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MELDUNG/1416: David Lemieux wird nicht nach Runden bezahlt (SB)




Der kanadische Mittelgewichtler überrollt Fernando Guerrero

Im Vorprogramm der erfolgreichen Titelverteidigung des Kanadiers Adonis Stevenson gegen den Polen Andrzej Fonfara im Halbschwergewicht, die in Montreal über die Bühne ging, gab David Lemieux eine Kostprobe seines Könnens. Der 25jährige Mittelgewichtler trat als Lokalmatador gegen den zwei Jahre älteren US-Amerikaner Fernando Guerrero aus Salisbury in Maryland an und bot dem Publikum dabei eine ebenso spektakuläre wie überzeugende Vorstellung.

Bereits in der letzten Minute der ersten Runde setzte er seinen Gegner in den Seilen fest und traktierte ihn mit heftigen Schlägen. Guerrero konnte sich zwar aus der mißlichen Lage befreien, doch als er in der Ringmitte weiterboxen wollte, traf ihn ein wuchtiger linker Haken. Mit einer kurzen Verzögerung brach er zusammen und wurde angezählt. Gerade noch rechtzeitig kam er wieder auf die Beine und wurde vom Pausengong vor weiteren schweren Treffern bewahrt.

Auch in der zweiten Runde erging es Guerrero nicht besser. Der Kanadier trieb seinen Gegner mit linken Haken und unablässigem Angriffsdruck in die Defensive. Über dem rechten Auge des Amerikaners begann eine Rißwunde zu bluten, und kurz vor der Pause sank er auf ein Knie, um sich vor den Attacken zur retten. Nahezu zeitgleich brachte Lemieux eine Rechte ins Ziel, worauf diese Aktion offiziell als Niederschlag gewertet wurde.

Der Rechtsausleger Guerrero versuchte zu Beginn des dritten Durchgangs, das Blatt mit Einzeltreffern zu wenden, doch schlug diese kurze Offensive fehl, da Lemieux auf der Hut war. Bald war der Amerikaner wieder auf der Flucht und ging demonstrativ ein zweites Mal auf die Knie, wobei er auf die Wunde über seinem Auge zeigte. Wie es den Regeln entspricht, rechnete man ihm dafür den Punktabzug wegen eines Niederschlags an. Der Ringarzt sah sich die Verletzung an und sprach sich nicht für Abbruch aus, so daß der Kampf noch einmal freigegeben wurde. Wenig später brachte Lemieux einen rechten Uppercut ins Ziel, der Guerrero endgültig geschlagen auf die Bretter schickte. Diesmal machte der Amerikaner keine Anstalten, rasch wieder aufzustehen, so daß ihn Ringrichter Michael Griffin nach 1:56 Minuten der dritten Runde auszählte.

Damit verbesserte David Lemieux seine Bilanz auf 32 Siege und zwei Niederlagen, wobei er seit 2011 sieben Kämpfe in Folge gewonnen hat. Wesentlich schlechter ist es um Fernando Guerrero bestellt, der zwei seiner letzten drei Auftritte vorzeitig verloren geben mußte und nun mit 26 Erfolgen und drei Niederlagen notiert wird.

Im anschließenden Pressegespräch unterstrich der Kanadier seine feste Entschlossenheit, Weltmeister zu werden und lange zu bleiben. Auf die Frage, ob er den Sieger des Kampfs zwischen WBO-Champion Peter Quillin und Daniel Jacobs als nächsten Gegner ins Auge fasse, erklärte Lemieux, er fürchte niemanden im Mittelgewicht und trete gegen jeden an, der sich ihm stelle. [1]

Lemieux, der bei seinen 32 Siegen nur zweimal über die volle Distanz boxen mußte, hatte auch diesmal nicht den Eindruck erweckt, er werde nach Runden bezahlt. Wenngleich Fernando Guerrero sichtlich überfordert war, setzten doch die vier Niederschläge und das frühe Ende ein klares Signal an die Konkurrenz, daß mit dem Kanadier nicht gut Kirschen essen ist.

Die Resultate im Ring seien auf sein Training und seine Hingabe zurückzuführen, denn für seine Karriere gebe er alles, so der Kanadier. Vor seiner Familie und den Freunden werde er nie einen schlechten Eindruck machen. Er habe im Leben schon viele Probleme gemeistert und dank harter Arbeit Erfolge errungen. Zugleich ziehe er den Hut vor Fernando Guerrero, den er sehr respektiere. Unabhängig vom Ausgang des Kampfs sei Guerrero ein großartiger Kämpfer, sagte Lemieux im Gespräch mit Jim Gray vom Sender Showtime. [2]

Allerdings kann man davon ausgehen, daß Guerrero wegen seiner Niederlagen gegen Peter Quillin und Grady Brewer als Gegner ausgesucht wurde, da er offensichtlich über keine ausgeprägten Nehmerfähigkeiten verfügt. Zudem hatte der Kanadier nicht zuletzt durch Dehydration über sieben Kilo abgekocht, so daß er durch die Gewichtszunahme zwischen Wiegen und Kampf dem Amerikaner körperlich weit überlegen war. Lemieux ist ein Boxer, der mit seinen vorzeitigen Siegen steht und fällt, jedoch in der Defensive Schwächen offenbart, wenn er es mit hochklassigen Kontrahenten zu bekommt. Das zeigte sich bei seinen Niederlagen gegen Marco Antonio Rubio und Joachim Alcine, so daß er im Kampf gegen WBA-Weltmeister Gennadi Golowkin untergehen würde. Hingegen könnten Peter Quillin oder IBF-Champion Felix Sturm Optionen für ihn sein, bei denen er sich gewisse Chancen ausrechnen kann. [3]


Fußnoten:

[1] http://www.boxingscene.com/david-lemieux-stops-fernando-guerrero-three-rounds--78175

[2] http://www.badlefthook.com/2014/5/24/5748736/stevenson-vs-fonfara-results-david-lemieux-thrashes-fernando-guerrero

[3] http://www.boxingnews24.com/2014/05/charlo-defeats-ota/

27. Mai 2014