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MELDUNG/1314: Große Ereignisse werfen ihren Schatten voraus (SB)




Revanche zwischen Pacquiao und Bradley nimmt Gestalt an

Kursierenden Medienberichten zufolge kommt es zu einer Revanche zwischen Manny Pacquiao und WBO-Weltmeister Timothy Bradley im Weltergewicht. Da die Wertung ihres ersten Kampfs im Juni 2012 höchst umstritten war, weil Bradley in Las Vegas von den Punktrichtern klar bevorteilt wurde, hat der Philippiner noch eine Rechnung offen.

Pacquiao, der bereits Weltmeister in acht Gewichtsklassen war und damals noch neben Floyd Mayweather jun. als weltbester Boxer aller Gewichtsklassen galt, mußte gegen Bradley seine erste Niederlage seit sieben Jahren und nach 15 gewonnenen Kämpfen in Folge hinnehmen. Wie krass das damalige Fehlurteil war, belegte auch die Statistik des übertragenden Fernsehsenders HBO, der zufolge der Philippiner insgesamt 253 Schläge und damit fast 100 mehr als Bradley ins Ziel gebracht hatte, wobei seinen 190 gefährlichen Treffern nur 109 des Herausforderers gegenüberstanden. Der erfahrene ehemalige Punktrichter Harold Lederman hatte als Experte des Senders den Kampf inoffiziell 119:109 für Pacquiao gewertet. Dennoch sahen zwei Punktrichter den US-Amerikaner mit 115:113 in Führung, während der dritte mit 115:113 für Pacquiao gestimmt hatte. Das tobende Publikum machte seiner Empörung lautstark Luft, und Promoter Bob Arum kündigte unverzüglich eine Revanche an.

Wie Manny Pacquiao in einer ersten Stellungnahme erklärte, sei er überzeugt gewesen, bei allen Punktrichtern gewonnen zu haben. Er könne sich nicht erinnern, auch nur von einem einzigen harten Schlag getroffen worden zu sein, und halte sich nach wie vor für den eigentlichen Sieger dieses Kampfs. Sein Trainer Freddie Roach sprach entrüstet von einem klaren Fehlurteil, da er seinen Boxer mit 10:2 Runden vorne gesehen habe. Selbst Timothy Bradley schien zunächst nicht recht zu wissen, wie ihm geschah. Er habe alles versucht, diesen Gegner jedoch nicht besiegen können, räumte er in seiner ersten spontanen Einschätzung im Grunde eine Niederlage ein.

Erst einige Zeit später behauptete er dann, Pacquiao sei nicht so gut gewesen, wie alle behaupteten. Von der Power des Champions habe er jedenfalls nichts gespürt. Daß Bradley in der Folge wenig Einsicht zeigte und darauf beharrte, zu Recht gewonnen zu haben, schadete seinem angeschlagenen Ruf noch mehr als der unverdiente Sieg über Pacquiao, um den sich zwangsläufig alle erdenklichen Spekulationen rankten. Wenngleich Bob Arum versicherte, er habe sich noch nie in seinem Leben derart für den Boxsport geschämt, wurden kritische Stimmen laut, die einen geschickten Schachzug nicht ausschließen wollten. Durch die Niederlage Pacquiaos gewann ein möglicher Rückkampf enorm an Bedeutung, wobei der Promoter den Gesamterlös unter seiner Kontrolle hätte. Auszuschließen ist daher nicht, daß der fünf Jahre jüngere Bradley favorisiert wurde, weil er ungeschlagen war und als Boxer der Zukunft galt, während man davon ausging, daß der Philippiner seine Karriere in absehbarer Zeit beenden würde.

Obgleich es so gut wie keinen Experten gab, der die Wertung des Kampfs für angemessen hielt, hütete sich die WBO davor, das Urteil zu revidieren und damit die Büchse der Pandora zu öffnen. Unter Verweis auf die eigenen Statuten erklärte der Verband, das Urteil sei Sache der drei Punktrichter, und schob damit allen nachträglichen Anfechtungen einen Riegel vor.

Manny Pacquiao hielt sich in der Folge mit Kritik an der nicht nachvollziehbaren Wertung zurück und erklärte, er respektiere das Urteil der Punktrichter, weil das eben Teil des Sports sei. Er habe sein Bestes gegeben, das offensichtlich nicht gut genug gewesen sei, sagte der Philippiner und gratulierte seinem Gegner. Die überraschende Niederlage kostete ihn jedoch nicht nur den Titel, sondern fügte seiner Karriere erheblichen Schaden zu, dessen volles Ausmaß erst geraume Zeit später deutlich wurde.

Wie Promoter Bob Arum nun bestätigt hat, seien die Verhandlungen über einen Rückkampf sehr weit fortgeschritten, doch habe man das Duell noch nicht unter Dach und Fach gebracht. Er führe Gespräche mit Bradley und arbeite derzeit an Details. Dabei setze er alles daran, diesen Kampf zu realisieren, der vermutlich kommen werde, aber eben noch nicht perfekt sei. Wenngleich es zutreffe, daß man gegenwärtig nur Bradley als Gegner in Betracht ziehe und mit ihm verhandle, bedeute das nicht, daß andere Optionen ausgeschlossen seien. [1]

Während Timothy Bradley in 31 Profikämpfen ungeschlagen ist, stehen für Manny Pacquiao 55 Siege, fünf Niederlagen und zwei Unentschieden zu Buche. Sollte es zur Revanche kommen, würde diese am 12. April in Las Vegas über die Bühne gehen und vom Sender HBO übertragen werden.


Fußnote:

[1] http://www.boxen.de/news/pacquiao-vs-bradley-ii-laut-arum-wahrscheinlich-31170

24. Januar 2014