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MELDUNG/1550: Henry Maske - Gewinner der Einheit (SB)




Gern zitiertes Paradebeispiel in Sachen Mauerfall

"Ich bin ein Gewinner der Einheit", so Henry Maske in einem der zahlreichen Interviews, die ihn 25 Jahre nach dem Mauerfall noch einmal ins mediale Rampenlicht zerren. Auf der Suche nach Erfolgsbeweisen, die mangels blühender Landschaften im Osten gar nicht so leicht aufzufahren sind, ist der ehemalige Boxweltmeister ein gern zitiertes Paradebeispiel. Auf die unvermeidliche Frage, was er nach dem Fall der Mauer getan habe, erzählt Maske von einem Gang über den Kurfürstendamm, dessen Realität mit den Fernsehbildern übereingestimmt habe. Wenngleich der alte Teil der ehemaligen Bundesrepublik nicht nur wunderschöne Flecken habe, gehöre der Kudamm zu den schönen.

Obwohl es nicht sein erstes Westgeld gewesen sei, habe er das Begrüßungsgeld sofort bei McDonald's ausgegeben, worin er aus heutiger Sicht aber keine Verbindung sehe. Bekanntlich ist Maske Ende der 1990er Jahre in den Westen gezogen, wo er heute von Overath im Rheinland aus als Franchise-Nehmer zehn McDonalds-Filialen mit 400 Mitarbeitern betreut. Seinen Job als Fernsehexperte ist er vorerst los, da die Kämpfe von Sauerland nicht mehr bei der ARD, sondern bei SAT.1 übertragen werden. Ihm habe es während der vergangenen Jahre bei der ARD viel Spaß gemacht. Aber Dinge hätten nun einmal einen Anfang und ein Ende, so Henry Maske philosophisch.

Dabei ist der in beiden Welten wohlbewanderte Sportler durchaus zu einem nüchternen Blick in die jeweiligen Verhältnisse in der Lage. Die Boxsportler hätten in der DDR große Vorteile genossen und sehr viel häufiger als beispielsweise Boxer in der Bundesrepublik trainiert. Dieser Unterschied machte sich im Ring zumeist bemerkbar, da Profis im Amateursport Ost auf echte Amateure aus dem Westen trafen. Mit Blick auf die richtigen Profis im Westen habe man es damals als das Verkaufen eines Menschen gesehen, der dort seine Möglichkeit zur Ware macht und vor allem den Managern die Chance gibt, Geld zu generieren und dabei mehr oder weniger partizipiert. Man habe es eben nicht besser gewußt, und schließlich traf es tatsächlich nicht nur einen Sportler als Profi am Ende hart, so Maske. Es sei eben ein Geschäft.

In der DDR habe es wenig Bodenschätze und keine hochqualifizierte Industrie, sondern nur die Menschen gegeben, in die investiert wurde. Das kam den Sportlern zugute, die Botschafter im Trainingsanzug gewesen seien. Leider sei dieses erfolgreiche System nur punktuell in die heutige Zeit gerettet worden. Im Spitzensport warte man, bis sich ein "förderungswürdiger" Athlet auf relativ hohem Niveau präsentiert. Erst dann beginne vielleicht eine Förderung, was natürlich nicht funktioniere. Er würde sich wünschen, daß man heute vergleichbare Zustände wie in der DDR-Sportförderung hätte.

Bei allen olympischen Sportarten, die für förderwürdig erachtet wurden, habe man eine Förderung in die Breite und eine ausgezeichnete Kaderpyramide gehabt. Es seien Sichtungen durchgeführt worden, je nachdem wie aktiv der jeweilige Trainer gewesen sei. Dieser habe Termine mit Sportlehrern gemacht und nach Talenten Ausschau gehalten. Was die Qualität seiner eigenen Trainer angehe, habe er immer Glück gehabt, zumal sie im Umgang mit Kindern und Jugendlichen sehr gut geschult gewesen seien. Das würde er im Sinne eines erfolgsorientierten Arbeitens wie auch der Persönlichkeitsentwicklung als professionell bezeichnen.

Seine ehemalige Sportschule in Frankfurt/Oder sei nach wie vor aktiv, habe aber nicht mehr den Charakter einer elitären Auswahl und des gezielten Förderns. Früher hätten sich 150 junge, motivierte und gut ausgebildete Boxer für 15 mögliche Plätze beworben. Nun habe er vor einiger Zeit junge Boxer aus einer 8. Klasse beobachten können. Einige von ihnen hätten das Niveau eines Anfängers gehabt und seien sehr bemüht gewesen, was aber bekannterweise nicht reiche: "Die Jungs taten mir leid." Sie hätten kaum Chancen, solche wunderbaren Erfahrungen machen zu können, wie er sie seinerzeit gehabt habe.

Die inquisitorische Frage, ob die DDR seines Erachtens ein Unrechtsstaat gewesen sei oder nicht, entlockt Henry Maske dankenswerterweise keine unterwürfige Antwort im erwünschten Sinn. Er sei Brandenburger, der heute im Rheinland lebt. Seine ersten 25 Jahre habe er in der DDR verbracht, und in der Regel präge natürlich das, was in der Kindheit und Jugend geschieht. Er sei aus heutiger Sicht nicht traurig darum, daß es so war. Er habe die Chance gehabt, aus dem, was er bekommen habe, etwas zu machen - und das zu einer Zeit, wo es ihm noch möglich gewesen sei. [1]


Fußnote:

[1] http://www.n-tv.de/sport/Ich-bin-ein-Gewinner-der-Einheit-article13820721.html

7. November 2014