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MELDUNG/1233: Robert Stieglitz verbucht Arbeitssieg gegen Isaac Ekpo (SB)




Ungefährdeter Punktsieg des WBO-Weltmisters in Leipzig

Vor 5.000 Zuschauern in der Leipziger Messehalle hat Robert Stieglitz den WBO-Titel im Supermittelgewicht durch einen klaren Punktsieg gegen den Nigerianer Isaac Ekpo erfolgreich verteidigt (118:110, 118:110, 119:109). Da sich der Herausforderer als sehr unbequemer Gegner erwies, konnte der Weltmeister nicht glänzen und mußte sich den Sieg recht mühsam erarbeiten. Der 32jährige Champion verbesserte seine Bilanz auf 46 Siege und drei Niederlagen, während sich der zwei Jahre jüngere Nigerianer im 24. Profikampf zum zweiten Mal geschlagen geben mußte.

Es dauerte geraume Zeit bis sich die Kontrahenten aufeinander eingestellt hatten, weshalb zunächst viel geklammert und selten sauber geboxt wurde. Klare Treffer waren anfangs Mangelware, wobei Ekpo mit seiner Rechten mitunter gefährlich wirkte, aber lediglich einzelne Aktionen zustande brachte. Hingegen ging Stieglitz deutlich aktiver zu Werke, hatte aber sichtlich Probleme, den beweglichen Nigerianer zu stellen, der sich immer wieder seitlich wegdrehte und dadurch nur wenig Trefferfläche bot. Diese unorthodoxe Kampfesweise machte es Stieglitz schwer, den schwächer eingeschätzten Herausforderer zu dominieren, der jedoch zu wenig unternahm, als daß er auf den Wertungszetteln der Punktrichter genügend Runden für sich verbucht hätte.

In der zweiten Hälfte des Kampfs gewann Stieglitz immer deutlicher die Oberhand, da er von der Ringmitte aus Druck auf den Gegner ausübte und dabei seine technische Überlegenheit ausspielte. Es gelang ihm jedoch erst in der neunten Runde, den Herausforderer in der Ecke und dann an den Seilen zu stellen, um eine regelrechte Serie schwerer Schläge ins Ziel zu bringen, die Wirkung bei Ekpo hinterließen. Der Nigerianer fing sich jedoch rasch wieder, ließ auch in den Schlußrunden konditionell nicht nach und hoffte bis zuletzt auf einen Glückstreffer. So sprang am Ende ein verdienter Punktsieg für Stieglitz heraus, der allerdings etwas zu deutlich ausfiel.[1]

Da er die klareren Treffer gesetzt und mehr als doppelt so häufig wie der Afrikameister geschlagen hatte, war an seinem Erfolg nicht zu rütteln. Der Beifall des Publikums fiel jedoch recht zurückhaltend aus, da der Kampf arm an regelrechten Höhepunkten gewesen war. Von Ekpos großspurigen Ankündigungen, er kämpfe wie ein Löwe und werde durch K.o. in der siebten Runde gewinnen, war nichts zu sehen. Andererseits ließ sich Stieglitz vor allem in ersten Hälfte des Kampfs viel zu häufig auf das Klammern und Schieben ein, so daß der US-amerikanische Ringrichter Edward Cotton alle Hände voll zu tun hatte, die Kontrahenten immer wieder zu trennen.[2]

Wie Robert Stieglitz im anschließenden Interview mit dem Sender Sat.1 einräumte, sei dies nicht gerade sein bester Kampf gewesen. Da Ekpo sehr beweglich und schwer zu treffen sei, habe er große Mühe gehabt, ihn richtig zu finden. Die Hauptsache bleibe indessen, daß er seinen Titel erfolgreich verteidigt habe. Er bedanke sich für die Unterstützung seitens des Publikums und werde gern nach Leipzig zurückkommen.

Der Herausforderer dankte Gott für die Chance, gegen den Champion anzutreten, der ein guter Boxer sei und einen ausgezeichneten Kampf geliefert habe. An Kondition habe es nicht gefehlt, doch sei es ihm nicht gelungen, die Punktrichter zu überzeugen. Nun fordere er die WBO auf, ihn gegen den Sieger des Duells zwischen Stieglitz und Abraham antreten zu lassen.

Trainer Dirk Dzemski hätte sich eigenen Angaben zufolge gewünscht, daß sein Schützling besser zum Körper des Gegner geht. Der Nigerianer habe sich jedoch immer weggedreht und sei daher schwer zu treffen gewesen. Es habe sich eben um einen Arbeitssieg gehandelt, nach dem man erst einmal eine Pause machen und alles andere dem Promoter überlassen werde. Stieglitz und sein Trainer können jedenfalls nach dem dritten vorzeitigen Sieg in einem Titelkampf mit dem Jahr 2013 sehr zufrieden sein.

Promoter Ulf Steinforth lobte die professionelle Leistung des Weltmeisters, der ganz oben in der Weltspitze angekommen sei. Er habe in diesem Kampf die Arbeit gemacht, während von Ekpo lediglich einzelne Aktionen zu sehen gewesen seien. Nun sei Arthur Abraham ein Thema, doch gelte das auch für Felix Sturm, Andre Ward und Julio Cesar Chavez. Der nächste Kampf werde aller Voraussicht nach ein spektakuläres Ereignis sein.

Die naheliegendste Möglichkeit bleibt indessen ein dritter Kampf gegen Abraham, der zweifellos für eine ausgezeichnete Quote sorgen würde. Allerdings muß der Berliner am 26. Oktober in Oldenburg mit einem Sieg über den Italiener Giovanni De Carolis nachziehen, um seinerseits die nötigen Voraussetzungen zu schaffen. Der ehemalige Weltmeister hatte seinem alten Rivalen aus Magdeburg die Daumen gedrückt, den er als Pflichtherausforderer der WBO noch einmal vor die Fäuste bekommen möchte. Er sei glücklich, daß Stieglitz seinen Job erledigt habe. Nun wolle er seinen Teil dazu beitragen, versprach der Schützling Ulli Wegners in seinem Trainingslager in Kienbaum vor den Toren Berlins.


Fußnoten:

[1] http://www.boxen.de/news/stieglitz-verteidigt-wbo-titel-mit-klarem-punktsieg-gegen-unbequemen-ekpo-29574

[2] http://www.boxen.com/news-archiv/newsdetails/article/stieglitz-legt-vor.html

20. Oktober 2013