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MELDUNG/719: Titelträume Arthur Abrahams nehmen Gestalt an (SB)



Nur einen Sieg von der Herausforderung des WBO-Champions entfernt

Als ungeschlagener Weltmeister der IBF im Mittelgewicht erfreute sich Arthur Abraham einst der Gunst des deutschen Publikums, das ihn mehrere Jahre in Folge zum beliebtesten Boxer des Jahres kürte. Zunehmende Probleme, des verlangte Kampfgewicht zu erreichen, forderten ihren Tribut, so daß der Berliner nach extremen Hungerkuren deutliche Zeichen konditioneller Schwäche erkennen ließ. Die vermeintliche Patentlösung des Wechsels in Supermittelgewicht beschwor ein Desaster herauf, denn nach dem Auftaktsieg im Super-Six-Turnier handelte sich Abraham drei Niederlagen ein. Trainer Ulli Wegner rügte den Lebensstil seines Schützling, und erst als das Tischtuch zwischen beiden vollends zerrissen schien, söhnte sich das vormalige Erfolgsgespann wieder aus.

Zunächst stand lange die Absicht im Raum, Schritt für Schritt in die alte Gewichtsklasse zurückzukehren, um dort an frühere Erfolge anzuknüpfen. Nachdem sich abzeichnete, daß dieser entbehrungsreiche Weg nur um den Preis verlorener Substanz zu erzwingen wäre, legte man das Vorhaben ad acta und freundete sich wohl oder übel mit dem endgültiger Verbleib im Supermittelgewicht an. Dort geben Konkurrenten wie Andre Ward, Carl Froch und Mikkel Kessler den Ton an, die stärker als der Berliner einzuschätzen sind und dies wie im Fall des Kaliforniers und des Briten bereits im direkten Vergleich unter Beweis gestellt haben.

Dennoch zeigt sich Abraham zuversichtlich, noch in diesem Jahr an die Weltspitze zurückzukehren und sich einen Weltmeistertitel zu sichern. Der Berliner hat 33 Kämpfe gewonnen und drei verloren. In der aktuellen Rangliste der WBO liegt er bereits auf dem zweiten Platz hinter Kessler, der am 14. April vor heimischem Publikum in Kopenhagen auf den amtierenden Champion Robert Stieglitz trifft. Diese Konstellation eröffnet dem Berliner die Aussicht, unabhängig vom Ausgangs dieses Duells an die Spitze der Rangliste vorzurücken, sofern er seinen nächsten Kampf nicht verliert.

Dieser ist für den 31. März in Kiel geplant, wobei der Gegner in wenigen Tagen bekanntgegeben werden soll. Der 31jährige Exweltmeister kann die erfreuliche Zwischenbilanz ziehen, daß er dank seines Sieges über den Argentinier Pablo Oscar Natalio Farias im Januar zwei Plätze in der WBO-Rangliste aufgestiegen ist und, einen weiteren Erfolg vorausgesetzt, bald wieder nach einem Gürtel greifen kann. Denkbar wären gegen Ende des Jahres auch Kämpfe gegen Champions der Verbände WBA und IBF, bei denen Abraham ebenfalls gut plaziert ist. Bevorzugte Option bleibt indessen die WBO, bei der die Aussichten auf einen Titelkampf derzeit am günstigsten sind.


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Eddie Chambers schließt Wechsel ins Cruisergewicht nicht aus

Lange Zeit galt das Cruisergewicht als eine Durchgangsstation ins Schwergewicht oder als zeitweiliges Ausflugsziel für erfolgreiche Halbschwergewichtler, die sich im Vorbeigehen einen weiteren Gürtel sichern wollten. Das hat sich in jüngerer Zeit grundlegend geändert, ist dieses Limit doch inzwischen stark besetzt und entsprechend attraktiv. David Haye, Jean-Marc Mormeck und Tomasz Adamek waren Weltmeister im Cruisergewicht, ehe sie in die Königsklasse aufstiegen. Marco Huck gibt in Kürze sein Debüt im Schwergewicht gegen WBA-Champion Alexander Powetkin.

Wesentlich seltener geht ein Boxer den umgekehrten Weg und steigt vom höchsten Limit ins Cruisergewicht ab. Da das Schwergewicht traditionell wesentlich attraktiver und lukrativer ist, bestand bislang kaum ein Anreiz für einen Wechsel in dieser Richtung. Daß sich die Verhältnisse inzwischen verändert haben, mag der Umstand unterstreichen, daß Eddie Chambers künftige Auftritte in der niedrigeren Gewichtsklasse nicht ausschließt. Nachdem er zuletzt zwei Kämpfe in Folge verletzungsbedingt absagen mußte, hat er eigenen Angaben zufolge inzwischen von ärztlicher Seite grünes Licht bekommen, das Training wieder aufzunehmen. Wie der 29jährige mitteilte, könne er mit seinem derzeitigen Gewicht in beiden Limits antreten.

Chambers, der 26 Kämpfe gewonnen und zwei verloren hat, ist einer der leichtesten und beweglichsten Boxer von Weltklasse im Schwergewicht. Sein höchstes Kampfgewicht betrug nur 101,2 kg (2009 gegen Samuel Peter), bei seinem letzten Auftritt im Februar 2011 gegen Derric Rossy lag er mit 94,3 kg lediglich 3,7 kg über dem Cruisergewicht. An interessanten Gegnern fehlt es in der niedrigeren Gewichtsklasse nicht, da Kontrahenten wie Yoan Pablo Hernandez, Antonio Tarver oder Denis Lebedew für hochklassige Duelle gut sind.

16. Februar 2012