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MELDUNG/1402: Kommt Kubrat Pulew endlich an die Reihe? (SB)




IBF fordert Wladimir Klitschko zur Pflichtverteidigung auf

Wladimir Klitschko hat als Superchampion der WBA und WBO sowie Weltmeister der IBF und IBO das Privileg, Pflichtverteidigungen seiner Titel in erheblichem Maße hinauszuzögern. Ganz aus dem Feld schlagen kann er diese lästige Aufgabe allerdings nicht und so erledigte er zuletzt sein Pensum beim Verband WBO mit einem leichten Sieg gegen den überforderten Australier Alex Leapai. Am liebsten würde er sich umgehend den WBC-Gürtel sichern, um die Nachfolge seines Bruders Vitali anzutreten und die Trophäensammlung zu komplettieren. Daraus wird aber vorerst nichts, da dieser Verband die Neuvergabe des Gürtels bereits bis ins Frühjahr 2015 hinein fest verplant hat. Um den vakanten Titel kämpfen heute Chris Arreola und Bermane Stiverne, wobei auf den neuen Champion bereits Deontay Wilder wartet. Überdies ist ein Ausscheidungskampf zwischen Bryant Jennings und Mike Perez anberaumt, dessen Sieger sofort gegen den Weltmeister antreten darf.

Davon abgesehen hat nun die IBF beschlossen, daß Klitschko seine nächste Titelverteidigung gegen den Pflichtherausforderer Kubrat Pulew bestreiten müsse. Der Bulgare steht beim Berliner Promoter Sauerland Event unter Vertrag und wartet schon so lange auf seine Chance, daß er sich unterdessen im Grunde bereits zweimal für einen Titelkampf qualifiziert hat. Da der 38jährige Ukrainer zuletzt im Juli 2012 mit einem Pflichtherausforderer der IBF im Ring gestanden hat, gehen ihm die stichhaltigen Argumente aus, sich dieser Auflage zu verweigern.

Kubrat Pulew ist die Nummer eins der IBF-Rangliste und in 20 Kämpfen ungeschlagen. Das allein könnte Klitschko nicht schrecken, würde der Bulgare nicht derzeit als gefährlichster Gegner im Kandidatenfeld gehandelt. Wenngleich alle anderen Anwärter vehement bestreiten, daß sie Pulew lieber aus dem Weg gehen, spricht doch Bände, daß weder der Pole Tomasz Adamek, noch der Brite Tyson Fury Lust auf einen Gang mit dem Bulgaren hatten, obwohl im Falle eines Sieges ein Kampf gegen Klitschko winkte.

Der in Berlin von Otto Ramin trainierte Bulgare hat sein Können unter anderem mit Erfolgen gegen Alexander Dimitrenko, Michael Sprott und Travis Walker bewiesen. Wer einwenden mochte, daß diese Gegner nicht erste Wahl seien, sah dieses Argument doch erheblich geschwächt, als sich Pulew im August 2013 auch gegen Tony Thompson durchsetzte und damit unwiderruflich zum Spitzenkandidaten der IBF avancierte. Nachdem er zusehen mußte, wie Klitschko seinen WBA-Titel in Moskau gegen Alexander Powetkin und schließlich den WBO-Gürtel am 26. April in Oberhausen gegen Alex Leapai verteidigte, soll er nun endlich an die Reihe kommen.

"Das nenne ich mal ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk", sagte Pulew, der am vergangenen Sonntag 33 Jahre alt geworden ist. Er habe Ende April gesehen, daß sich Klitschko gegen einen Herausforderer wie Leapai ohne Probleme durchsetzen könne. "Wenn er mit mir in den Ring steigt, wird es aber definitiv welche für ihn geben. Ich werde der Welt beweisen, daß Klitschko keine unbezwingbare Maschine ist, und mir meinen Traum erfüllen", so der Bulgare. [1]

Kubrat Pulew hat als Amateur eine solide Ausbildung genossen, die er auch im Profilager erfolgreich umzusetzen verstand. Mit einer Größe von 1,94 m und 115 Kilo Gewicht ist er zudem physisch in der Lage, der Masse Klitschkos Paroli zu bieten. Im Feld der boxerisch limitierten Riesen, körperlich unterlegenen Techniker und bulligen, aber eindimensionalen Kämpfer stellt er insofern eine Ausnahmeerscheinung dar, als er eine recht gelungene Mischung aus verschiedenen Qualitäten verkörpert.

Promoter Kalle Sauerland ist natürlich Feuer und Flamme angesichts der Gelegenheit, zusammen mit dem Management Klitschkos in Kürze wieder "eine Schwergewichtsweltmeisterschaft auf Augenhöhe" präsentieren zu können. Die Verhandlungen über diesen Kampf hätten bereits begonnen. Den beiden Lagern bleiben vierzehn Tage Zeit, sich auf die Modalitäten zu einigen. Sollte das nicht gelingen, käme es zu einer Versteigerung der Veranstaltungsrechte, an der auch dritte Parteien teilnehmen können.

Wenngleich es den Anschein hat, als müsse sich Klitschko dem Bulgaren endlich stellen, ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Viel dürfte davon abhängen, wie weit Sauerland dem Ukrainer entgegenkommt. Sollten sich ähnliche Verzögerungen wie im Falle Alexander Powetkins abzeichnen, wird sich der Ukrainer nach einer Alternative umsehen. Ein Problem sind neben der Börse sicher die unterschiedlichen Sender, da Sauerland mit der ARD und Klitschko mit RTL zusammenarbeitet. Hinzu kommen diverse weitere Einzelheiten, um die es ein Hauen und Stechen geben dürfte. Attraktiv wäre dieser Kampf allemal, da Kubrat Pulew zu den ganz seltenen Kandidaten gehört, die Wladimir Klitschko nicht erst gefährlich reden muß.


Fußnote:

[1] http://www.boxen.com/news-archiv/newsdetails/article/klitschko-vs-pulev/23.html

10. Mai 2014