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MELDUNG/1741: Geld stinkt nicht (SB)



Floyd Mayweather und Manny Pacquiao sahnen ab

Der Kampf zwischen Floyd Mayweather jun. und Manny Pacquiao am 2. Mai in Las Vegas, den der US-Star bekanntlich einstimmig nach Punkten gewonnen hat, war der lukrativste aller Zeiten. Mit einem Erlös von fast 600 Millionen Dollar übertrifft er sämtliche Veranstaltungen des Boxsports in der Vergangenheit und dürfte auch künftig so schnell nicht auf den zweiten Rang verwiesen werden. Wenngleich die offiziellen Zahlen des Bezahlfernsehens noch nicht veröffentlicht worden sind, lassen sich die Einkünfte der beiden Boxer doch inzwischen genauer schätzen. Floyd Mayweather, der 60 Prozent erhält, wird zwischen 220 und 230 Millionen Dollar einstreichen, während der Philippiner mit gut 150 Millionen Dollar rechnen kann.

Damit hat Mayweather mit 36 Minuten im Ring in etwa so viel verdient wie der Basketball-Star Tim Duncan von den San Antonio Spurs während seiner gesamten 18jährigen Karriere. Und da er seine Geschäfte in eigener Regie betreibt, muß er auch keinen Promoter bezahlen. Hingegen kassiert Bob Arum bei Pacquiao kräftig mit, was den Philippiner natürlich nicht arm macht, aber finanziell deutlich hinter seinen langjährigen Erzrivalen zurückfallen läßt.

Die Einkünfte der Boxer setzen sich aus einer garantierten Börse, den 72 Millionen Dollar aus dem Verkauf der Eintrittskarten sowie 6,9 Millionen Dollar zusammen, die mit einer Übertragung in Kinos erzielt wurden. Nicht in dieser Summe enthalten sind 19 Millionen Dollar, die bei einer Ausstrahlung in mehr als 5000 Bars, Restaurants und andere kommerzielle Einrichtungen generiert werden konnten.

Ob Pacquiao und dessen Promoter Top Rank Gelder zurückerstatten müssen, ist noch offen. Gegen den Philippiner wurden über 40 Klagen eingereicht, weil er die Öffentlichkeit vor dem Kampf nicht über seine Schulterverletzung in Kenntnis gesetzt hatte. Während Pacquiaos Lager argumentiert, man habe die zuständige Boxkommission frühzeitig informiert und die verwendeten Medikamente mit der Nationalen Anti-Doping-Agentur abgestimmt, machen die Kläger angesichts der letztendlich eingeschränkten Kampffähigkeit des Philippiners eine Täuschung der Zuschauer geltend.

In vierzehn Kämpfen, die im Bezahlfernsehen vermarktet wurden, hat Mayweather die Rekordsumme von 1,3 Milliarden Dollar erzielt. Mit seinen beiden Duellen gegen den Argentinier Marcos Maidana hatte der US-Star jeweils mindestens 40 Millionen und gegen den Mexikaner Saul "Canelo" Alvarez über 100 Millionen Dollar brutto verdient. [1]

Die aktuelle Liste des Wirtschaftsmagazins Forbes, in der die hundert bestverdienenden Stars des Unterhaltungsgeschäfts im Zeitraum von Mai 2014 bis Mai 2015 aufgeführt werden, wird denn auch von Floyd Mayweather und Manny Pacquiao angeführt. Für Mayweather werden in den letzten zwölf Monaten geschätzte Einkünfte von insgesamt 300 Millionen und für den Philippiner von 160 Millionen Dollar zugrunde gelegt. Unter den fünf finanziell erfolgreichsten Persönlichkeiten folgen Katy Perry (135 Mio.), One Direction (130 Mio.) und Howard Stern (95 Mio.) auf die beiden Boxer. Über ein Viertel dieser Aufstellung der Top 100 wird von Profisportlern besetzt. [2]

Was den Boxsport betrifft, wird das Bild an der Spitze natürlich in erster Linie von dem 38jährigen Floyd Mayweather geprägt. Der in 48 Kämpfen ungeschlagene Weltmeister im Welter- und Halbmittelgewicht gilt seit Jahren nicht nur als bester Akteur aller Limits, sondern auch als Vermarktungsgenie, das sich nicht umsonst selbst den Beinamen "Money" gegeben hat. Der in Las Vegas ansässige Mayweather hat seine Belange vollständig in die eigenen Hände genommen, besetzt die traditionellen Auftrittstermine Anfang Mai und Mitte September nahe den beiden wichtigsten mexikanischen Feiertagen in den USA und wählt seine Gegner nach deren Marktwert aus.

Entgegen der ebenso gängigen wie unzutreffenden Ideologie kapitalistischen Wirtschaftens tröpfelt der an der Spitze generierte Reichtum keineswegs bis ganz nach unten durch. Profite werden unmittelbar und mittelbar durch Übervorteilung und Ausbeutung geschaffen, also durch harte Arbeit erwirtschaftet, die um so weniger für die Produzenten abwirft, je tiefer man auf der Skala der gesellschaftlichen Verhältnisse hinabsteigt.

Die neofeudale Regentschaft Mayweathers bleibt insofern unangefochten, als ihr Glanz befristet auf die wenigen Konkurrenten abstrahlt, denen er die Gunst einer Begegnung im Ring erweist. Alles, was Rang und Namen hat oder diese für sich reklamiert, drängt sich der leibhaftigen Geldmaschine als Gegner auf, ist doch nirgendwo sonst so viel Geld für einen Auftritt zu verdienen. Floyd Mayweather wird bewundert oder gehaßt, ohne daß die Folgewirkung seiner Präsenz für den gesamten Boxsport ernsthaft geprüft und analysiert würde.


Fußnoten:

[1] http://espn.go.com/boxing/story/_/id/13181452/floyd-mayweather-make-least-220-million-fight-manny-pacquiao

[2] http://espn.go.com/boxing/story/_/id/13167410/floyd-mayweather-manny-pacquiao-top-annual-list-highest-paid-celebrities

3. Juli 2015


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