Schattenblick →INFOPOOL →SPORT → BOXEN

MELDUNG/797: Hochstimmung im Kopenhagener Parken-Stadion (SB)




Mikkel Kessler trifft im Halbschwergewicht auf Allan Green

Der Berliner Promoter Sauerland Event präsentiert heute abend im Kopenhagener Parken-Stadion vor rund 30.000 Zuschauern einen hochklassigen Kampf im Halbschwergewicht. Dabei trifft der frühere Weltmeister im Supermittelgewicht und Lokalmatador Mikkel Kessler auf den US-Amerikaner Allan Green. Auf dem Spiel steht der Titel des sogenannten Silberchampions des WBC, womit nichts anderes als der Pflichtherausforderer dieses Verbands gemeint ist. Dem Sieger winkt daher in absehbarer Zeit ein Kampf gegen Weltmeister Chad Dawson, der sich jüngst bei der Revanche gegen seinen US-amerikanischen Landsmann Bernard Hopkins durchgesetzt hat und gegenwärtig als weltbester Boxer dieser Gewichtsklasse gehandelt wird.

Mikkel Kessler, der damit in seiner angestammten Gewichtsklasse den Weg für seinen Teamkollegen Arthur Abraham freimacht, der in Kürze um den Titel der WBO gegen Robert Stieglitz kämpfen will, hatte bereits im Super-Six-Turnier auf Green treffen sollen. Damals mußte sich der Däne jedoch wegen einer Augenverletzung, an der er schon geraume Zeit laboriert hatte, aus dem Wettbewerb verabschieden und einer längere Pause einlegen. Seither hat der 33jährige nur einen einzigen Kampf absolviert, bei dem er im Juni 2011 Mehdi Bouadla durch technischen K.o. bezwang. Bedenken, es könne ihm an Ringpraxis fehlen, will der Exweltmeister jedoch nicht gelten lassen, da ihn seine Leistungen beim Sparring zuversichtlich stimmten.

Für Mikkel Kessler stehen 44 Siege und zwei Niederlagen zu Buche, wobei er lediglich gegen den legendären Waliser Joe Calzaghe und den späteren Super-Six-Sieger Andre Ward verloren hat. Der Däne war 1998 im Alter von 19 Jahren Profi geworden und bekam nach 34 gewonnenen Kämpfen erstmals die Chance, einen Weltmeister herauszufordern. Am 12. November 2004 besiegte er Manny Siaca und wurde damit neuer Champion der WBA. Am 14. Oktober 2006 setzte er sich auch gegen WBC-Weltmeister Markus Beyer durch und führte die beiden Titel zusammen. In dem ebenfalls ungeschlagenen WBO-Champion Joe Calzaghe fand er schließlich seinen Meister als er am 3. November 2007 im Millennium Stadium von Cardiff vor mehr als 50.000 Zuschauern deutlich nach Punkten verlor und damit die erste Niederlage in seiner fast zehnjährigen Profikarriere hinnehmen mußte. Im Jahr 2008 holte sich der Däne den inzwischen vakanten WBA-Titel zurück. Unterdessen zu Sauerland gewechselt nahm Kessler am Super-Six-Turnier teil, bei dem er am 21. November 2009 in Oakland überraschend den ersten Kampf und damit den WBA-Titel an den US-Amerikaner Andre Ward verlor. Im zweiten Turnierkampf entthronte er dann am 24. April 2010 in Herning WBC-Weltmeister Carl Froch, doch mußte er den Gürtel nach seinem Ausstieg aus dem Turnier im August 2010 wieder abgeben.

Der ein Jahr jüngere Allan Green ist ursprünglich im Halbschwergewicht zu Hause, wo er seine Profikarriere begonnen hat. Zwischenzeitlich hungerte er sich bis ins Mittelgewicht hinunter, was ihm jedoch nicht allzu gut bekommen ist. Sollte Green, der bislang an prominenten Gegnern durchweg gescheitert ist, erneut deutlich verlieren, droht ihm das Ende seiner Karriere. Green hat bislang 31 Profikämpfe gewonnen und drei verloren. Er war für den freiwillig ausgeschiedenen Jermain Taylor ins Super-Six-Turnier nachgerückt, verlor jedoch in seinem ersten Kampf am 19. Juni 2010 in Oakland gegen Andre Ward und auch im zweiten gegen den 41jährigen Jamaikaner Glen Johnson, so daß er punktlos aus dem Turnier ausschied.

Im Vorfeld des Duells in Kopenhagen gab sich Allan Green außerordentlich zuversichtlich und verkündete nach seinem Eintreffen in Dänemark, er habe die allermeisten Kämpfe Kesslers analysiert, so daß er genau wisse, was ihn erwarte. Nichts von dem, was sein Gegner bringen werde, könne ihn überraschen. Green, der sich im Halbschwergewicht wesentlich wohler als in den niedrigeren Limits fühlt, hält sich eine ausgezeichnete Vorbereitung zugute, womit er Kessler vor jede Menge Probleme stellen und den Kampf vorzeitig gewinnen werde. Auf der letzten Pressekonferenz legte er dann noch einmal nach und erklärte, Kessler sei früher ein erstklassiger Boxer gewesen, doch habe ihn die Niederlage gegen Joe Calzaghe zerstört. Seither sei er nicht mehr derselbe im Ring. Er könne nicht mehr jene Leistung abrufen, die ihn früher ausgezeichnet habe. Am Samstag werde er den Dänen dann komplett brechen, worauf dieser mit dem Boxsport abschließen könne.

Mikkel Kessler zeigte sich wenig beeindruckt von den großen Worten seines Gegners, die er schlichtweg als das übliche Geschwätz vor einem Kampf bezeichnete. Er sei es gewohnt, solche Sprüche zu hören. Green solle dieses Selbstbewußtsein ruhig mit in den Ring bringen, da er auf einen Gegner treffen werde, der in blendender Verfassung antrete. Der Däne verweist darauf, daß er sich mit körperlich klar überlegenen Partnern im Sparring vorbereitet und dabei ausgezeichnet geschlagen habe. Er könne es kaum erwarten, in den Ring zu steigen, und werde den Amerikaner auf die Bretter schicken, wann immer sich die Gelegenheit dazu biete.

Dem schloß sich sein Trainer Jimmy Montoya mit den Worten an, er respektiere Allan Green als großen Kämpfer, doch sei der Amerikaner ein noch besserer Sprücheklopfer, der gegen Mikkel den kürzeren ziehen werde. Promoter Kalle Sauerland freut sich auf eine außergewöhnliche Veranstaltung im Parken-Stadion, die von diesem hochkarätigen Kampf um den Silbergürtel des WBC gekrönt werde.

19.‍ ‍Mai 2012