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MELDUNG/766: Nadia Raoui plant ein Jahr der Abrechnung (SB)




Fliegengewichtlerin möchte alte Scharten auswetzen

Die 1985 in Herne geborene Nadia Raoui ist Weltmeisterin im Fliegengewicht nach Version der Women's International Boxing Association (WIBA) und der World Pro-Boxing Organization (WPBO). Sie hatte im Alter von 17 Jahren mit Thai- und Kickboxen begonnen und debütierte am 11. November 2006 als Profiboxerin mit einem Punktsieg gegen Elina Tissen. Am 24. April 2010 kämpfte sie in Hamburg gegen die in 26 Kämpfen ungeschlagene Susianna Kentikian um die Titel der Verbände WIBF, WBA sowie WBO und unterlag umstritten nach Punkten. Später zog sie sich vorübergehend aus dem Profiboxen zurück und begann eine kaufmännische Ausbildung. Nach über einem Jahr Pause gab sie am 25.‍ ‍Juni 2011 ihr Comeback mit einem Aufbaukampf gegen Evgenija Dsablotskaja, den sie nach Punkten gewann. Am 2. Dezember 2011 verteidigte sie ihren Titel erfolgreich gegen Oksana Romanova.

Nadia Raoui hat bislang dreizehn Profikämpfe gewonnen, einen verloren sowie einen unentschieden beendet. Sie steigt am Freitag in der Kölner Lanxess Arena im Vorprogramm des Duells zwischen Felix Sturm und Sebastian Zbik in den Ring. Ihre Gegnerin Eileen Olszewski kommt aus den USA und bringt eine Bilanz von sieben Siegen, drei Niederlagen und zwei Unentschieden mit. Das erste Aufeinandertreffen der beiden hatte im Dezember 2008 mit einem umstrittenen Unentschieden geendet. Raoui ist der Auffassung, daß sie den damaligen Kampf dominiert und die klareren Treffer ins Ziel gebracht habe. Die enttäuschende Entscheidung des Kampfgerichts habe sie um den verdienten Lohn ihrer Arbeit gebracht.

Nun biete sich ihr die Gelegenheit, das damalige Urteil vergessen zu machen und zu beweisen, wer die bessere Boxerin sei. Grundsätzlich zolle sie jeder Gegnerin Respekt, und das gelte natürlich auch für Eileen, die vor ihr Weltmeisterin gewesen sei und ihren Gürtel zurückhaben wolle. Dazu werde es jedoch nicht kommen, da sie fest von einer erfolgreichen Titelverteidigung ausgehe, so Nadia Raoui. Noch wichtiger als die geplante Korrektur der Bilanz mit Eileen Olszewski ist ihr jedoch ein zweiter Kampf gegen Susianna Kentikian, die ihr die einzige Niederlage ihrer Karriere beigebracht hat.

2012‍ ‍sei für sie das Jahr der Abrechnung, kündigt Raoui der Hamburgerin eine Revanche an, gegen die sie im April 2010 in der Alsterdorfer Sporthalle verloren hatte. Viele Zuschauer und Experten zogen damals die knappe Punktwertung zugunsten der Lokalmatadorin in Zweifel. Die Siegerin habe ihr damals direkt nach dem Kampf eine Revanche zugesagt, doch eingelöst habe sie ihr Versprechen bis heute nicht. Stattdessen habe sie Gegnerinnen wie die Thailänderin Teeraporn Pannimit vorgezogen, die nicht einmal in den Top 30 der unabhängigen Weltrangliste im Fliegengewicht stand. Es sei an der Zeit, Farbe zu bekennen und das Versprechen einzulösen. Sollte es im Herbst dazu kommen, dürften die Zuschauer Boxen auf allerhöchstem Niveau erwarten.

Was ihr persönliches Verständnis von Fairneß im Sport betreffe, solle ihres Erachtens stets die Bessere gewinnen. Sollte sie selbst einmal schlecht kämpfen, müsse sie den Sieg ihrer Gegnerin akzeptieren. Wichtig sei indessen, die Chance zu bekommen, einen derartigen Rückschlag wieder gutzumachen. Beim Boxen seien Niederlagen nun einmal menschlich, sofern man gegen hochklassige Gegnerinnen antrete. Ohnehin sollte man besser nicht die Anzahl der Siege bewerten, da man eine Kampfstatistik mit schwachen Gegnerinnen schönen könne. Entscheidend sei vielmehr, ob man gegen die gefährlichsten Kontrahentinnen antrete und dabei das Risiko eingehe, ein Duell zu verlieren. Jedenfalls sei es ihre Sache nicht, mit handverlesenen Boxerinnen in den Ring zu steigen, die man dem Publikum als hochklassig verkauft.

Nadia Raouis Manager Marc Stöckel stößt ins selbe Horn und legt mit den Worten nach, er habe dem Geschäftsführer der Sturm Boxpromotion, Roland Bebak, signalisiert, daß man gerne gegen Ende des Jahres gegen Susianna Kentikian antreten wolle. Er hoffe nur, daß sie nicht wieder kneife und einem Rückkampf aus dem Weg gehe. Es sei an der Zeit, Nadia Gelegenheit zu geben, den Beweis anzutreten, daß sie seinerzeit durch ein Fehlurteil verloren habe. Sollte es tatsächlich zu diesem zweifellos attraktiven Duell kommen, könnte es von Felix Sturms Haussender Sat.1 übertragen werden.

12.‍ ‍April 2012