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MELDUNG/741: Stieglitz enttäuscht über Kesslers Absage (SB)



Dänischer Exweltmeister tritt nicht gegen WBO-Champion an

Nun ist die Katze aus dem Sack. Die Hoffnung des WBO-Weltmeisters Robert Stieglitz, mit einem spektakulären Kampf gegen Mikkel Kessler an der Weltspitze des Supermittelgewichts weithin beachtete Akzente zu setzen, hat sich endgültig zerschlagen. Dänische Medienberichte haben bestätigt, was anhaltende Gerüchte bereits an die Grenze der Gewißheit getrieben hatten. Der frühere Weltmeister der Verbände WBA und WBC, Mikkel Kessler, zieht für seinen Auftritt am 19. Mai im Kopenhagener Parken Stadion einen anderen Gegner vor. Auf wen die Wahl fällt, will Promoter Sauerland in Kürze bekanntgeben.

Als mögliche Kandidaten gelten WBA-Interimsweltmeister Brian Magee, der reguläre Weltmeister der WBA, Karoly Balzsay, sowie WBA-Superchampion und WBC-Weltmeister Andre Ward. Die hochkarätigste Option wäre zweifellos der letztgenannte Kalifornier, der seit seinem Sieg im Super-Six-Turnier als derzeit weltbester Boxer dieser Gewichtsklasse gilt. Allerdings dürfte so gut wie ausgeschlossen sein, daß Ward das Risiko eingeht, seine Titel im Ausland aufs Spiel zu setzen. Er hat es bislang vorgezogen, wenn irgend möglich in seinem näheren Umfeld zu kämpfen und sein unbestrittenes Können vor einem ihm gewogenen Kampfgericht zu präsentieren.

Wie nicht anders zu erwarten, zeigte sich WBO-Weltmeister Robert Stieglitz, der beim Magdeburger Promoter SES unter Vertrag steht, enttäuscht über diese Entwicklung. Kessler habe den Kampf nun dreimal in Folge ohne Entschuldigung abgesagt, weil immer irgend etwas dazwischengekommen sei. Er könne nicht ewig auf den Dänen warten und begrüße die Entscheidung der WBO, eine Titelverteidigung gegen den Pflichtherausforderer George Groves anzuordnen.

Der 30 Jahre alte Champion bekommt es dabei mit einem Gegner zu tun, der zwar erst vierzehn Profikämpfe bestritten, diese aber ausnahmlos gewonnen hat. Promoter SES hat sich bei der Versteigerung bereits die Rechte an der Austragung dieses Kampfs gesichert. Groves hat seinen anstehenden Kampf gegen Kenny Anderson abgesagt, um diese frühe Titelchance wahrzunehmen. Wie Stieglitz einräumt, sei ihm nicht allzu viel über den 23 Jahre alten Herausforderer bekannt. Wie gut er sei, werde sich im Ring herausstellen: "Ich bin aber der Weltmeister, und das wird so bleiben."

Unterdessen hat Promoter Sauerland bestätigt, daß Mikkel Kessler demnächst ins Halbschwergewicht aufsteigen könnte. Als möglicher Gegner gilt dort der in 24 Kämpfen ungeschlagene IBF-Champion Tavoris Cloud, der allerdings zuvor seine Pflichtverteidigung gegen den Deutschen Karo Murat absolvieren muß. Clouds Trainer Al Bonanni zeigte sich erfreut über die Absichten Kesslers, betonte aber zugleich den Vorrang des Duells mit Murat, über das Promoter Don King derzeit Verhandlungen führe. Einen Kampf gegen den Dänen bereits im Mai hält Bonanni unter diesen Umständen für sehr unwahrschweinlich. Der letzte Auftritt Clouds gegen den Spanier Gabriel Campillo sei nur möglich gewesen, weil man der IBF zugesagt habe, mit Murat zu verhandeln. Mache dieser den Weg nicht frei für einen Kampf gegen Kessler, müsse man den Titel gegen den Pflichtherausforderer verteidigen.


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Antonio Tarver trifft auf Nigerianer Lateef Kayode

Antonio Tarver ist amtierender Weltmeister des kleinen Verbands IBO im Cruisergewicht und Kommentator des Senders Showtime. Diese Zweigleisigkeit seiner Berufsausübung erlaubt es ihm, beiläufig Werbung in eigener Sache zu machen und die Auftritte künftiger Gegner zu studieren. So kündigte er an, seinen nächsten Kampf gegen den in den USA lebenden Nigerianer Lateef Kayode zu bestreiten, dessen Darbietungen er bereits mehrfach kritisch kommentiert hatte.

Diese Aufdeckung seiner Schwachstellen hat dem von Freddie Roach trainierten Kayode überhaupt nicht gefallen, weshalb er Tarver auf einem YouTube-Video öffentlich herausforderte. Nun soll die Meinungsverschiedenheit am 26. Mai im Ring ausgetragen werden. Der Nigerianer ist in 18 Profikämpfen ungeschlagen, während Antonio Tarver von seinen 35 Auftritten bereits sechs verloren hat. Sein Status als Champion des größten der kleinen Verbände räumt ihm jedoch die Favoritenrolle ein.

Wie der Weltmeister versichert, habe er Kayode keineswegs gezielt kritisiert, sondern lediglich geäußert, was ihm zu dessen Kampfesweise eingefallen sei. Der Nigerianer habe sich jedoch beleidigt gefühlt, so daß man die Kontroverse eben am 26. Mai bereinigen müsse. Da Kayode jung sei und über beträchtliche Schlagwirkung verfüge, müsse er sich intensiv auf ihn vorbereiten, so Tarver. Dann werde sich zeigen, daß man die alten Jungs nicht voreilig abschreiben sollte.

14. März 2012