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MELDUNG/1720: So trennt sich die Spreu vom Weizen (SB)


Vorschau auf ausgewählte Profikämpfe der kommenden Wochen


6. Juni: Miguel Cotto gegen Daniel Geale

Im Juni 2014 wurde Miguel Cotto durch einen Sieg über Sergio Martinez neuer WBC-Weltmeister im Mittelgewicht. Seither hat er keinen Kampf mehr bestritten. Der Verband hat ihm eine freiwillige Titelverteidigung zugestanden, bevor er entweder gegen den Pflichtherausforderer Gennadi Golowkin antreten oder den Gürtel zurückgeben muß. Cottos Wahl fiel auf den relativ ungefährlichen Daniel Geale, mit dem er im Barclays Center in Brooklyn in den Ring steigt. Der mit 34 Jahren gleichaltrige Australier war früher Champion der WBA und IBF. Während für den Puertoricaner 39 Siege und vier Niederlagen zu Buche stehen, hat der Herausforderer 31 Kämpfe gewonnen und drei verloren. Miguel Cotto verlangt Daniel Geale eine Gewichtsgrenze von 157 US-Pfund (71,2 kg) ab, die den Australier benachteiligen dürfte.

Geale wird bei den vier maßgeblichen Verbänden WBO (4), WBC (6), WBA (7) und IBF (8) an recht guten Positionen geführt, was jedoch nicht darüber hinwegtäuschen kann, daß seine vergleichsweise geringe Schlagwirkung nicht ausreicht, um es mit den gefährlichsten Konkurrenten aufzunehmen. Allein mit schnellen Füßen ist ein starker Gegner nicht zu besiegen, wie sein Kampf gegen Golowkin im Juli 2014 zeigte. Der Australier rannte zwei Runden lang davon, bis ihn der Kasache schließlich im dritten Durchgang stellte und auf die Bretter schickte. Im Dezember meldete sich Geale mit einem einstimmigen Punktsieg gegen seinen australischen Landsmann Jarrod Fletcher zurück.

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6. Juni: Robert Guerrero gegen Aaron Martinez

Robert Guerrero steigt in Carson, Kalifornien, mit Aaron Martinez zu einem Kampf im Weltergewicht über zehn Runden in den Ring, den er unbedingt gewinnen muß. Der 32jährige, für den 32 Siege, drei Niederlagen sowie ein Unentschieden zu Buche stehen, mußte sich im Mai 2013 Floyd Mayweather klar nach Punkten geschlagen geben. Danach legte er eine lange Pause ein und und trat im März 2014 gegen Keith Thurman an, dem er nach hartem Kampf unterlag. Im Juni setzte er sich zwar gegen Yoshihiro Kamegai durch, bezog aber auch dabei eine Menge Prügel.

Guerrero wird in der WBA-Rangliste an Nummer zehn geführt und könnte im Falle eines Erfolgs gegen Aaron Martinez weiter aufsteigen. Dieser hat zwei seiner letzten drei Kämpfe verloren, wobei er gegen Jessie Vargas und Josesito Lopez den kürzeren zog. Robert Guerrero möchte noch einmal um einen Titel kämpfen und fordert eine Revanche gegen Floyd Mayweather, die er natürlich nicht bekommen wird, da es für den Superstar weder in sportlicher noch finanzieller Hinsicht einen Grund gibt, diesem Ansinnen stattzugeben. Auch Thurman kommt für Guerrero nicht mehr in Frage, so daß von den amtierenden Weltmeistern nur der Brite Kell Brook mit dem IBF-Titel übrigbliebe.

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12. Juni: Marco Huck gegen Krzysztof Glowacki

Marco Huck verteidigt den WBO-Titel im Cruisergewicht in Chicago gegen den polnischen Rechtsausleger Krzysztof Glowacki. Nachdem sich der 30jährige Weltmeister Ende letzten Jahres von seinem Promoter Sauerland-Event getrennt hat, ist sein Debüt in den USA zugleich der erste Auftritt in Eigenregie. Huck, der 38 Siege, zwei Niederlagen sowie ein Unentschieden vorzuweisen hat, konnte sich bereits gegen dreizehn Herausforderer durchsetzen. Wenngleich der gebürtige Serbe als führender Akteur seiner Gewichtsklasse gilt, muß er doch vor dem zwei Jahre jüngeren Polen auf der Hut sein, der in 24 Kämpfen ungeschlagen ist.

