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MELDUNG/1204: Floyd Mayweather gehen die populären Gegner aus (SB)




Showtime muß die Riesenbörse des US-Stars refinanzieren

Floyd Mayweathers Vertrag mit dem Sender Showtime, der ihm für sechs Kämpfe insgesamt 200 Millionen Dollar garantiert, hat zwangsläufig einen Pferdefuß. Um die astronomische Börse des bestverdienenden Sportlers zu refinanzieren, müssen Umsätze im Bezahlfernsehen erzielt werden, die sich allenfalls mit wenigen namhaften und zugleich beim Publikum außerordentlich beliebten Gegnern generieren lassen. Ein derart einträglicher Kampf wie der letzte gegen den jungen Mexikaner Saul Alvarez, der zuvor als möglicher Nachfolger Mayweathers gehandelt worden war, dürfte so schnell nicht wieder in Szene zu setzen sein. Ausschlaggebend für die Realisierung dieses Duells war nicht zuletzt der Verlust, den Showtime beim vorangegangenen ersten Auftritt des US-Stars im Rahmen des Vertrags gemacht hatte.

Eine Revanche des in 45 Auftritten ungeschlagenen Floyd Mayweather gegen Saul Alvarez ließe sich zumindest aus aktueller Sicht vermutlich nicht sonderlich gut vermarkten, da der Kampfverlauf zu eindeutig war. Danny Garcia, der im Vorprogramm bei seinem Sieg gegen den gefährlichen Argentinier Lucas Matthysse eine beeindruckende Leistung geboten und sich an die Spitze des Halbweltergewichts gesetzt hat, wäre zwar in sportlicher Hinsicht ein würdiger Gegner, doch hat er bislang keine allzu große Fangemeinde.

Der Geschäftsführer der Golden Boy Promotions, Richard Schaefer, hat einen möglichen Kampf gegen den Briten Amir Khan ins Gespräch gebracht, der in einem englischen Fußballstadion über die Bühne gehen könnte. Allerdings muß sich Khan zunächst am 7. Dezember gegen Devon Alexander durchsetzen, den IBF-Champion im Weltergewicht. Wie Schaefer erklärte, wisse man spätestens seit der Niederlage von Saul Alvarez, daß man Floyd Mayweather mit Gewicht und Angriffsdruck nicht beikommen kann. Möglicherweise sei die Schnelligkeit, über die der Brite verfügt, der entscheidende Schlüssel. Er zweifle nicht daran, daß man für diesen Kampf das Londoner Wembley-Stadion mit 100.000 Zuschauern füllen könnte. Andererseits habe er ausgezeichnete Beziehungen zu MGM in Las Vegas, wo der Kampf Mayweathers gegen den Briten Ricky Hatton seinerzeit vor ausverkauftem Haus über die Bühne ging. Er müsse zunächst einmal die verschiedenen Optionen prüfen, um zu sehen, was in finanzieller Hinsicht Sinn macht, so Schaefer.[1]

Zu Wort gemeldet haben sich unterdessen auch Gennadi Golowkin und sein Promoter Tom Loeffler von K2. Der WBA-Weltmeister im Mittelgewicht hat Interesse an einem Kampf gegen Floyd Mayweather bekundet, dem zunehmend die Gegner ausgehen. Wie Loeffler mitteilte, wäre der Kasache bereit, ein Limit tiefer im Halbmittelgewicht anzutreten. Dessen Trainer Abel Sanchez sei der festen Überzeugung, daß Gennadi der einzige ist, der Mayweather im Halbmittelgewicht besiegen kann. Dieser habe ein ums andere Mal bewiesen, daß er zu Recht als weltbester Boxer aller Gewichtsklassen eingestuft wird. Für ihn wie auch für Golowkin wäre es zweifellos der interessanteste Kampf, den man derzeit austragen kann. Vorerst sei der Kasache allerdings voll und ganz auf sein bevorstehendes Duell mit Curtis Stevens fokussiert.[2]

In der Tat wäre ein Duell zwischen Floyd Mayweather und dem in 27 Kämpfen ungeschlagenen Gennadi Golowkin eine der attraktivsten Optionen, die der Boxsport gegenwärtig zu bieten hat. Der Kasache hat 24 Gegner vorzeitig besiegt und verfügt über eine enorme Schlagwirkung, die er unter vergleichsweise geringem Gewichtseinsatz erzielt. Da der überragende Konterboxer Mayweather bislang alle Herausforderer in die Schranken gewiesen hat, die seiner Beweglichkeit und Übersicht auf engstem Raum nicht gewachsen waren, könnte der technisch versierte Kasache dem US-Star tatsächlich gefährlich werden.

Golowkin ist inzwischen dank seiner überzeugenden Auftritte bei HBO beim US-amerikanischen Publikum so gut eingeführt, daß sich dieses Duell wohl auch vermarkten ließe. Allerdings ist Mayweather durch seinen Vertrag an den mit HBO verfeindeten Konkurrenzsender Showtime gebunden, so daß der Kasache ebenfalls überwechseln müßte. Davon abgesehen ist natürlich ungewiß, ob Mayweather, der eigentlich im Weltergewicht zu Hause ist, gegen einen echten Mittelgewichtler antreten würde. Wenngleich der US-Amerikaner schon häufig Gegner dominiert hat, die aus einem höheren Limit kamen, wäre das im Fall des behenden und konditionsstarken Golowkin ein beträchtliches Risiko.

Fußnoten:

[1] http://www.boxen.de/news/mayweather-vs-khan-im-londoner-wembley-stadion-28992

[2] http://www.boxen.de/news/tom-loeffler-gennady-wuerde-gegen-floyd-im-halbmittelgewicht-boxen-28997

18. September 2013