nicht in der Türkei an (SB)



Ziviler Rechtsstreit in den USA verhindert Comeback des Kubaners

Der kubanische Schwergewichtler Odlanier Solis hatte sich im März eine schwere Verletzung am Knie zugezogen, die seinem Kampf gegen Vitali Klitschko bereits in der ersten Runde ein Ende bereitete. Nach überstandener Operation und Rekonvaleszenz nahm er das Training wieder auf und kündigte eine Rückkehr in den Ring an, die sich jedoch zunächst verzögerte. Schließlich gab der Arena-Boxstall bekannt, daß das Comeback definitiv am 26. November im türkischen Trabzon über die Bühne gehen werde, wo der Kubaner im Vorprogramm des Titelkampfs zwischen Selcuk Aydin und Ionut Dan Ion angekündigt sei.

Inzwischen mußte der Kampf jedoch kurzfristig abgesagt werden, da der 31jährige Kubaner, der am Mittwoch von Miami in die Türkei reisen wollte, mit einem gerichtlichen Ausreiseverbot belegt wurde. Ohne auf die genauen Umstände einzugehen, teilte Promoter Ahmet Öner mit, daß Solis wegen eines zivilen Rechtsstreits bis Mitte Dezember nicht ausreisen dürfe. Obgleich es sich wohl um keine "große und ernste Sache" handle, sei doch besonders ärgerlich, daß man erst drei Tage vor der Veranstaltung vom Ausreiseverbot erfahren habe. "Er hat einen Fehler gemacht, wir alle machen Fehler. Ich hoffe nur, daß er auch daraus lernt", zeigte sich Öner bemüht, den Ball flach zu halten.

Solis habe sich von seiner Verletzung vollständig erholt und wäre bereit gewesen, in den Ring zu steigen. Sobald alle rechtlichen Fragen geklärt seien, stehe dem nichts mehr im Wege. Der Promoter könnte sich einen Kampf gegen Manuel Charr vorstellen, der in den Weltranglisten gut plaziert sei und für Solis ein echter Prüfstein auf dem Weg zu den Klitschkos wäre. Umgekehrt gereichte es Charr von Vorteil, gegen einen so erfahrenen Mann wie Solis anzutreten. Dieser Kampf würde gerade in Deutschland sicher viele Leute begeistern, zumal man den Sieger an die Spitze der Ranglisten führen könne.


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Revanche zwischen Selcuk Aydin und Ionut Dan Ion

Als Selcuk Aydin und Ionut Dan Ion am 5. Juni letzten Jahres erstmals aufeinandertrafen, setzte sich der Türke in einem dramatischen Kampf vor 10.000 begeisterten Zuschauern in einer der größten Basketballarenen Istanbuls knapp nach Punkten durch. Als erster türkischer Boxer, der auf heimischem Boden Champion geworden war, wurde er natürlich von seinen Landsleuten euphorisch gefeiert. Zu den Höhepunkten der Ehrungen zählte ein Empfang bei Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan, der ihn beglückwünschte.

Da man jedoch im Lager des in Kanada lebenden Rumänen der Auffassung war, die Wertung habe nicht dem Verlauf des Kampfs entsprochen, wurde später eine Revanche vereinbart, bei der beide Boxer hoffen, für klare Verhältnisse zu ihren Gunsten sorgen zu können. Promoter Ahmet Öner veranstaltet das Duell im türkischen Trabzon, weshalb man von einem klaren Heimvorteil Aydins ausgehen kann, den seine Landsleute sicher frenetisch anfeuern werden. Er steigt als Silberchampion des WBC im Weltergewicht in den Ring, womit er bei diesem Verband Pflichtherausforderer des Weltmeisters Floyd Mayweather ist. Während der Türke in 22 Profikämpfen ungeschlagen ist, stehen für seinen Gegner 29 Siege und die besagte Niederlage zu Buche.

Wie der Rumäne auf der Pressekonferenz berichtete, habe er sich drei Monate lang intensiv vorbereitet und wolle am Samstag einen großen Kampf zeigen. Er danke den Menschen in Trabzon für den warmen und angenehmen Empfang. Sein Promoter Chris Ganescu fügte hinzu, daß sich der Auftritt nicht wie ein Kampf vor fremdem Publikum anfühle. Schließlich komme man vom Schwarzen Meer, an dem auch Trabzon liegt. Da sich Ionut Dan Ion nicht zu dem Ausgang des ersten Kampfs äußern wollte, antwortete sein Trainer Pierre Bouchard, daß allen Beteiligten klar sei, wer damals tatsächlich gewonnen habe. Da Selcuk Aydin offensichtlich nicht in Bestform gewesen sei, betrachte man das Ergebnis als abgehakt. Diesmal werde er sicher erheblich besser kämpfen, doch gelte das gleichermaßen für "Jo Jo".

Dem hielt Aydin zuversichtlich entgegen, daß er den ersten Kampf gewonnen habe und nun wieder gewinnen werde. Um allen Spekulationen und Diskussionen den Boden zu entziehen, werde er seinem Gegner keine Chance lassen und beweisen, daß er deutlich besser als Ionut Dan Ion sei. Er wolle keinen einzigen freien Platz auf den Rängen sehen, warb Aydin für ein volles Haus. Ahmet Öner hat zugesagt, 25 Prozent der Einnahmen aus dem Kartenverkauf für die Erdbebenopfer in der Provinz Van zu spenden.

25. November 2011