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MELDUNG/1216: Goldener Oktober beim großen Zahltag in Moskau (SB)


Vorschau auf ausgewählte Profikämpfe der kommenden Wochen



5. Oktober: Wladimir Klitschko gegen Alexander Powetkin

Wladimir Klitschko, den die WBA als ihren Superchampion im Schwergewicht führt, verteidigt diesen Titel und seine drei weiteren Gürtel in Moskau gegen Alexander Powetkin, den regulären Weltmeister dieses Verbands. Während für den Ukrainer 60 Siege und drei Niederlagen zu Buche stehen, hat sein russischer Gegner 26 gewonnene Auftritte vorzuweisen. Nachdem Klitschko mit seinem Sieg über Francesco Pianeta die sportlichen Voraussetzungen für den großen Zahltag geschaffen hatte, zog Powetkin wenig später nach, indem er den Polen Andrzej Wawrzyk in die Schranken wies.

Der Börsentopf für den Titelkampf in Moskau ist nach der Versteigerung im April so gewaltig, daß beide Lager in einem zähen Ringen um Dopingkontrollen und andere Kontroversen alle Streitpunkte ausgeräumt haben. Powetkins damaliger Manager Wlad Chrunow hatte im Auftrag eines reichen russischen Bauunternehmers mit 23 Millionen Dollar (17,76 Millionen Euro) das höchste Gebot abgegeben. Davon soll Klitschko allein 13,3 Millionen Euro bekommen, Powetkin die restlichen 4,4 Millionen Euro. Mithin können beide Boxer die höchste Börse ihrer Karriere einstreichen.

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19. Oktober: Robert Stieglitz gegen Isaac Ekpo

Robert Stieglitz verteidigt den Titel des WBO-Weltmeisters im Supermittelgewicht in Leipzig freiwillig gegen den Nigerianer Isaac Ekpo, die Nummer sieben der WBO-Rangliste. Mit einer Bilanz von 45 gewonnenen und drei verlorenen Auftritten hat der Magdeburger mehr als doppelt so viele Kämpfe wie sein Gegner bestritten, der mit 22 Siegen und einer Niederlage aufwarten kann.

Stieglitz schätzt den Herausforderer als athletischen Boxer und Draufgänger ein, gegen den er Schnelligkeit und eine gute Beinarbeit ins Feld führen müsse. Dies sei sein letzter Auftritt in diesem Jahr. Sollte Stieglitz gewinnen, muß er sich im nächsten Schritt dem Pflichtherausforderer Arthur Abraham zu einem dritten Duell stellen. Der Champion nimmt das gelassen und spricht von einer ganz normalen Entscheidung der WBO, über die er sich freue. Als Weltmeister müsse er nun einmal bereit sein, sich mit jedem Gegner auseinanderzusetzen.

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26. Oktober: Bernard Hopkins gegen Karo Murat

Karo Murat steigt endlich mit Bernard Hopkins in den Ring. Ursprünglich sollte die Titelverteidigung des bereits 48 Jahre alten IBF-Weltmeisters im Halbschwergewicht gegen den Pflichtherausforderer schon am 13. Juli in New York über die Bühne gehen. Da Murat jedoch zunächst kein Arbeitsvisum für die Vereinigen Staaten erhalten hatte, mußte diese Veranstaltung abgesagt werden.

Inzwischen steht der Einreise des von Ulli Wegner trainierten Murat jedoch nichts mehr Wege, und so kann der in Berlin und Kitzingen lebende Herausforderer in der Boardwalk Hall von Atlantic City im US-Bundesstaat New Jersey nach Jahren verschiedenster Widrigkeiten am Ende doch noch um den Titel des Weltmeisters kämpfen. Er sei jetzt einfach nur noch glücklich, daß er gegen Hopkins boxen könne, so Murat. Dieser habe als ältester Champion aller Zeiten Geschichte geschrieben. Doch am 26. Oktober werde sich zeigen, wer der Bessere ist.

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26. Oktober: Arthur Abraham gegen Giovanni de Carolis

Nur zwei Monate nach seinem letzten Kampf bestreitet Arthur Abraham in Oldenburg den nächsten Auftritt im Ring. Der ehemalige Weltmeister im Mittel- und Supermittelgewicht verteidigt die interkontinentale Meisterschaft der WBO und will sich mit einem Sieg für das dritte Duell mit WBO-Champion Robert Stieglitz positionieren. Als Gegner des 33 Jahre alten Berliners wurde Giovanni de Carolis verpflichtet, der internationaler Champion beim Verband WBC ist. Abraham hat 37 Kämpfe gewonnen und vier verloren hat. Vier Niederlagen stehen auch für den Italiener zu Buche, der mit 20 Siegen aufwarten kann.

