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MELDUNG/1897: Vor Riesenkulisse im Wembley-Stadion? (SB)



Kell Brook will seinem Landsmann Amir Khan die Leviten lesen

Kell Brook verteidigt den IBF-Titel im Weltergewicht am 26. März in Sheffield gegen Kevin Bizier. Für den in 35 Kämpfen ungeschlagenen Lokalmatador ist dies der erste Auftritt seit Mai 2015, da er einen am 24. Oktober geplanten Kampf gegen den Argentinier Diego Chaves wegen einer Rippenverletzung absagen mußte. Trotz der langen Pause steigt der Champion als klarer Favorit mit dem Herausforderer aus Quebec in den Ring, für den 25 Siege und zwei Niederlagen zu Buche stehen.

Der Ausfall des Duells mit Diego Chaves sei ein Schlag ins Kontor gewesen, wie er aber im Boxsport nun einmal vorkommen könne, so der Brite. Er stehe seit November wieder im Training, das er auch über Weihnachten nicht unterbrochen habe. Am Neujahrstag sei er 80 Kilometer mit dem Fahrrad gefahren und liege inzwischen ausgezeichnet im Zeitplan der Vorbereitung. Er freue sich natürlich darauf, endlich wieder in Aktion zu treten, noch dazu vor heimischem Publikum in Sheffield.

Wie Kämpfe verlaufen, hänge nicht zuletzt davon ab, wie die beiderseitigen Stile ineinandergreifen. Bizier gehe offensiv zu Werke und sei zweifellos fest entschlossen, den Gürtel mit nach Hause zu nehmen. Er kenne dieses Gefühl nur zu gut, seit er 2014 nach Kalifornien gereist sei und dort Shawn Porter den Titel abgejagt habe, so der Weltmeister. Da der Kanadier nichts unversucht lassen werde, um sein Vorhaben in die Tat umzusetzen, müsse er ihn aus allen Rohren feuernd empfangen und kunstgerecht abfertigen.

Es ist kein Geheimnis, daß Kell Brook längst über diese Durchgangsstation hinausdenkt und sich am liebsten im Frühsommer mit seinem Landsmann Amir Khan vor großer Kulisse im Wembley-Stadion messen würde. Der ehemalige Weltmeister zweier Verbände im Halbweltergewicht gehört nach wie vor zu den populärsten britischen Boxern, hat sich aber in jüngerer Zeit in den vergeblichen Versuch verrannt, Floyd Mayweather oder Manny Pacquiao vor die Fäuste zu bekommen. Khan, für den 31 Siege und drei Niederlagen notiert sind, hat vor allem aus diesem Grund 2013 nur einmal im Ring gestanden, 2014 lediglich zweimal gekämpft und bei seinem einzigen Auftritt 2015 wesentlich größere Mühe als erwartet gehabt, mit Chris Algieri in Brooklyn fertigzuwerden.

Statt sich in aller Ruhe zusammenzusetzen und mögliche Optionen auszuloten, lieferten Brook, sein Promoter Eddie Hearn und Amir Khan einander ein heftiges Wortgefecht in den sozialen Medien, wobei insbesondere Khan versuchte, die Konditionen eines möglichen Kampfs zu diktieren und maßlos überzogene Börsenforderungen zu stellen. Wie Brook nun erklärte, sei er nach wie vor an einem spektakulären Duell mit seinem Rivalen interessiert. Untätig herumsitzen und auf ihn warten werde er aber nicht.

Sollte es zu keiner Einigung mit Khan kommen, wünsche er sich einen Gang mit dem WBC-Weltmeister Danny Garcia, dem Sieger des Kampfs zwischen WBA-Champion Keith Thurman und Shawn Porter oder dem Gewinner des Duells zwischen dem WBO-Titelträger Timothy Bradley und Manny Pacquiao, um die entsprechenden Gürtel zusammenzuführen. Da Khan ihm keinerlei Respekt bezeuge, wäre es für ihn die größte Genugtuung, ihm eine gehörige Abreibung zu verpassen. Jeder Boxfan in England wolle diesen Kampf sehen, der in aller Munde sei. Amir Khan mache sich lächerlich, wenn er als Herausforderer dem Weltmeister die Bedingungen vorzuschreiben versuche. Als er Floyd Mayweather und Manny Pacquiao nachgejagt sei, habe er mit der Vorstellung leben können, dabei eine Niederlage zu kassieren. Kell Brook jahrelang zu mißachten und am Ende gegen ihn unterzugehen, würde Khan einen herben Schlag versetzen, von dem er sich so schnell nicht wieder erholen dürfte, meint der IBF-Champion die Befürchtungen seines potentiellen Widersachers genau zu kennen. [1]

Amir Khan saß als aufmerksamer Beobachter in Los Angeles am Ring, als Danny Garcia im Staples Center durch einen Punktsieg über Robert Guerrero den vakanten WBC-Titel im Weltergewicht gewann. Wie der Verbandspräsident Mauricio Sulaiman inzwischen bekräftigt hat, werde er in Kürze eine Titelverteidigung Garcias gegen den Pflichtherausforderer Khan anberaumen, die bis spätestens Juni ausgetragen werden müsse. [2]

Dieser Kampf wäre zugleich eine Revanche für das dramatische erste Aufeinandertreffen im Jahr 2012, als beide Akteure noch Weltmeister im Halbweltergewicht waren und ihre Titel im Mandalay Bay in Las Vegas zusammenführten. Khan ging damals in der Anfangsphase offensiv zu Werke und brachte Garcia in Bedrängnis, der das Blatt jedoch wendete und den Briten in der vierten Runde geschlagen zu Boden schickte. Nun steht Amir Khan vor der schwierigen Entscheidung, ob er mit Danny Garcia um den WBC-Titel oder mit Kell Brook um den Gürtel der IBF kämpfen soll. Mehr Geld verdienen würde er zweifellos mit seinem Landsmann, doch ist das natürlich längst nicht die einzig entscheidende Frage für Khan, der seit geraumer Zeit ausschließlich in den USA auftritt und seine Perspektive bislang dort angesiedelt hat.


Fußnoten:

[1] http://espn.go.com/blog/dan-rafael/post/_/id/15081/brook-i-want-to-punch-khan-in-the-face

[2] http://espn.go.com/blog/dan-rafael/post/_/id/15091/garcia-khan-ii-could-be-next

28. Januar 2016


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