Bei seinem letzten Auftritt konnte sich Glowacki am 31. Januar durch einen Sieg über Nuri Seferi den europäischen WBO-Titel sichern. Huck hat sich im August 2014 gegen den Italiener Mirko Larghetti durchgesetzt und somit zehn Monate nicht mehr im Ring gestanden, wenn er auf den Polen trifft. Diese lange Unterbrechung und eine Vorbereitung ohne Trainer, da sein langjähriger Coach Ulli Wegner keine Freigabe vom Team Sauerland erhielt, schlagen gegen den Titelverteidiger zu Buche. Andererseits ist er wesentlich erfahrener als sein Gegner und steht unter Zugzwang zu beweisen, daß er sich sportlich und wirtschaftlich auf eigenen Füßen in der Branche behaupten kann. Huck erhält als Superchampion der WBO 80 Prozent der Börse und kann dem Vernehmen nach rund 400.000 Dollar (365.000 Euro) einstreichen.

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12. Juni: Erislandy Lara gegen Delvin Rodriguez

Erislandy Lara verteidigt den Titel des WBA-Superchampions im Halbmittelgewicht in Chicago gegen Delvin Rodriguez, der an Nummer dreizehn der Rangliste geführt wird. Den Kubaner, dessen Bilanz 20 Siege, zwei Niederlagen und zwei Unentschieden aufweist, erwartet damit eine vergleichsweise leichte Aufgabe, zumal für den Herausforderer 28 gewonnene, sieben verlorene sowie vier unentschieden beendete Auftritte zu Buche stehen.

Im Juli 2014 hatte Lara knapp gegen Saul "Canelo" Alvarez verloren, obgleich er nach Ansicht vieler Experten der bessere Boxer gewesen war. Bei seinem letzten Auftritt besiegte der 32jährige Kubaner in einem einseitigen Kampf Ishe Smith einstimmig nach Punkten, der kaum einen nennenswerten Treffer landen konnte. Der drei Jahre ältere Rodriguez konnte seit seiner frühen Niederlage gegen Miguel Cotto im Oktober 2013 keine Akzente mehr setzen. Im Mai 2014 trennte er sich mit einem enttäuschenden Unentschieden von dem 39jährigen Joachim Alcine, in dem man einen relativ leichten Gegner gesehen hatte.

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12. Juni: Artur Beterbijew gegen Doudou Ngumbu

Bei derselben Veranstaltung in Chicago tritt der in acht Kämpfen ungeschlagene Halbschwergewichtler Artur Beterbijew gegen Doudou Ngumbu an. Dieser ist zwar mit einer Bilanz von 34 Siegen und sechs Niederlagen weitaus erfahrener als der Russe, dürfte aber keine Chance haben, ein vorzeitiges Ende abzuwenden. Beterbijew wird in den Ranglisten der Verbände IBF (2), WBA (4), WBC (4) und WBO (5) inzwischen an Positionen geführt, die einen Titelkampf in greifbare Nähe rücken.

Bei seinem letzten Auftritt hat der 30 Jahre alte Russe im April dem erfahrenen Spanier Gabriel Campillo bereits in der vierten Runde das Nachsehen gegeben. Beterbijew trat bei den Olympischen Spielen 2008 in Beijing sowie 2012 in London für sein Land an und wechselte erst spät ins Profilager, wo er sich jedoch ausgezeichnet zurechtfand. Dank seiner offensiven Kampfesweise und enormen Schlagwirkung wurde er frühzeitig als künftiger Titelaspirant gehandelt und hat diese Erwartungen bislang voll und ganz erfüllt.

