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MELDUNG/861: Deontay Wilder macht auch mit Kertson Mansell kurzen Prozeß (SB)




Junger US-Schwergewichtler feiert 24. vorzeitigen Sieg

In der mit hochklassigen Akteuren nicht eben reich gesegneten Schwergewichtsszene der USA gilt der 26 Jahre alte Deontay Wilder als Hoffnungsträger, weil er nicht nur in 24 Profikämpfen ungeschlagen ist, sondern darüber hinaus alle Gegner vorzeitig besiegt hat. Jüngstes Opfer des Bronzemedaillengewinners der Olympischen Spiele 2008 in Beijing ist der aus Trinidad und Tobago stammende Kertson Manswell, der in Alabama nicht einmal die erste Runde überstand und seine sechste Niederlage im 28. Kampf hinnehmen mußte.

Eine Minute lang hielt sich Wilder zurück und versuchte seinen Jab in Stellung zu bringen. Dann legte er los, verfehlte zunächst mit einer Kombination sein Ziel, doch ließ er einen linken Haken folgen, dessen Wirkung Manswell ins Schwanken brachte. Der US-Amerikaner setzte sofort nach und traf zweimal mit der Rechten, worauf sein Gegner erstmals zu Boden ging und angezählt wurde. Wenig später geriet Manswell nach einem Abwehrversuch ins Stolpern und machte erneut Bekanntschaft mit den Brettern. Kaum war er wieder auf die Beine gekommen, als ihn Wilder auch schon mit zwei linken Haken ein drittes Mal auf den Boden beförderte, worauf der ungleiche Kampf nach genau zwei Minuten und elf Sekunden der ersten Runde abgebrochen wurde.

Der 35jährige Kertson Manswell ist normalerweise kein Kanonenfutter, wie unter anderem sein Kampf gegen Ruslan Tschagajew gezeigt hat, mit dem der 114 Kilo schwere Brocken über die volle Distanz von zwölf Runden gegangen ist. Wenngleich er nicht zur erweiterten Weltklasse gehört, brachte er doch Erfahrung aus Kämpfen gegen Bermane Stiverne, Mike Perez und Alexander Ustinow mit. So schnell verloren hatte er noch nie, doch traf er in Deontay Wilder auf einen Gegner, dessen Schnelligkeit und Schlagwirkung er nichts entgegenzusetzen hatte. Er galt als bislang namhaftester Prüfstein des aufstrebenden US-Amerikaners, der eindrucksvoll unterstrichen hat, daß er für anspruchsvollere Aufgaben gerüstet ist. Ob seine Trümpfe gegen hochklassige Rivalen ebenso stechen, muß er indessen erst noch unter Beweis stellen.

Nach seinem Sieg erklärte der zwei Meter große Deontay Wilder im Interview, seine Schnelligkeit habe Manswell zur Strecke gebracht. Er verfüge über eine vorzügliche Beinarbeit und sei wohl einer der beweglichsten Schwergewichtler überhaupt. Ihm sei frühzeitig klar geworden, daß der Kampf nicht mehr lange dauern würde, sobald der Gegner seinen Jab zu spüren bekommt. Als er dann auch mit der Rechten durchgekommen sei, habe Manswell überhaupt keine Lust mehr gehabt, sich diesen Schlägen weiter auszusetzen. Seine Schlagwirkung sei ein gottgegebenes Talent, das ihm oft selber Angst mache, da er sie nicht richtig einschätzen könne. Mitunter spüre er bei einem Treffer seine eigenen Knochen: "Und wenn das passiert, dann gute Nacht!"

Natürlich konnte sich Wilder eine Ansage an die Adresse der Klitschkos nicht verkneifen, die vorerst unerreichbar für ihn sind. Die Ukrainer sollten nur nicht zu schnell zurücktreten, sondern auf ihn warten. Was alle anderen Schwergewichtler angehe, die seinen Auftritt verfolgt hätten, richte er die Nachricht an sie, daß es außer ihm niemand sonst zustande bringe, die Klitschkos eines Tages abzulösen. Das sind natürlich große Worte für einen Boxer, der noch keinen Gegner aus den Top 50 der unabhängigen Weltrangliste vor den Fäusten gehabt hat. Da Deontay Wilder jedoch erst vergleichsweise spät mit dem Boxen begonnen hat, baut man ihn trotz seiner Olympiamedaille, die ihn in den USA populär gemacht hat, sehr langsam auf. Das ist vernünftig und zu seinem Vorteil, verschlingen die Klitschkos neben altbekannten Akteuren doch auch reihenweise den Nachwuchs, der sich auf diese Weise gar nicht erst etablieren kann.

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Magomed Abdusalamow boxt im Vorprogramm Vitali Klitschkos

Was den 31jährigen Magomed Abdusalamow mit Deontay Wilder verbindet ist seine ungebrochene Serie vorzeitiger Siege im Schwergewicht. Der in den USA lebende Russe hat 15 Kämpfe bestritten, alle gewonnen und dabei noch nie das Urteil der Punktrichter abwarten müssen. Nun soll er erstmals seit 2010 wieder in seiner Heimat auftreten und dabei im Vorprogramm der Titelverteidigung Vitali Klitschkos gegen Manuel Charr am 8. September in Moskau auf den erfahrenen US-Amerikaner Jameel McCline treffen.

Der mittlerweile 43 Jahre alte McCline hat im Laufe seiner langen Karriere 41 Kämpfe gewonnen, zwölf verloren und drei unentschieden beendet. Zuletzt machte er im Juni gegen den aufstrebenden Polen Artur Szpilka eine recht gute Figur, mußte sich allerdings klar nach Punkten geschlagen geben. Magomed Abdusalamow wird in der Rangliste der WBA an dreizehnter Stelle geführt und soll in der russischen Hauptstadt um den neugeschaffenen USA-Silbertitel des WBC kämpfen. Einen Erfolg gegen McCline vorausgesetzt könnte er auch bei diesem Verband zu den Top 15 aufschließen.

6. August 2012