Es liegt auf der Hand, daß man für diese Aufgabe keine allzu harte Nuß ausgewählt hat, welche die Zukunftspläne des Berliners absehbar durchkreuzen könnte. Andererseits wäre ihm aber mit einem schwachen Widersacher, der ihn nicht ernsthaft auf die Probe stellt, ebensowenig gedient. Sein Trainer Ulli Wegner hat den vier Jahre jüngeren Kontrahenten aus Rom gründlich unter die Lupe genommen und schätzt ihn als technisch sauberen Boxer ein, der im Zweifelsfall die Offensive bevorzugt. Für Arthur sei dieser Gegner eine gute Standortbestimmung. Sollte sich sein Schützling überzeugend durchsetzen, sehe er einem erneuten Kampf gegen Robert Stieglitz Anfang kommenden Jahres mehr als positiv entgegen.

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2. November: Gennadi Golowkin gegen Curtis Stevens

Im New Yorker Madison Square Garden kommt es zu einem spektakulären Kampf im Mittelgewicht, der vom Sender HBO übertragen wird. Der Weltmeister der Verbände WBA und IBO, Gennadi Golowkin, verteidigt seine Titel gegen Curtis Stevens, der zuletzt den Mexikaner Saul Roman bereits in der ersten Runde ausgeschaltet hat. Während der in Stuttgart lebende Kasache in 27 Profikämpfen ungeschlagen ist, von denen er 24 vorzeitig gewonnen hat, stehen für den US-Amerikaner 25 Siege und drei Niederlagen zu Buche. Golowkin wird derzeit in der unabhängigen BoxRec-Weltrangliste hinter Sergio Martinez an Nummer zwei geführt, doch muß der Argentinier aufgrund mehrerer Verletzungen eine lange Pause einlegen und wird erst im nächsten Jahr in den Ring zurückkehren.

Mit der Einschätzung, daß der Kasache gegenwärtig der weltbeste Mittelgewichtler sei, steht Promoterin Kathy Duva nicht allein, die ihm eine enorme Schlagwirkung attestiert. Das gelte jedoch gleichermaßen für Curtis Stevens, dem sie eine Überraschung zutraut. Man könne mit einem großartigen Kampf rechnen, in dem der Herausforderer eine echte Chance habe. Er müsse jedoch eine andere Strategie verfolgen als Golowkins letzter Gegner Matthew Macklin. Mehr wolle sie natürlich nicht verraten. Curtis sei als Amateur erfolgreich gewesen und könne heute jeden Gegner mit einem einzigen Schlag auf die Bretter schicken.

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16. November: Andre Ward gegen Edwin Rodriguez

In der Citizens Business Bank Arena in Ontario (Kalifornien) kommt es zu einem hochklassigen Kampf im Supermittelgewicht, der vom Sender HBO übertragen wird. Der in 26 Profikämpfen ungeschlagene Superchampion der WBA, Andre Ward, verteidigt seinen Titel gegen Edwin "La Bomba" Rodriguez, der aus 24 Auftritten als Sieger hervorgegangen ist. Ward gilt seit dem Gewinn des Super-Six-Turniers, in dessen Finale er den Briten Carl Froch besiegte, als weltbester Boxer seiner Gewichtsklasse. Er hat jedoch verletzungsbedingt seit über einem Jahr nicht mehr im Ring gestanden. Sein junger, aufstrebender Gegner hat zuletzt das Monte-Carlo-Million-Dollar-Super-Four-Turnier gewonnen und macht sich Hoffnungen, durch einen Sieg in Ontario ganz an die Spitze vorzustoßen.

Rodriguez zitiert zur Begründung seines Anspruchs den berühmten Football-Trainer Vince Lombardi mit den Worten, "die Schlachten im Leben gehen nicht immer an den stärkeren oder schnelleren Mann. Früher oder später wird derjenige gewinnen, der an seine Chance glaubt". Er sei überzeugt, am 16. November die Oberhand zu behalten. Ward verzichtet auf derart pompöse Ankündigungen und verleiht statt dessen seiner Freude Ausdruck, endlich wieder in den Ring zurückzukehren. Sein Gegner sei hungrig und ungeschlagen, was ihn zu der Fehlannahme verleite, er könne nicht verlieren. Es sei sein Job, Rodriguez eines Besseren zu belehren. Wenn man im Team des Herausforderers glaube, ihn nach der Operation und einer längeren Zwangspause zum günstigsten Zeitpunkt zu erwischen, sei das ein folgenschwerer Irrtum.

