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MELDUNG/1168: Im Schatten des Riesen Alexander Ustinow (SB)




Der Neuseeländer David Tua steht vor einem großen Problem

Der neuseeländische Schwergewichtler David Tua geht im wortwörtlichen und übertragenen Sinn ein großes Risiko ein, wenn er am 31. August mit Alexander Ustinow in den Ring steigt. Sein Gegner aus Weißrußland überragt ihn nicht nur um 24 cm, sondern gehört nach wie vor zum Kreis der Anwärter auf einen Kampf um die Weltmeisterschaft. Hingegen liegen die besten Zeiten des Neuseeländers lange zurück, der sich dazu entschlossen hat, seine mehr oder minder abgebrochene Karriere doch wieder aufzunehmen. Mit einer Bilanz von 52 Siegen, vier Niederlagen und zwei Unentschieden hat Tua genau doppelt so viele Kämpfe bestritten wie Ustinow, der 28 Auftritte für sich entscheiden konnte und nur Kubrat Pulew unterlag.

Alexander Ustinow sei aus verschiedenen Gründen ein starker Gegner, weiß David Tua natürlich, welche Gefahr von dem riesigen Weißrussen ausgeht. Dennoch stelle er sich diesem Duell unter dem Motto "David gegen Goliath", da er wieder boxe, die Herausforderung suche und sich irgendwann eine weitere Titelchance erarbeiten wolle. Meide er anspruchsvolle Kämpfe, könne er diese Option von vornherein abschreiben. Er sei noch nie vor gefährlichen Gegnern weggelaufen und werde das auch in Zukunft nicht tun. Der entscheidende Schlüssel sei eben, weiter hart zu arbeiten, um Kampfabend in bestmöglicher Verfassung in den Ring zu steigen. Dann könne er im Duell mit Ustinow ein Signal setzen und aller Welt zeigen, daß David Tua seine Bestimmung erfüllen wird.

Verglichen mit der verständlicherweise von hoffnungsgetragenen Luftschlössern durchsetzten Ankündigung des Neuseeländers hört sich der favorisierte Ustinow wesentlich nüchterner an. Ohne seinen Bezwinger Kubrat Pulew beim Namen zu nennen, der wie ein Zwerg gegen ihn gewirkt, ihn aber dennoch auf die Bretter geschickt hatte, faßte Ustinow sein Credo in folgende Worte: Er habe als wichtigste Lektion gelernt, daß man nie im voraus wissen kann, wozu der Gegner fähig ist. Natürlich habe er sich zahlreiche Videos mit früheren Kämpfen David Tuas angesehen und dabei einen groben Eindruck von dessen Strategie und Taktik gewonnen. Er werde versuchen, ihn nicht das Geschehen im Ring diktieren zu lassen. [1]

Der in Weißrußland lebende Russe Alexander Ustinow galt als Anwärter auf einen Kampf um die Weltmeisterschaft, als er am 29. September 2012 in der Sporthalle Hamburg auf den Bulgaren Kubrat Pulew traf. Obgleich internationaler Meister der IBF und Europameister, wirkte der 31 Jahre alte Bulgare aus dem Sauerland-Team wie ein krasser Außenseiter, als der 2,02 m große und rund 140 kg schwere Gegner wie ein Berg vor ihm aufragte. Pulew kämpfte jedoch bravourös und gewann durch Abbruch in der elften Runde, wofür er mit dem ersten Platz in der IBF-Rangliste belohnt wurde.

Ustinow, der bei K2 Promotions unter Vertrag steht, will seinen nächsten Auftritt unbedingt gewinnen, um nach dem Rückschlag wieder Tritt zu fassen und sich in den oberen Rängen zu etablieren. Hingegen muten David Tuas Titelträume eher wie eine Standardfloskel an, wie sie wohl jeder Boxer zum besten gibt. Das hatte Vitali Klitschko, der als Promoter des Russen Werbung für das Duell machte, aber nicht daran gehindert, den Neuseeländer zu einem akzeptablen Herausforderer großzureden, sollte er sich gegen Ustinow durchsetzen. Da der Ukrainer seine Karriere aller Voraussicht nach Ende des Jahres beenden wird und allenfalls noch gegen den US-Amerikaner Bermaine Stiverne antritt, der offizieller Herausforderer beim WBC ist, steht eine Titelverteidigung gegen Tua nicht ernsthaft zur Diskussion.

Es ging einzig und allein um Werbung für den bevorstehenden Kampf in Neuseeland, als der WBC-Champion erklärte, Ustinow stehe gegen David Tua ein schwerer Gang bevor. Der Lokalmatador könne auf eine großartige Karriere und eine ansehnliche Bilanz zurückblicken, verfüge über enorme Schlagwirkung und sei nicht nur in seiner Heimat, sondern auch in Europa und den USA weithin bekannt.

Tuas Promoter Dave Higgins hob die Entschlossenheit seines Boxers hervor, sich für sein Comeback nicht irgendeinen leichten Gegner auszusuchen und diesen starkzureden. Statt dessen stelle sich Tua der gewaltigen Herausforderung, mit diesem Giganten in den Ring zu steigen. Er habe in den zurückliegenden Monaten so hart wie noch nie trainiert und greife nun nach den Sternen. Wenngleich Alexander Ustinow zweifellos ein ernstzunehmender Anwärter sei, stelle er aus David Tuas Sicht lediglich eine Durchgangsstation zu den Klitschkos und ihren Titeln dar.

Fußnote:

[1] http://www.boxen.de/news/tua-vs-ustinov-statements-von-der-ersten-pressekonferenz-in-neuseeland-28164

7. August 2013