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MELDUNG/1410: Mike Alvarado läßt sich von Juan Manuel Marquez ausboxen (SB)




40jähriger Mexikaner gewinnt klar nach Punkten

In einem Ausscheidungskampf der WBO im Weltergewicht, der im kalifornischen Inglewood ausgetragen wurde, hat sich der 40 Jahre alte Mexikaner Juan Manuel Marquez einstimmig nach Punkten gegen Mike Alvarado aus den USA durchgesetzt (117:109, 117:109, 119:109). Nachdem die Prognosen im Vorfeld geteilt waren, ob Marquez dank seiner Erfahrung die Oberhand behalten oder Alvarado aufgrund seiner körperlichen Überlegenheit den Gegner überrollen würde, sorgte das bemerkenswert klare Ergebnis für eine Überraschung. Ein leichter Sieg war es beleibe nicht, da der Mexikaner hart arbeiten mußte, um mit seiner deutlich größeren Aktivität einen Vorsprung herauszuarbeiten und auszubauen. Während Marquez seine Bilanz auf 56 Siege, sieben Niederlagen sowie ein Unentschieden verbesserte, stehen für seinen amerikanischen Gegner nun 34 gewonnene und drei verlorene Auftritte zu Buche. [1]

Wenngleich erheblich älter als Alvarado, war Marquez doch der agilere von beiden. Er gestaltete den Kampf zu seinen Gunsten, da sein Gegner durchweg auf Einzelschläge setzte, die angesichts der Beweglichkeit des geschickt auspendelnden Mexikaners ihr Ziel häufig verfehlten. Der US-Amerikaner schlug viel zu selten Kombinationen und setzte selbst mit dem Jab kaum jemals nach, so daß Marquez über lange Strecken nicht in Bedrängnis kam.

Das Duell spitzte sich zu, als der Mexikaner seinen Gegner in der achten Runde auf die Bretter schickte, wofür sich Alvarado im nächsten Durchgang mit einem Niederschlag revanchierte. Statt entschieden nachzusetzen, hielt sich der Amerikaner zurück, als fürchte er einen Konter, und so ließ er den Mexikaner wieder vom Haken. Wenngleich Alvarado wußte, daß er nach Punkten klar zurücklag und auf einen weiteren Volltreffer setzen mußte, schien er seinen Gegner in den verbliebenen Runden ausboxen zu wollen, wiewohl das nun gerade nicht seine Stärke ist.

Er wirkte ratlos und nicht gewillt, das Offensichtliche in Angriff zu nehmen. So blieb er die Antwort schuldig, warum er fast während des gesamten Kampfes nicht seine Jugend, Größe und Wucht in die Waagschale geworfen und sich statt dessen auf die boxerischen Stärken des Mexikaners eingelassen hatte. Sollte diese verhängnisvolle Taktik auf dem Mist seines Trainers gewachsen sein, kann man diesem nur attestieren, daß der Plan nach hinten losgegangen ist. [2]

Durch diesen verdienten Erfolg hat sich Juan Manuel Marquez dafür qualifiziert, den amtierenden WBO-Weltmeister Manny Pacquiao herauszufordern. Ob er aber gut beraten wäre, sich dem Philippiner zu ihrem fünften Duell zu stellen, kann man in Zweifel ziehen. Dem Mexikaner war es nicht gelungen, den unbeweglichen Alvarado vorzeitig zu besiegen, obgleich sich ihm etliche Gelegenheiten dazu geboten hatten. Der wesentlich schnellere und gefährlichere Pacquiao würde ihm erheblich mehr zusetzen, als dies Alvarado vermochte.

In einer Pressekonferenz nach dem Kampf erklärte der Mexikaner, daß er eine große Herausforderung angenommen und bewältigt habe. Das Alter könne ihm nichts anhaben, solange er nur gut auf sich achte. Auf die Frage, wie er zu einem weiteren Gang mit seinem ewigen Rivalen Pacquiao stehe, erwiderte Marquez diplomatisch, darüber denke er noch nicht nach. Er werde zuerst einmal nach Hause zurückkehren und sich mit seiner Familie beraten.

In diversen Foren äußerten sich selbst erklärte Fans des Mexikaners skeptisch, was den Gewinn des WBO-Titels betrifft. Sein langgehegter Traum, Weltmeister in fünf verschiedenen Gewichtsklassen zu werden, dürfte schwerlich über einen erneuten Kampf gegen den Philippiner führen. Den Tribut einer langen Karriere muß auch Juan Manuel Marquez zollen, der sich bislang zugute halten kann, Manny Pacquiao bei ihrer letzten Begegnung endlich doch besiegt zu haben. Man darf darüber jedoch nicht vergessen, daß der Philippiner seinen Gegner damals wesentlich deutlicher als bei ihren vorangegangenen drei Duellen dominiert und allzu vehement auf einen Niederschlag gedrängt hatte, als er unachtsam in eine rechte Gerade des Mexikaners lief und zu Boden stürzte. Wenngleich Marquez hinterher zu dem Schluß gekommen war, seine Taktik, auf eine Konterchance zu setzen, sei perfekt aufgegangen, konnte man doch ebensogut von einem Glückstreffer sprechen, der das Blatt wider Erwarten gewendet hatte.


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2014/05/marquez-conquers-alvarado-but-pacquiao-might-be-too-much-for-him-now/#more-176482

[2] http://www.boxingnews24.com/2014/05/postol-dominates-aydin/#more-176479

19. Mai 2014