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13. Juni: Deontay Wilder gegen Eric Molina

Deontay Wilder verteidigt den WBC-Titel im Schwergewicht in Birmingham, Alabama, gegen seinen US-amerikanischen Landsmann Eric Molina. Wilder, der in 33 Profikämpfen ungeschlagen ist und lediglich beim Titelgewinn im Kampf gegen den Kanadier Bermane Stiverne über volle zwölf Runden gehen mußte, steht ein weiterer vorzeitiger Sieg ins Haus. Sein Gegner, für den 23 gewonnene und zwei verlorene Auftritte notiert sind, gilt bei dieser vom Sender Showtime übertragenen Veranstaltung als vergleichsweise leichte Beute des schlaggewaltigen Weltmeisters.

Dem 33jährigen Herausforderer wird immerhin soviel Talent und Schlagwirkung attestiert, daß er dem 2,01 m großen Champion einen attraktiven Widerpart bieten könnte. Wenngleich Molina wohl kaum eine zweite Chance bekommen dürfte, um die Weltmeisterschaft zu kämpfen, könnte er seiner Karriere mit einer respektablen Leistung doch einen gehörigen Schub verleihen, der ihm künftig noch den einen oder andern einträglichen Auftritt beschert.

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20. Juni: Andre Ward gegen Paul Smith

Andre Ward gilt nach wie vor als bester Boxer im Supermittelgewicht. In jüngerer Zeit nötigten ihm jedoch Verletzungen, Streitigkeiten mit seinem Promoter und daraus resultierende Probleme, angemessene Gegner zu finden, eine lange Zwangspause ab. Nach 18 Monaten der Inaktivität kehrt der in 27 Profikämpfen ungeschlagene Superchampion der WBA vor heimischem Publikum in Oakland in den Ring zurück. Herausforderer ist Paul Smith, für den 35 Siege und fünf Niederlagen zu Buche stehen.

Dem deutschen Publikum ist der Brite aus zwei Kämpfen gegen den WBO-Weltmeister Arthur Abraham bekannt, die der Berliner nach Punkten für sich entscheiden konnte. Da Smith zweimal in Folge gegen Abraham verloren hat, der seinerzeit im Super-Six-Turnier chancenlos gegen Andre Ward war, gilt der Brite bei seinem Auftritt in Oakland als krasser Außenseiter. Sollte der Lokalmatador nach seiner langen Abwesenheit noch nicht ganz in der Verfassung früherer Tage sein, dürfte sein Können doch ohne weiteres ausreichen, diesen Kampf klar zu gewinnen.

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20. Juni: David Lemieux gegen Hassan N'Dam

David Lemieux und Hassan N'Dam kämpfen in Montreal um den vakanten Titel der IBF im Mittelgewicht. Dieser war Jermain Taylor aberkannt worden, weil ihn der US-Amerikaner aufgrund juristischer Probleme nicht gegen den Pflichtherausforderer N'Dam verteidigen konnte. Die Golden Boy Promotions haben die Austragungsrechte für 102.000 Dollar ersteigert, die je zur Hälfte als Börse an die beiden Boxer gehen. Der Kampf wird zusammen mit dem Eye of the Tiger Management im Bell Centre veranstaltet, wo sich Lemieux der rückhaltlosen Unterstützung seiner Landsleute sicher sein kann.

Der 26jährige Lemieux, für den 33 Siege und zwei Niederlagen zu Buche stehen, wird an Nummer vier der IBF-Rangliste geführt. Er hat zuletzt acht Kämpfe in Folge gewonnen und bei seinem Debüt für HBO im Dezember Gabriel Rosado im New Yorker Barclays Center in der zehnten Runde besiegt. Der Kanadier trat dabei erstmals in den USA auf, wo ihn sein neuer Co-Promoter Golden Boy erfolgreich zu vermarkten hofft. Der fünf Jahre ältere Hassan N'Dam stammt aus Kamerun und lebt in Frankreich. Er hat 31 Auftritte gewonnen und nur einen verloren, womit er die IBF-Rangliste anführt. Bei seiner einzigen Niederlage verlor er 2012 seinen Titel an Peter Quillin, zuletzt setzte er sich im Oktober in einem Ausscheidungskampf einstimmig gegen Curtis Stevens durch.

