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MELDUNG/1587: Keine Lust auf Golowkin (SB)




Der Kasache wäre einem Kampf gegen Carl Froch nicht abgeneigt

Während der Brite Carl Froch bislang keinerlei Interesse zum Ausdruck gebracht hat, die Titel der WBA und IBF im Supermittelgewicht gegen Gennadi Golowkin zu verteidigen, hätte der in Stuttgart lebende Kasache nichts gegen dieses hochklassige Duell einzuwenden. Daß der Superchampion der WBA und Weltmeister der IBO im Mittelgewicht dafür im höheren Limit antreten müßte, scheint ihn ebensowenig zu schrecken wie irgendein anderer namhafter Gegner in dieser Gewichtsregion. Golowkins Problem ist nicht, gefährlichen Kontrahenten aus dem Weg gehen zu müssen, sondern im Gegenteil die offenkundige Zurückhaltung der Konkurrenz, sich mit ihm zu messen. Letzteres dürfte auch für den 37jährigen Froch gelten, der seine Karriere mit einem Kampf gegen den Mexikaner Julio Cesar Chavez unter den Lichtern von Las Vegas ausklingen lassen möchte.

Der in 31 Profikämpfen ungeschlagene Golowkin muß sich zunächst am 21. Februar mit dem Briten Martin Murray befassen, der bei ihrem Duell in Monte Carlo Gefahr läuft, das nächste K.o.-Opfer des Kasachen zu werden, der seit fünf Jahren sämtliche Auftritte vorzeitig beendet hat. Murray führt mit einer Bilanz von 29 Siegen, einer Niederlage und einem Unentschieden die WBC-Rangliste an, was nichts daran ändert, daß er in Monaco als klarer Außenseiter antritt. Gennadi Golowkin, der häufiger als jeder andere Weltmeister in den Ring zu steigen pflegt, will den Sieger des Kampfs zwischen Miguel Cotto und Saul "Canelo" Alvarez, in dem der WBC-Titel des Puertoricaners auf dem Spiel steht, herausfordern. Die beiden treffen voraussichtlich Anfang Mai 2015 aufeinander, und weil Golowkin offizieller Pflichtherausforderer bei diesem Verband ist, kann ihn der Gewinner nicht übergehen.

Da Golowkin weiß, daß Cotto und Alvarez vermutlich eher den Titel niederlegen würden, als gegen ihn anzutreten, bringt er vorsorglich auch andere Saiten zum Klingen und äußert sich zu der noch unwahrscheinlicheren Option Carl Froch. Er lobt den Briten als großartigen Boxer und wirbt für einen außergewöhnlichen Kampf mit ihm, der seinetwegen in England, aber noch besser in Las Vegas über die Bühne gehen könnte. Die Spielerstadt erwähnt der Kasache sicher nicht zuletzt deswegen, weil Froch mehr denn je dort auftreten möchte.

Zweifellos würde der Brite mit einem Kampf gegen Golowkin größeren Respekt einheimsen als mit seinem Wunschgegner Julio Cesar Chavez, dessen Ruf nach dem Titelverlust an Sergio Martinez und dem umstrittenen Sieg über Brian Vera gelitten hat. Seither ringt der Mexikaner um Rehabilitation, steigt aber aus verschiedenen Gründen so selten in den Ring, daß ihm das noch längst nicht hinreichend gelungen ist. Chavez hat seit neun Monaten keinen Kampf mehr bestritten und derzeit noch keinen weiteren in Aussicht, so daß er vor seinem nächsten Auftritt über ein Jahr pausiert hat. Bei Froch sieht es allerdings auch nicht viel besser aus, da seit der Revanche gegen seinen Landsmann George Groves vor 80.000 Zuschauern im Londoner Wembley-Stadion auch schon sieben Monate ins Land gezogen sind. [1]

Der Brite hat durch seine Untätigkeit in der zweiten Jahreshälfte etliche Millionen Euro in den Wind geschlagen und sich mit seinem fortgesetzten Zögern in einen Schwebezustand manövriert, der auf Dauer zu seinen Lasten gehen dürfte. Die Lorbeeren sportlichen Erfolgs verdorren rascher als jedes andere Gewächs, und da der Brite nicht gegen Andre Ward, Anthony Dirrell und Andre Dirrell antreten will, die derzeit als führende Akteure im Supermittelgewicht gelten, verblaßt sein weltmeisterlicher Ruhm, während er seine beiden Titel aussitzt.

