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MELDUNG/836: Auf seines Landsmanns Spuren - Nonito Donaire holt sich den nächsten Gürtel (SB)




Philippiner nun Champion zweier Verbände im Superbantamgewicht

Fragt man nach dem besten Boxer aller Gewichtsklassen, was im Grunde absurd, aber nichtsdestoweniger seit Jahren beliebt und üblich ist, fällt nach Manny Pacquiao und dessen Erzrivalen Floyd Mayweather jun. alsbald der Name eines weiteren Philippiners. Während sein berühmter Landsmann Weltmeister in acht verschiedenen Limits war und derzeit einen Gürtel im Weltergewicht besitzt, kämpft Nonito Donaire, von dem hier die Rede ist, gegenwärtig erfolgreich im Superbantamgewicht. Nach Titeln im Feder- und Bantamgewicht war er bislang Champion der WBO im nächsthöheren Limit und hat sich nun in einem Vereinigungskampf auch den Gürtel der IBF gesichert.

Nachdem der in den USA lebende Donaire bei seinen letzten Auftritten nicht übermäßig gefordert war, mußte er gegen den Südafrikaner Jeffrey Mathebula alles geben, um mit einem furiosen Endspurt einen deutlichen Punktsieg sicherzustellen (117:110, 118:109, 119:108). Der mit 1,80 m für diese Gewichtsklasse ungewöhnlich hochgewachsene Mathebula setzte sich mit seinem Reichweitenvorteil phasenweise gut in Szene, vermochte aber dem Kampfgeist des stets den Niederschlag anstrebenden Philippiners letzten Endes nicht genügend entgegenzusetzen. So gewann Donaire einen zweiten Gürtel hinzu und verbesserte seine Bilanz auf 29 Siege und eine Niederlage, während für den Südafrikaner nun 26 gewonnene und vier verlorene Auftritte sowie zwei Unentschieden zu Buche stehen.

Nonito Donaire, der für seine überfallartigen eingesprungenen Angriffe bekannt und gefürchtet ist, setzte von Beginn an auf diese schwer einzuschätzende Vorgehensweise. Mathebula wurde mehrfach getroffen und zeigte bereits erste Wirkung, worauf er sich mit Klammern aus der Affäre ziehen mußte. Der Philippiner ließ nichts anbrennen und setzte in der zweiten Runde vermehrt den linken Haken ein, der in seinem ansehnlichen Repertoire als die gefährlichste Waffe gilt. Offensichtlich darauf aus, ohne längere Vorbereitung einen Niederschlag herbeizuführen, ließ er in dieser frühen Phase noch die nötige Präzision vermissen, um seine Schläge wirksam ins Ziel zu bringen. Der Südafrikaner war gewarnt, ließ sich jedoch keineswegs einschüchtern und punktete im dritten Durchgang mit seinem Jab und einigen flüssigen Kombinationen.

In Runde vier modifizierte Donaire seinen linken Haken zum Uppercut, der immer wieder kam, doch den aufmerksamen Mathebula nicht entscheidend traf. Es mochte der Konzentration auf diesen bedrohlichen Schlag geschuldet gewesen sein, daß der Südafrikaner kurz vor Rundenende von einem Konter aus einem anderen Vektor überrascht und schwer angeschlagen auf die Bretter geschickt wurde. Hätte nicht wenig später der rettende Gong geläutet, wäre es womöglich um Mathebula geschehen gewesen. Dieser erholte sich jedoch in der Pause erstaunlich gut und revanchierte sich in der folgenden Runde mit diversen Jabs und einigen Rechten, die ihren Niederschlag auf den Zetteln der Punktrichter fanden.

Dasselbe Bild setzte sich im sechsten Durchgang fort, da Donaire auf der Jagd nach dem entscheidenden Schlag die Führhand zu selten einsetzte und seine Deckung vernachlässigte. In der Folge machte der Südafrikaner in der Punktwertung weiter Boden gut, bis sich der Philippiner ab der zehnten Runde endlich eines Besseren besann und mit dem Jab seine wuchtigen Schläge vorbereitete. Sofort bekam Mathebula Probleme und mußte in der elften Runde eine rechte Gerade einstecken, die sichtbare Wirkung bei ihm hinterließ. Er kämpfte nun im Rückwärtsgang, schlug immer weniger und war bestrebt, vor allem seine linke Seite zu schützen. Donaire, obzwar seinerseits von diversen Treffern gezeichnet, hatte seinem Gegner einen Zahn zertrümmert und ihm damit die letzte Aussicht genommen, mehr als den Schlußgong zu erreichen.

Wenngleich der Vorsprung des Philippiners in der offiziellen Wertung letztendlich deutlicher als erwartet ausfiel, und Donaire wohl auch ohne die Schlußoffensive gewonnen hätte, setzte er doch ein unübersehbares Zeichen, wer in diesem Kampf dominiert hatte. Wie eng dieser tatsächlich verlaufen war, zeigte die Schlagstatistik von Compubox, der zufolge der Südafrikaner 80 Treffer mehr ins Ziel gebracht hatte. Hingegen lag Donaire bei den Power Punches mit 102:91 knapp in Führung. Verdient war der Sieg des Philippiners trotz der beachtlichen Vorstellung seines Gegners allemal, da er sich in diesem Duell zweifellos als der druckvoller und gefährlicher agierende Boxer erwiesen hatte.

Nonito Donaire zollte im anschließenden Interview der Zähigkeit seines Gegners Respekt, der nur schwer mit rechts abzukontern gewesen sei. Sein Trainer habe ihm dringend geraten, den Niederschlag zu vergessen und schlauer zu boxen. Das habe dann ja auch geklappt, obgleich er stets darauf aus sei, den Kampf vorzeitig zu beenden. Nun wolle er sich einen dritten Gürtel in diesem Limit sichern und damit unbestrittener Champion im Superbantamgewicht werden. Sobald ihm das gelungen sei, werde er ins Federgewicht aufsteigen.

10. Juli 2012