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MELDUNG/1318: Lamont Peterson ohne Fehl und Tadel (SB)




Dierry Jean war dem Weltmeister nicht gewachsen

Der US-amerikanische Halbweltergewichtler Lamont Peterson hat seit geraumer Zeit gegen die namhaftesten Konkurrenten gekämpft. Klar unterlegen war er lediglich dem Argentinier Lucas Matthysse, der ihn in nur drei Runden besiegte. Da dieses Duell jedoch im Weltergewicht ausgetragen wurde und es sich daher um keine Titelverteidigung handelte, behielt Peterson den Gürtel der IBF und konnte nun gegen den in 25 Kämpfen ungeschlagenen kanadischen Pflichtherausforderer Dierry Jean antreten. Wenngleich dessen makellose Serie durchweg gewonnener Auftritte auf den ersten Blick vielversprechender als Petersons Bilanz von 31 Siegen, zwei Niederlagen und einem Unentschieden anmuten mochte, galt der Weltmeister nicht nur wegen seines Heimvorteils in Washington, D.C., als Favorit. Jean ist zweifellos ein exzellenter Techniker, doch hatte er noch nie mit Gegnern der Spitzenklasse im Ring gestanden.

Der vom Sender Showtime live übertragene Kampf entwickelte sich rasch zu einer spannungsgeladenen Auseinandersetzung im Ring, da beide Boxer angriffslustig zu Werke gingen. Jean versuchte geduldig ein ums andere Mal, Petersons Kinn in der Hoffnung zu treffen, ihn wie schon Matthysse im Mai letzten Jahres frühzeitig auf die Bretter zu schicken. Dabei mußte er jedoch selbst in der zweiten Runde einen gefährlichen linken Haken des Titelverteidigers verkraften. Weitere Wirkungstreffer ließen sein rechtes Auge ab der vierten Runde zuschwellen, worauf der Champion mit beiden Händen immer wieder Schläge durchbrachte.

Spätestens gegen Mitte des Kampfs zeichnete sich deutlich ab, daß die letztjährige Niederlage keinerlei Einfluß auf die aktuelle Verfassung Petersons hatte. Er verstärkte vor seinem Heimpublikum den Druck, boxte den Kanadier zunehmend aus und brachte die gefährlicheren Treffer ins Ziel. Jean war der Beweglichkeit des variabel boxenden Weltmeisters schlichtweg nicht gewachsen und mußte sich nach zwölf Runden einstimmig nach Punkten geschlagen geben (118:111, 116:112 und 115:113 zugunsten des Champions). Damit hatte Peterson den IBF-Titel im Halbweltergewicht in souveräner Manier gegen einen Pflichtherausforderer verteidigt, der mit zunehmender Kampfdauer immer weniger mit ihm mithalten konnte. [1]

Wie Lamont Peterson im anschließenden Interview mit Blick auf sein Scheitern an Lucas Matthysse erklärte, versuche jeder, eine große Sache aus dieser Niederlage zu machen. Doch wenn die Besten gegeneinander kämpften, bleibe eben manchmal ein Knockout nicht aus. Auf die Frage, wie lange er gebraucht habe, um über die Niederlage gegen den Argentinier hinwegzukommen, erwiderte der Weltmeister, er habe sich noch am selben Abend hingesetzt und die ganze Nacht seine Fehler analysiert. Keine 24 Stunden später habe er nur noch nach vorn geblickt.

Was die Titelverteidigung gegen Dierry Jean betreffe, sei er von Anfang an davon ausgegangen, der technisch bessere Boxer und wahrscheinlich auch physisch überlegen zu sein. Außerdem sei es der erste Titelkampf des Kanadiers vor großer Kulisse gewesen, bei dem unweigerlich die Nerven mitspielten, was immer der Herausforderer auch zuvor behauptet haben mochte. Dieser Erklärung schloß sich auch der Kanadier nach seiner klaren Punktniederlage an. Diese sei wohl auf seine mangelnde Erfahrung zurückzuführen, stimmte Dierry Jean zu, um dann hinzuzufügen, daß er erhobenen Hauptes seiner Wege gehe. [2]

Nach dem Kampf attestierte der ehemalige Weltmeister Paulie Malignaggi als Experte für Showtime dem Sieger einen überzeugenden Auftritt. Lamont Peterson habe mit dieser Leistung unterstrichen, daß er zu den herausragenden Akteuren seiner Gewichtsklasse gehöre. Der so gelobte alte und neue IBF-Champion hob hervor, er sei in Bestform angetreten und in der Lage gewesen, volle zwölf Runden ohne jeden konditionellen Einbruch zu absolvieren. Diese Gewichtsklasse wolle er erst dann verlassen, wenn er sich als bester Boxer des Limits durchgesetzt habe. Sollte das bedeuten, daß Danny Garcia als nächster an die Reihe kommt, habe er keine Einwände dagegen, beschloß Peterson seine Stellungnahme mit einer Kampfansage an seinen schärfsten Konkurrenten. Als Superchampion der WBA und Weltmeister des WBC kommt gegenwärtig keiner, der die Führungsposition im Halbweltergewicht anstrebt, an dem überragenden Puertoricaner vorbei.


Fußnoten:

[1] http://www.sportal.de/lamont-peterson-verteidigt-weltmeister-titel-1-2014012634003400000

[2] http://www.boxingnews24.com/2014/01/lamont-peterson-beats-a-badly-over-matched-dierry-jean/

29. Januar 2014