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20. Juni: Shawn Porter gegen Adrien Broner

Mit Shawn Porter und Adrien Broner treffen zwei ehemalige Weltmeister im MGM Grand in Las Vegas aufeinander. Der Kampf wird im Rahmen des Formats "Premier Boxing Champions" vom Sender NBC übertragen. Porter war früher IBF-Weltmeister im Weltergewicht und hat eine Bilanz von 25 Siegen, einer Niederlage und einem Unentschieden. Broner, der Titel in drei verschiedenen Gewichtsklassen besaß, hat 30 Auftritte gewonnen und einen verloren. Die beiden werden bei einem vereinbarten Limit von 144 bis 145 US-Pfund (rund 65 kg) antreten.

Shawn Porter hat bei seinem letzten Auftritt im März Erick Bone in der fünften Runde besiegt, dabei zunächst jedoch nicht besonders gut ausgesehen. Das darf er sich gegen Broner nicht erlauben, der jede Nachlässigkeit bestrafen würde. Adrien Broner bot im März eine gute Leistung, als er John Molina über zwölf Runden einstimmig nach Punkten besiegte, der aus Angst vor gefährlichen Kontern allzu große Zurückhaltung an den Tag gelegt hatte.

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27. Juni: Jessie Vargas gegen Tim Bradley

Jessie Vargas verteidigt den Titel der WBA im Halbweltergewicht in Carson, Kalifornien, gegen Tim Bradley. Der 26jährige Champion ist in 26 Profikämpfen ungeschlagen, während für den Herausforderer, der früher Weltmeister in zwei Gewichtsklassen war, 31 Siege, eine Niederlage sowie ein Unentschieden zu Buche stehen. Für Vargas geht es in diesem Duell nicht nur darum, den Gürtel zu behalten, er möchte sich vielmehr mit einer überzeugenden Vorstellung für einen künftigen Kampf gegen Manny Pacquiao empfehlen.

Diese Perspektive ist insofern nicht ganz aus der Luft gegriffen, als Vargas, Bradley und Pacquiao alle bei Top Rank unter Vertrag stehen. Sollte sich Vargas durchsetzen und der Philippiner nach auskurierter Schulterverletzung seine Karriere wieder aufnehmen, könnte Promoter Bob Arum durchaus geneigt sein, Jessie Vargas und Manny Pacquiao zusammen in den Ring zu schicken. Absoluten Vorrang hätte für Pacquiao allerdings eine Revanche gegen Floyd Mayweather, der seine Karriere jedoch mit einem allerletzten Auftritt Mitte September beenden will.

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27. Juni: Raymundo Beltran gegen Humberto Soto

Im Vorprogramm des Titelkampfs zwischen Jessie Vargas und Tim Bradley in Carson treten Raymundo Beltran und Humberto Soto ebenfalls im Halbweltergewicht gegeneinander an. Während Beltran mit 30 Siegen, sieben Niederlagen sowie einem Unentschieden aufwarten kann, hat der ehemalige Champion Soto 65 Auftritte gewonnen, acht verloren und zwei unentschieden abgeschlossen. Wenngleich diese beiden Boxer vorerst weit von einem Titelkampf entfernt sein dürften, könnte ihr Duell doch dem Hauptkampf des Abends den Rang ablaufen.

Humberto Soto hat zuletzt John Molina in einem einseitigen Kampf über zehn Runden klar nach Punkten besiegt. Damit setzte er den Wiederaufbau seiner Karriere nach der vorzeitigen Niederlage gegen den Argentinier Lucas Matthysse erfolgreich fort. Raymundo Beltran hätte 2013 beinahe einen Titel gewonnen, als er den damaligen WBO-Champion im Leichtgewicht, Ricky Burns, in Glasgow herausforderte. Beltran fügte dem Schotten einen Kieferbruch zu und machte über volle zwölf Runden die bessere Figur, mußte sich aber am Ende mit einem Unentschieden abfinden. Beltran zog bei seinem letzten Auftritt gegen Terence Crawford den kürzeren, der sich über zwölf Runden einstimmig nach Punkten durchsetzen konnte.

