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MELDUNG/1296: Dereck Chisora sitzt wieder fest im Sattel (SB)




Als Europameister will der Brite ein Zeichen setzen

Als amtierender Europameister im Schwergewicht verleiht der Brite Dereck Chisora seiner zuletzt stagnierenden Karriere einen kräftigen Schub. In Simbabwe geboren und aus besten Verhältnissen stammend, wanderte er Ende der neunziger Jahre mit seiner Mutter nach London aus. Langeweile und Übermut, so heißt es, trieben den Millionärssohn ins kriminelle Milieu. Er wurde wegen illegalen Waffenbesitzes festgenommen und zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, dann aber von seinem Bewährungshelfer mit dem Boxsport bekannt gemacht. Internationale Beachtung fand der rüpelhafte Brite, als er im Februar 2012 Vitali Klitschko beim obligatorischen gegenseitigen Anstarren eine Ohrfeige verpaßte, Wladimir Klitschko später mit Wasser bespuckte und sich nach der Niederlage gegen den WBC-Weltmeister eine handfeste Prügelei mit seinem Landsmann David Haye lieferte.

Daß Chisora daraufhin die britische Lizenz entzogen wurde, hinderte ihn nicht daran, im Juli 2012 mit seinem Intimfeind David Haye in den Ring zu steigen. Dem Vernehmen nach kassierte er dabei mit etwa zwei Millionen Euro die Börse seines Lebens. Vor 30.000 Zuschauern im ausverkauften Stadion des Fußballklubs West Ham United bezog er jedoch durch einen spektakulären Knockout in der fünften Runde eine schmerzliche Niederlage. Damit hatte er 15 Auftritte gewonnen, aber bereits vier verloren, davon zuletzt drei in Folge, so daß die Option, womöglich auch gegen Wladimir Klitschko anzutreten, endgültig vom Tisch war.

Chisora unterzog sich einem Anti-Aggressions-Training und gab sich alle Mühe, einen geläuterten Eindruck zu machen. Er bekam die britische Lizenz zurück und besiegte am 20. Juli 2013 den bis dahin ungeschlagenen US-Amerikaner Malik Scott. Als der bei Sauerland unter Vertrag stehende Bulgare Kubrat Pulev den Titel des Europameisters niederlegte, um sich mit Tony Thompson zu messen, beraumte die Europäische Box-Union einen Kampf zwischen Dereck Chisora und dem Sauerland-Boxer Edmund Gerber an, um den vakanten Titel neu zu vergeben. Am 21. September sicherte sich der Brite vor heimischem Publikum in London durch technischen K.o. in der fünften Runde den Gürtel des Europameisters und wahrte damit die Chance, noch einmal in den oberen Rängen mitzumischen. Berücksichtigt man, daß der 30jährige Londoner seine Niederlagen gegen so namhafte Rivalen wie Tyson Fury, Vitali Klitschko, Robert Helenius und David Haye bezogen hat, gibt seine Laufbahn ein besseres Bild ab, als es die durchwachsene Bilanz vermuten ließe.

Die nächste Titelverteidigung Chisoras, dessen Bilanz nun 19 gewonnene und vier verlorene Kämpfe umfaßt, findet am 15. Februar in London statt, wo er mit dem in 24 Auftritten ungeschlagenen Ukrainer Andrij Rudenko in den Ring steigt. Der Herausforderer steht bei K2 Ukraine unter Vertrag und wurde in der europäischen Rangliste im November an Position 17 geführt. Da er die Klitschkos nicht mehr vor die Fäuste bekommen habe, treffe er eben auf einen Klitschko-Klon, so der Brite. Rudenko sei ein gefährlicher und unbesiegter Herausforderer, der herüberkommen werde, um durch Knockout zu gewinnen, ist Chisora gewarnt.

Er selbst sei jedoch mit Vitali Klitschko über zwölf Runden gegangen und hätte ihn im Falle einer Revanche nicht mehr davonkommen lassen. Inzwischen sei Vitali zurückgetreten und habe den Titel niedergelegt. Er wünsche ihm viel Glück bei seinen politischen Ambitionen und nehme nun Wladimir ins Visier, der ja wohl noch etwas länger im Geschäft bleiben werde. Mit ihm habe er noch eine Rechnung offen und hoffe, sie eines Tages begleichen zu können.

Was nun Andrij Rudenko betreffe, habe dieser in den letzten fünf Jahren alle Gegner bis auf einen vorzeitig besiegt. Diese beeindruckende Serie werde jedoch am 15. Februar enden, so der Europameister. Seine eigene Leistung steige mit der Gefahr, die ihm von seinem jeweiligen Gegner drohe. Er habe bereits sein ideales Kampfgewicht erreicht, schlage flüssiger als in der Vergangenheit und habe Dampf in den Fäusten. Daher werde er den Ukrainer zerstören und der gesamten Branche ankündigen, daß in diesem Jahr wieder mit ihm zu rechnen sei. [1]

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Für Ricky Burns geht es ums Ganze

Ricky Burns verteidigt am 1. März in Glasgow den WBO-Titel im Leichtgewicht gegen seinen Pflichtherausforderer Terence Crawford. Wie bei US-amerikanischen Boxern üblich, kündigt der Gast aus Übersee vollmundig an, er habe die Zielstrebigkeit und Fähigkeit, sich den Gürtel zu sichern und ihn nach Hause mitzubringen. Er werde mit ganzem Herzen kämpfen und hoffe, daß Burns bereit ist, durch die Hölle zu gehen, so der in 22 Kämpfen ungeschlagene Herausforderer.

Für Ricky Burns, der 36 Siege, zwei Niederlagen sowie ein Unentschieden auf dem Konto hat, ist es der erste Kampf seit seinem umstrittenen Sieg gegen den Mexikaner Raymundo Beltran im September 2013, bei dem ihn ein gebrochener Kiefer eingeschränkt hatte. Wie der Schotte selbstkritisch anmerkt, müsse er nach schlechten Leistungen in den letzten beiden Kämpfen nun gegen Crawford etwas beweisen. Er habe im Training einige Veränderungen vorgenommen und hoffe, sich seinen Fans am 1. März als neuer Ricky Burns präsentieren zu können.

Auch sein Promoter Eddie Hearn unterstreicht, daß bei dem bevorstehenden Kampf, der womöglich der schwierigste in Ricky Burns' Karriere werde, ein Sieg Pflicht sei. Er habe den Champion jedoch noch nie so motiviert erlebt, und diese Einstellung spreche gerade nach der im Kampf mit Beltran erlittenen Verletzung für seinen Charakter als Boxer. [2]


Fußnoten:

[1] http://www.boxen.de/news/chisora-am-15-februar-gegen-klitschko-klon-rudenko-30877

[2] http://www.boxen.de/news/pflichtverteidigung-am-1-maerz-gegen-crawford-wbo-champion-burns-vor-schwieriger-aufgabe-30873

4. Januar 2014