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16. November: Tomasz Adamek gegen Viatscheslaw Glatskow

Der polnische Schwergewichtler Tomasz Adamek tritt auf NBC gegen den Ukrainer Viatscheslaw Glatskow an. Dieser hat bislang 15 Siege und ein Unentschieden eingefahren, weshalb er als Außenseiter im Kampf mit Adamek gilt, für den bereits 49 gewonnene und zwei verlorene Auftritte zu Buche stehen. Die Einschätzung, er habe sich mit dem Olympiadritten von 2008 einen relativ leichten Gegner ausgesucht, läßt der Pole nicht gelten. Interessant ist indessen, daß der Ukrainer vor Adameks letztem Kampf gegen Dominick Guinn zu den Sparringspartnern gehörte und seine Kampfesweise daher gut kennt.

Da seine Partner in der Vorbereitung ihrerseits dazulernten und etwas über ihn in Erfahrung brächten, sei ein solcher Kampf stets eine knifflige Sache. Das gelte insbesondere für Glatskow, der ein erfolgreicher Amateur gewesen sei, aber noch nicht sehr lange im Profigeschäft boxe, so Adamek. Viatscheslaw sei ein sympathischer Bursche und so gewitzt, daß er vor ihm auf der Hut sein müsse. Der Ukrainer sei stark, suche den Schlagabtausch und könne ordentlich zulangen. Treffe er jedoch auf die Beweglichkeit und Präzision eines erfahrenen Gegners, schaue die Sache schon anders aus.

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23. November: Carl Froch gegen George Groves

Carl Froch verteidigt die Titel der WBA und IBF im Supermittelgewicht gegen den ungeschlagenen Herausforderer George Groves. Während für den Weltmeister 31 Siege und zwei Niederlagen zu Buche stehen, hat sein Gegner in 19 Auftritten die Oberhand behalten. Der 35jährige Champion hält nicht mit seiner Auffassung hinter dem Berg, daß sein zehn Jahre jüngerer Kontrahent noch nicht bereit für ihn sei. Vergleiche man beiderseits das Niveau der bislang ausgetragenen Kämpfe, werde deutlich, daß es Groves an Erfahrung mit erstklassigen Gegnern fehle. Er selbst akzeptiere jedoch jeden Kontrahenten, den man für ihn auswähle, und so kündige er den britischen Fans einen großartigen Kampf ganz nach ihrem Geschmack an.

George Groves läßt sich indessen von solchen Anwürfen nicht ins Bockshorn jagen und erklärt selbstbewußt, Carl Froch habe ein Riesenproblem zu bewältigen. Zwar habe er sich etabliert, lange auf hohem Level geboxt und sei mit dem Titelgewinn ein guter Botschafter für das britische Boxen gewesen. Verliere er jedoch den kommenden Kampf, könnte dies womöglich sein letzter gewesen sein, da es ihm schwerfallen würde, einen neuen Anlauf zu nehmen. Die Unterstellung, er habe noch nie gegen gute Leute geboxt, entbehre jeder Grundlage. Schließlich sei er die Nummer eins bei den Verbänden WBC und WBO sowie der Zweitplazierte der WBA.

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23. November: Denis Boitsow gegen Alex Leapai

Der in 33 Kämpfen ungeschlagene russische Schwergewichtler Denis Boitsow bestreitet seinen ersten Kampf für Sauerland Event gegen Alex Leapai. Der Australier tritt mit einer Bilanz von 29 Siegen, vier Niederlagen sowie drei Unentschieden an und wird in der WBO-Rangliste an Nummer neun notiert. Boitsow führt die Rangliste seit einiger Zeit an, doch legte der Verband bei seiner Jahresversammlung fest, daß der inzwischen in Berlin lebende Boxer eine Qualifikation bestreiten muß, bevor er für einen Titelkampf in Frage kommt.

Bei dem Duell zwischen Boitsow und Leapai handelt es sich um einen Ausscheidungskampf der WBO, dessen Sieger neuer Pflichtherausforderer Wladimir Klitschkos wird, der seit 2010 keine Pflichtverteidigung seines WBO-Titels mehr absolviert hat. Das unterstreicht die Bedeutung, die diesem Schwergewichtskampf zukommt, dessen Sieger womöglich so nahe an den Weltmeister heranrückt, wie kaum ein anderer Kandidat.

1. Oktober 2013