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MELDUNG/1357: Diadochenkämpfe um den WBC-Gürtel im Schwergewicht (SB)




Brachialgewalt Deontay Wilders gegen Technik Malik Scotts

Wenngleich nicht restlos auszuschließen ist, daß Vitali Klitschkos politischer Absturz den ehemaligen WBC-Weltmeister im Schwergewicht sogar zurück in den Boxring befördert, wo er offenbar besser als auf dem Maidan aufgehoben war, ist der Schlußstrich unter seine sportliche Ära doch so gut wie gezogen. Um seine Nachfolge konkurrieren Bermane Stiverne und Chris Arreola, die am 10. Mai aufeinandertreffen. Der nächste Pflichtherausforderer des Siegers wird auf Beschluß des WBC in einem Kampf ermittelt, der heute in Puerto Rico im Vorprogramm des Duells der Halbweltergewichtler Danny Garcia und Mauricio Herrera über die Bühne geht.

Mit der ihm eigenen Brachialgewalt will Deontay Wilder, der seine 30 Profikämpfe ausnahmslos durch Knockout gewonnen hat, den technisch versierteren Malik Scott niedermachen. Der 2,01 m große Wilder hat noch nie länger als vier Runden geboxt, da er seine Größe und Reichweite in weite und wuchtige Schwinger ummünzt, die seine Kontrahenten binnen kurzem auf die Bretter zu schicken pflegen. Auf diese Weise ist der 28jährige bis auf den dritten Platz der WBC-Rangliste vorgerückt.

Allerdings erntete er für die Wahl seiner Gegner bisweilen harsche Kritik, da er erst in seinen letzten fünf Kämpfen mit ernsthaften Rivalen in den Ring gestiegen ist. Sein Landsmann Kelvin Price, der unsägliche Brite Audley Harrison und der ehemalige Weltmeister Sergej Liachowitsch sind die namhaftesten Opfer des riesenhaften US-Amerikaners, der in der Tat noch keine allzu dicken Bäume ausgerissen hat. Seine Defensive wurde nie wirklich getestet, und ob er über Nehmerqualitäten verfügt, muß sich noch erweisen.

Malik Scott, der 36 Siege, eine Niederlage sowie ein Unentschieden vorzuweisen hat, gilt als versierter Techniker. Er mußte sich lediglich im letzten Sommer dem Briten Dereck Chisora geschlagen geben, der nach Punkten im Rückstand lag, als er den US-Amerikaner durch einen umstrittenen Abbruch ausschalten konnte. Das Unentschieden im Kampf gegen den ungeschlagenen Viatscheslaw Glatskow war ein Geschenk der Punktrichter an den Ukrainer. Ansonsten hat Scott nur mit mehr oder minder namenlosen Kontrahenten geboxt und überdies in seiner Karriere lange Pausen eingelegt. So konnte er zwischen 2008 und 2012 aufgrund einer langwierigen Bizepsverletzung keine Kämpfe bestreiten. Zuletzt meldete sich Malik Scott mit einem vorzeitigen Sieg über den Aufbaugegner Grover Young zurück.

Wilder und Scott verbindet eine jahrelange Freundschaft, die beide in der Kabine lassen müssen, wenn sie nun zum bislang wichtigsten Duell ihrer Laufbahn schreiten. Beim Griff nach der Chance, sich zum Herausforderer des neuen WBC-Weltmeisters zu qualifizieren, steigt Deontay Wilder als klarer Favorit ins Seilgeviert. Der Geschäftsführer der Golden Boy Promotions, Richard Schaefer, sieht in ihm bereits den künftigen Weltmeister. Dennoch gibt sich der Außenseiter gelassen und betont, er werde für Deontay mehr als ein Test sein und sei gekommen, um den Ring als Sieger zu verlassen. [1]

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Erislandy Lara nun regulärer WBA-Champion im Halbmittelgewicht

Nachdem der Kubaner Erislandy Lara den Interimstitel der WBA im Halbmittelgewicht gegen Alfredo Angulo und Austin Trout erfolgreich verteidigt hat, wurde er nun vom Verband zum regulären Weltmeister in dieser Gewichtsklasse ernannt. Er sei hocherfreut über die Entscheidung der WBA, ließ Lara wissen. Diesen Titel habe er hart erkämpft, da er keinem Gegner aus dem Weg gegangen sei, weil er unbedingt Weltmeister werden wollte. Da dieser Traum nun wahr geworden sei, werde er die gefährlichsten Gegner seiner Gewichtsregion herausfordern. Es sei kein Geheimnis, daß die Namen Saul Alvarez, Gennadi Golowkin und Floyd Mayweather auf seinem Wunschzettel stehen. So wolle er beständig hart an sich arbeiten, um seinen amerikanischen Traum weiterzuleben. [2]

Nach offizieller Lesart hat Erislandy Lara 19 Kämpfe gewonnen, einen verloren sowie zwei unentschieden beendet. Genaugenommen kann man ihn dennoch als ungeschlagen bezeichnen, da nach seiner einzigen Niederlage gegen Paul Williams später alle drei Punktrichter von der Boxkommission wegen ihres inkompetenten Urteils suspendiert wurden.


Fußnoten:

[1] http://www.boxen.de/news/wbc-eliminator-wilder-oder-scott-31793

[2] http://www.boxen.de/news/nach-ernennung-zum-wba-champion-erislandy-lara-will-alvarez-und-mayweather-31796

15. März 2014