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11. Juli: Keith Thurman gegen Luis Collazo

Der Verband WBA führt Floyd Mayweather als Superchampion im Weltergewicht. Als regulärer Weltmeister und damit eine Stufe darunter firmiert Keith Thurman, der in 25 Kämpfen ungeschlagen ist. Er verteidigt in Tampa, Florida, seinen Titel freiwillig gegen den 34jährigen früheren Champion Luis Collazo, für den 36 Siege und sechs Niederlagen zu Buche stehen. Das Duell wird im Rahmen des Formats "Premier Boxing Champions" vom Sender ESPN übertragen.

Thurman, der zehn Jahre jünger als sein Gegner ist, besiegte bei seinem letzten Auftritt im März den ehemaligen Weltmeister Robert Guerrero nach hartem Kampf einstimmig nach Punkten. Er schaltet nun einen Gang zurück, da Collazo seit Jahren keinen bedeutenden Kampf mehr gewonnen hat. Dieser war 2005 und 2006 WBA-Weltmeister im Weltergewicht, bis er sich Ricky Hatton umstritten nach Punkten geschlagen geben mußte. Nach dieser Niederlage gegen den damals sehr populären Briten ging es mit Collazos Karriere bergab, da er sich auch Andre Berto, Shane Mosley, Freddy Hernandez und schließlich Amir Khan geschlagen geben mußte.

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11. Juli: Ruslan Tschagajew gegen Francesco Pianeta

Ruslan Tschagajew verteidigt den regulären Titel der WBA im Schwergewicht in Magdeburg gegen Francesco Pianeta. Während für den Weltmeister 33 Siege, zwei Niederlagen sowie ein Unentschieden zu Buche stehen, hat der Herausforderer bislang 31 Auftritte gewonnen und einen verloren. Dem Gelsenkirchener eröffnet sich damit die zweite Titelchance seiner Karriere, nachdem er 2013 im Kampf gegen Wladimir Klitschko in der sechsten Runde den kürzeren gezogen hatte. Seither hat Pianeta einige wenig bekannte Gegner besiegt.

Tschagajew gilt bei seiner ersten Titelverteidigung als Favorit, da er technisch versierter ist und über die größere Schlagwirkung verfügt. Allerdings muß er mit der Größe seines Gegners zurechtkommen, der ihn um 18 cm überragt. Der Usbeke hatte sich im Juli 2014 in Grosny knapp nach Punkten gegen den US-Amerikaner Fres Oquendo durchgesetzt und damit den Gürtel gesichert. Anstelle einer möglichen Revanche entschied er sich für Pianeta, der hierzulande einen recht guten Namen hat, aber international gesehen zu den deutlich leichteren Aufgaben gehören sollte.

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18. Juli: Arthur Abraham gegen Robert Stieglitz

In Halle/Westfalen geht das vierte Duell zwischen Arthur Abraham und Robert Stieglitz über die Bühne. Abraham, der 42 Kämpfe gewonnen und vier verloren hat, verteidigt den Titel der WBO im Supermittelgewicht gegen den Pflichtherausforderer, für den 47 Siege, vier Niederlagen und ein Unentschieden gegen Felix Sturm zu Buche stehen.

Langweilig dürfte es trotz des Seriencharakters dieses innerdeutschen Kräftemessens kaum werden, zumal die drei zurückliegenden Kapitel durchaus unterhaltsam waren. Stieglitz, der den Gürtel im August 2012 an Abraham verloren, bei der Revanche im März 2013 wiedergewonnen und zuletzt im März 2014 erneut abgegeben hat, möchte die Bilanz unbedingt ausgleichen, da er auf andere Weise absehbar nie mehr Weltmeister werden kann.

