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MELDUNG/800: David Price sichert sich vakanten britischen Titel (SB)




Sam Sexton muß in der vierten Runde die Segel streichen

David Haye, Dereck Chisora, Tyson Fury und nun auch David Price - die britische Schwergewichtsszene kann in jüngerer Zeit mit einer ganzen Reihe exzellenter Schwergewichtsboxer aufwarten. Der britische Titel war vakant geworden, nachdem Fury anspruchsvollere Aufgaben ins Visier genommen und seine Karriereplanung auf einen Kampf um die Weltmeisterschaft ausgerichtet hatte. Der ungeschlagene David Price ließ sich diese Chance nicht entgehen und sicherte sich nun in einem Duell mit seinem Landsmann Sam Sexton die Trophäe. In Liverpool benötigte der 28jährige nur vier Runden, um sich nach einem dominant geführten Gefecht mit drei Niederschlägen durchzusetzen. Während Price seinen dreizehnten Profisieg und zugleich den elften vorzeitigen Erfolg feiern konnte, zog Sam Sexton nach zwei Niederlagen gegen Dereck Chisora nun zum dritten Mal den kürzeren und blieb in der nationalen Konkurrenz um die Vorherrschaft in der Königsklasse auf der Strecke.

Der favorisierte Price stellte von Beginn an klare Verhältnisse her, indem er beständig Druck machte und Sexton vor sich her trieb. Dieser zog sich den Seilen entlang zurück und mußte dabei etliche Treffer einstecken, ohne sich dafür revanchieren zu können. Auch in der zweiten Runde verschanzte sich der Außenseiter größtenteils hinter seiner Deckung und schlug nur gelegentlich energisch zurück, während Price das Geschehen weiterhin mit seinem Jab und einigen Rechten bestimmte. Diese Rollenverteilung setzte sich auch im folgenden Durchgang fort, bis Sexton kurz vor der Pause nach einer Kombination erstmals zu Boden ging. Er kam jedoch rasch wieder auf die Beine und ließ sich anzählen, wobei er zu demonstrieren versuchte, daß ihm das nichts anhaben könne.

Wie eng es für ihn geworden war, stellte sich jedoch in der vierten Runde heraus, als er nach einer rechten Geraden angeschlagen wirkte. Sofort verstärkte Price den Druck und kam wenig später mit einem Aufwärtshaken durch, der seinen Gegner wiederum auf die Bretter schickte. Erneut angezählt raffte sich Sexton auf, doch wurde er nun durch den Ring getrieben und fand kaum noch Mittel, sich der stürmischen Angriffe zu erwehren. Zwei Schläge zum Körper öffneten seine Deckung, worauf er voll am Kopf getroffen wurde und diesmal so heftig zusammenbrach, daß ihn der Ringrichter sofort aus dem Kampf nahm.

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Denis Lebedew am 21. Juli in Paris gegen Jean-Marc Mormeck

Seit der bislang einzigen Niederlage seiner Karriere, die er umstritten gegen WBO-Weltmeister Marco Huck in Berlin bezog, macht Denis Lebedew Jagd auf einen regulären Titel im Cruisergewicht. Da ihm Huck die erhoffte Revanche nicht gewährt hat, brachte es der Russe bislang nur zum Interimschampion der WBA, doch hält er sich unterdessen an namhaften Exweltmeistern über vierzig schadlos. Dritter Gegner in dieser Reihe soll Jean-Marc Mormeck sein, auf den der Russe aller Voraussicht nach am 21. Juli in Paris trifft.

Der Franzose war früher WBA-Weltmeister im Cruisergewicht und stieg nach einer Niederlage gegen David Haye, die ihn den Titel kostete, ins Schwergewicht auf. Dort bestritt er vier Kämpfe und unterlag Wladimir Klitschko nach chancenlosem Gefecht durch K.o. in der vierten Runde. Nun kehrt er in seine alte Gewichtsklasse zurück, doch muß er zunächst einen Aufbaukampf bestreiten und gewinnen, um in die Top 15 der WBA aufzusteigen, was Voraussetzung für ein Duell mit Interimsweltmeister Lebedew ist.

Ungeachtet dieser vorerst noch offenen Ausgangslage gibt sich Lebedews rühriger Manager Wladimir Hrijunow überzeugt, daß dem geplanten Kampf seines Schützlings mit dem Franzosen nichts im Wege steht. Man habe eine entsprechende Abmachung getroffen, und er denke nicht, daß irgend etwas dazwischenkommen wird. Denis Lebedew, der 24 Kämpfe gewonnen und nur gegen Marco Huck bei dessen reichlich strapaziertem Heimvorteil verloren hat, dürfte klarer Favorit gegen Jean-Marc Mormeck sein, dessen inzwischen durchwachsene Bilanz von 36 Siegen und fünf Niederlagen zeigt, daß er den Zenit seines Könnens überschritten hat.

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WBC verurteilt Kampf zwischen David Haye und Dereck Chisora

Nach dem britischen und dem deutschen Boxverband hat sich nun auch der Weltverband WBC nachdrücklich gegen die Austragung des Kampfs zwischen David Haye und Dereck Chisora ausgesprochen, der am 14. Juli in London stattfinden soll. Hingegen haben die konkurrierenden Weltverbände WBA und WBO keine ernsthaften Einwände, was nicht zuletzt darauf zurückzuführen sein dürfte, daß mit dem internationalen Titel der WBO und der interkontinentalen Meisterschaft der WBA zwei ihrer Gürtel bei diesem Kampf zur Disposition stehen. So erklärte WBO-Präsident Paco Valcarcel zu der leidigen Angelegenheit, daß der Boxverband Luxemburgs, unter dessen Lizenz das Duell über die Bühne geht, Teil der WBO sei. Die aktuellen Probleme bestünden zwischen dem Luxemburgischen Verband und der britischen Boxkommission, nicht jedoch der WBO. Daher könne man nicht umhin, dem Kampf zuzustimmen.

WBC-Präsident José Sulaiman sieht das ganz anders und droht, künftig keine Kämpfe mit luxemburgischer Lizenz mehr zuzulassen. Sollte der Kampf zwischen Haye und Chisora tatsächlich stattfinden, werde man Luxemburg und darüber hinaus jede Person und Institution, die damit in Beziehung steht, aus dem WBC ausschließen, heißt es in einem Schreiben Sulaimans an die britische Boxkommission. Er sei sehr wütend auf den Promoter, der die Ethik, Ehrlichkeit und Ernsthaftigkeit des Sports untergrabe. Würde der WBC-Präsident seine Drohung wahrmachen, müßte er die Boxer Frank Warrens und Sauerlands künftig von Kämpfen um Titel seines Verbands ausschließen. Dazu dürfte es jedoch kaum kommen, sind doch die von den Promotern entrichteten Gebühren die Haupteinnahmequelle der Verbände.

22. Mai 2012