Daß er keine Lust auf Gennadi Golowkin hat, ist natürlich nachvollziehbar, da er seine Karriere nicht mit einem Debakel beenden möchte. Julio Cesar Chavez, der eine riesige hispanische Fangemeinde mobilisieren kann, böte ein etwas weniger ruhmreiches, doch ungleich ungefährlicheres und sicherlich lukratives Ziel. Ob der Mexikaner umgekehrt auch Interesse an dem Briten hat, ist ungewiß. Einerseits locken die beiden Gürtel, die Chavez auf anderem Wege so schnell nicht bekommen könnte. Andererseits ist Froch in den USA kein Gegner, der das Publikum sonderlich interessiert. Einige meinen, Froch hätte den Körpertreffern, die als stärkte Waffe des Mexikaners gelten, nichts entgegenzusetzen, andere geben der Erfahrung und Kämpfernatur des Briten den Zuschlag. Frochs Promoter Eddie Hearn zufolge sind die Gespräche mit Chavez auf einem guten Weg, was alles oder nichts bedeuten kann. Mehr gibt es zu diesem Thema im Augenblick nicht zu sagen.

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Robin Krasniqi empfiehlt sich Jürgen Brähmer

Vor heimischem Publikum in München hat sich Robin Krasniqi als nächster Herausforderer Jürgen Brähmers empfohlen. Der an Nummer 2 der WBA-Rangliste geführte Halbschwergewichtler setzte sich gegen den Polen Dariusz Sek über zwölf Runden einstimmig nach Punkten durch (116:112, 115:113, 116:112). Während Krasniqi damit seine Bilanz auf 43 Siege und drei Niederlagen ausbaute, hat Sek 21 Auftritte gewonnen, zwei verloren sowie einen unentschieden beendet. Dank dieses Erfolgs darf sich der 27jährige Münchner, der beim Magdeburger Boxstall SES unter Vertrag steht, gute Chancen ausrechnen, am 21. März in Rostock auf den regulären WBA-Weltmeister aus Schwerin zu treffen.

Seit der Niederlage gegen den früheren WBO-Weltmeister Nathan Cleverly im April 2013 hat Robin Krasniqi gegen Tomas Adamek, Emmanuel Danso, Olexander Tscherviak und nun auch Dariusz Sek gewonnen. Wenngleich man nicht gerade von Kontrahenten der Weltklasse sprechen kann, arbeitete sich der Münchner darüber doch bis fast an die Spitze der Rangliste vor.

Jürgen Brähmer dürfte mit Krasniqi durchaus einverstanden sein, der einen lebhaften Kampf verspricht, aber für den Weltmeister doch eine lösbare Aufgabe wäre. Die größte Gefahr geht für den Schweriner von Artur Beterbijew aus, der bislang an Nummer 10 der WBA-Rangliste steht, aber rasant ausschreitet. Der Russe hat seine sieben Profikämpfe ausnahmslos vorzeitig gewonnen und dabei auch schon wesentlich erfahrenere und bekanntere Gegner besiegt. Noch kann ihm Brähmer aus dem Weg gehen und seinen Gürtel behalten. [2]

Der Schweriner hat seit seinem Titelgewinn im vergangenen Jahr Enzo Maccarinelli, Roberto Feliciano Bolonti und zuletzt Pawel Glazewski besiegt. Damit boxt er zwar nicht in derselben Liga wie der Kanadier Adonis Stevenson (WBC-Weltmeister) und der Russe Sergej Kowaljow (Superchampion der WBA, Weltmeister der IBF und WBO), ist aber in der europäischen Szene eine sichere Bank und für weitere Siege gut.


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2014/12/golovkin-still-interested-in-froch-fight/#more-185931

[2] http://www.boxingnews24.com/2014/12/krasniqi-likely-next-for-braehmer/#more-185913

25. Dezember 2014