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18. Juli: Sergej Kowaljow gegen Nadjib Mohammedi

Sergej Kowaljow verteidigt die Titel der Verbände WBA, WBO und IBF im Halbschwergewicht im Mandalay Bay in Las Vegas gegen den Pflichtherausforderer der IBF, Nadjib Mohammedi aus Frankreich. Da der Franzose in den USA nahezu unbekannt ist und sich dieser Kampf daher nicht sonderlich gut vermarkten läßt, hatte ihn der Russe mehrfach verschoben. Während für den ungeschlagenen Weltmeister 27 Siege sowie ein Unentschieden zu Buche stehen, hat sein kommender Gegner 37 Auftritte gewonnen und drei verloren.

Kowaljow hat zuletzt mit Bernard Hopkins und Jean Pascal zwei der namhaftesten Kontrahenten besiegt und sich an die Spitze der Gewichtsklasse gesetzt. Danach wollte der Russe endlich den amtierenden WBC-Champion Adonis Stevenson vor die Fäuste bekommen, doch da die beiden an verschiedene Sender gebunden sind, wird es auf absehbare Zeit nicht zu diesem hochklassigen Duell kommen, in dem die Vorherrschaft endgültig geklärt werden könnte.

Nadjib Mohammedi hat zuletzt vier Gegner vorzeitig besiegt, die freilich nicht auf seinem Niveau boxten. Geht man etwas weiter zurück, findet man 2010 eine knappe Punktniederlage gegen den damaligen WBO-Weltmeister Nathan Cleverly und 2011 ein Scheitern in der zweiten Runde an Dimitri Suchotsky. Sergej Kowaljow hat Cleverly vor dessen heimischem Publikum in Cardiff binnen weniger Runden auf die Bretter geschickt und ihm problemlos den Gürtel abgenommen. Seither hat sich der Russe sogar noch wesentlich verbessert, den mit allen Wassern gewaschenen Bernard Hopkins mit einer technisch und taktisch überragenden Vorstellung entthront und auch gegen Jean Pascal eine ausgezeichnete Figur gemacht.

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18. Juli: Julio Cesar Chavez gegen Marco Reyes

Julio Cesar Chavez jun. hat sich nach der bitteren Niederlage gegen Andrzej Fonfara im Halbschwergewicht für seinen nächsten Auftritt einen leichten Gegner ausgesucht. Der ehemalige WBC-Weltmeister im Mittelgewicht trifft in Texas auf den wenig bekannten Mittelgewichtler Marco Reyes, der ihm schon rein körperlich klar unterlegen sein dürfte. Während der 29jährige Mexikaner 48 Siege, zwei Niederlagen sowie ein Unentschieden mitbringt, kann sein 27 Jahre alter Gegner mit 33 gewonnenen und zwei verlorenen Kämpfen aufwarten. Das Duell wird im Rahmen des Formats "Premier Boxing Champions" von einem noch festzulegenden Sender übertragen, als mögliche Austragungsorte sind Houston, San Antonio und El Paso im Gespräch.

Chavez, der offiziell im Supermittelgewicht boxt, für das er im Grunde zu schwer ist, kehrt damit zu seiner bevorzugten Praxis zurück, sich einen leichten Mittelgewichtler vorzunehmen. Er muß zwar im Vorfeld des Kampfs eine Menge Gewicht abkochen, legt dann aber bei der Rehydrierung zwischen dem offiziellen Wiegen und dem Abend des folgenden Tages derart viel zu, daß er wesentlich schwerer als sein Gegner in den Ring steigen kann. Im Grunde müßte er dauerhaft ins Mittelgewicht zurückkehren, das er 2013 verlassen hat, um auf reguläre Weise einen Titel ins Visier zu nehmen. Da er dazu jedoch nicht mehr in der Lage sein dürfte, ist nicht abzusehen, wie er seiner Karriere noch einmal einen Schub verleihen will.

1. Juni 2015


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