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MELDUNG/1582: Japan ist eine Reise wert (SB)




Guillermo Rigondeaux tritt in Osaka an

Japan ist eine Reise wert, befindet Guillermo Rigondeaux, der seinen WBO-Titel im Superbantamgewicht am 31. Dezember in Osaka gegen Hisashi Amagasa verteidigt. Viel lieber hätte der in vierzehn Profikämpfen ungeschlagene Kubaner freilich einen prominenten Rivalen vor die Fäuste bekommen, was ihm jedoch nicht gelang. Deshalb bequemt er sich, als Champion vor heimischem Publikum des Herausforderers anzutreten, um keinen Rost anzusetzen und sein Bankkonto zu füllen, wie man wohl annehmen darf.

Hisashi Amagasa, der 28 Auftritte gewonnen, vier verloren und zwei unentschieden beendet hat, ist kein Gegner, der sich mit einer herausragenden sportlichen Bilanz für diese Gelegenheit besonders empfehlen würde. Beim Verband WBA taucht er an Nummer 10 der Rangliste im Federgewicht auf, wobei er gegen die amtierenden Weltmeister dieser Gewichtsklasse, Nicholas Walters, Jewgeni Gradowitsch, Jhonny Gonzalez und Vasil Lomaschenko, chancenlos wäre.

Rigondeaux hat im Superbantamgewicht bereits kräftig unter seinen Rivalen aufgeräumt, doch sind noch einige übriggeblieben, die ihm einen interessanten Kampf liefern könnten. Gegen Carl Frampton, Scott Quigg, Leo Santa Cruz oder Chris Avalos anzutreten, ist für den Kubaner jedoch so gut wie unmöglich, was nicht an den genannten Boxern, sondern ihren Promotern liegt.

Amagasa hat vor vier Jahren gegen Ryol Li Lee verloren und sich 2013 mit einem knappen Punktsieg dafür revanchiert, ohne dabei zu glänzen. Seither hat er dreizehn Kämpfe in Folge gewonnen, wobei seine Gegner nicht der allerersten Garnitur angehörten. Jedenfalls reichten diese Erfolge aus, um den Japaner wenigstens bei einem großen Verband in die Top 10 aufsteigen zu lassen.

Rigondeaux wird aller Voraussicht nach einige Runden mit dem Herausforderer spielen, um ihn dann mit einem Körpertreffer auszuschalten. Der Kubaner dürfte sich im klaren darüber sein, daß er offensiver zu Werke gehen muß, um die Aufmerksamkeit des Boxpublikums zu erregen. Seine Kontrahenten so souverän auszuboxen, daß sie keinen Stich bekommen, reicht offensichtlich nicht aus, um ihm die erhofften spektakulären Kämpfe zu verschaffen.

Nachdem er den Weltklasseboxern Nonito Donaire und Joseph Agbeko eine Lektion erteilt hatte, nahm der Sender HBO seine Auftritte überraschend aus dem Programm, weil er dem US-amerikanischen Publikum zu wenig bekannt war, um eine gute Quote zu garantieren. Will er sein außergewöhnliches Talent nicht mit zweitklassigen Gegner vergeuden, muß Guillermo Rigondeaux wohl ins Federgewicht aufsteigen und dort die prominente Konkurrenz das Fürchten lehren. [1]

*

Amir Khans durchwachsene Fernsehquote

Amir Khans Aussichten schwinden zusehends, Anfang Mai 2015 einen Kampf gegen Floyd Mayweather zu bekommen. Die Fernsehquote des Briten bei seinem Sieg über Devon Alexander war nicht dazu angetan, sich als Herausforderer des Weltmeisters aufzudrängen. Wie inzwischen bekannt ist, wollten im Schnitt nur 762.000 und in der Spitze 887.000 Zuschauer das Duell beim Sender Showtime sehen. Das ist kein allzu schlechtes Ergebnis, widerlegt jedoch die Behauptung Khans, die Zuschauer in den USA könnten gar nicht genug von ihm bekommen.

Statt dessen muß man davon ausgehen, daß das dortige Boxpublikum nicht sonderlich an dem Briten interessiert ist oder es vorzog, den Kampf zwischen Timothy Bradley und Diego Chaves auf HBO zu verfolgen, der ebenfalls in Las Vegas stattfand. Dieses Duell lag mit einem Schnitt von 966.000 Zuschauern und in der Spitze sogar 1,087 Millionen deutlich über der Konkurrenz bei Showtime, obgleich der Argentinier Chaves nicht sonderlich gut bekannt ist.

Daraus folgt, daß Amir Khan zwar in seiner Heimat ein außerordentlich beliebter Star, in den USA jedoch nach wie vor kein Publikumsmagnet ist. Bedenklich stimmt in diesem Zusammenhang, daß das MGM Grand in Las Vegas nicht ausverkauft war, was ein Duell mit Mayweather vollends obsolet machen dürfte. Die mangelnde Popularität des Briten in den Staaten dürfte nicht zuletzt darauf zurückzuführen sein, daß er nach seiner K.o.-Niederlage gegen Danny Garcia im Jahr 2012 auf keine gefährlichen Gegner mehr getroffen ist. Sein Promoter Golden Boy hielt ihn von echten Prüfsteinen fern und verschaffte ihm Auftritte gegen Carlos Molina, Julio Diaz und Luis Collazo, über die Khan seine Bilanz aufbessern und sich langsam wieder ins Gespräch bringen konnte. Allerdings sah er dabei mit seinem Klammern und Drücken des öfteren gar nicht gut aus, so daß der Unmut unter den Kommentatoren wuchs.

Im Kampf mit Devon Alexander, den einige Experten für den besten in der gesamten Karriere des Briten halten, während andere dessen Distanzboxen weit weniger abgewinnen können, gab Khan eine souveräne Vorstellung. Allerdings ist auch Alexander kein Boxer, dessen Schlagwirkung die Konkurrenz in Angst und Schrecken versetzt. Man kann wohl davon ausgehen, daß der Brite alle Gegner im Weltergewicht besiegen kann, deren Treffer ihn nicht von den Beinen holen. Geht er jedoch weiter auf Nummer Sicher, wird er keinen Kampf gegen Floyd Mayweather oder Manny Pacquiao bekommen. Um sich dem breiteren US-Publikum zu empfehlen, bleibt ihm kaum etwas anders übrig, als sich mit Gegnern wie Kell Brook, Keith Thurman, Marcos Maidana, Shawn Porter oder Luis Abregu zu messen, die er in technischer Hinsicht in den Schatten stellt, jedoch im offenen Schlagabtausch fürchten muß. [2]


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2014/12/rigondeaux-takes-stay-busy-fight-against-hisashi-amagasa-on-1231/#more-185726

[2] http://www.boxingnews24.com/2014/12/khan-alexander-averages-762k-viewers-on-showtime/#more-185748

18. Dezember 2014