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MELDUNG/1908: Bis drei zu zählen fällt mitunter schwer (SB)



Andre Ward gibt sein Debüt gegen Sullivan Barrera

Am 26. März kommt es in Oakland zu einem hochklassigen Kampf der beiden ungeschlagenen Halbschwergewichtler Andre Ward und Sullivan Barrera. Der 31jährige Ward hat 28 Kämpfe gewonnen und war bis vor kurzem WBA-Champion im Supermittelgewicht, wo er jedoch keinen angemessenen Gegner mehr finden konnte und deshalb ins höhere Limit aufstieg. Mit dem zwei Jahre älteren Barrera, der 17 Gegner besiegt hat, trifft er auf die Nummer eins der IBF-Rangliste. Die Veranstaltung in der Oracle Arena, wo Ward wie so oft in seiner Karriere vor heimischem Publikum antritt, wird von HBO übertragen.

Mit diesem Sender haben Andre Ward und Sergej Kowaljow, der Weltmeister der Verbände WBA, WBO und IBF, ähnlich lautende Verträge über jeweils drei Kämpfe abgeschlossen, an deren Ende ein Duell der beiden prominenten Akteure im Herbst 2016 stehen soll. Das setzt jedoch voraus, daß beide ihre zwischenzeitlichen Auftritte gewinnen, was für den Russen kein Problem sein dürfte. Bei Ward, der seit langem als einer der besten Boxer aller Gewichtsklassen gilt, muß sich erst noch herausstellen, ob er sein Können auch im neuen Limit umsetzen kann. [1]

Derzeit sorgen unterschiedliche Zählweisen für eine gewisse Verwirrung, da Wards ausgefallener Auftritt im November 2015 nach Version der HBO bereits als erster der drei vorgesehenen Kämpfe eingerechnet werden soll. Der Kalifornier wollte damals im Vorprogramm des Gipfeltreffens zwischen Miguel Cotto und Saul "Canelo" Alvarez gegen Alexander Brand antreten, sagte aber wegen einer Knieverletzung ab. Hingegen geht Ward davon aus, daß sein Kampf gegen Barrera der erste der Dreierserie ist.

Offenbar macht man sich beim Sender Sorgen über die geplante zeitliche Abfolge wie auch die Verletzungen, von denen Ward in der Vergangenheit schon häufiger heimgesucht und aus der Bahn geworfen wurde. Steht nur noch der eine Auftritt im März zwischen ihm und dem Duell mit Sergej Kowaljow, um das es letzten Endes geht, mutet das Risiko überschaubar an. Käme jedoch noch ein weiterer zwischenzeitlicher Auftritt im Sommer hinzu, stiege die Gefahr eines erneuten Ausfalls und der damit verbundenen Verschiebung. Das Konzept des Senders steht und fällt mit der Planungssicherheit, da die Karrieren der beiden hochklassigen Boxer für eine relativ überschaubare Frist in einer Art Gleichschritt zusammengeführt worden sind.

Sollte sich Ward mit seiner Auffassung durchsetzen, würde das bedeuten, daß er 2016 drei Kämpfe bestreitet. Dreimal in einem Kalenderjahr im Ring gestanden hat er jedoch seit 2009 nicht mehr, ja er hat sogar zwischen 2012 und 2015 insgesamt nur drei Auftritte absolviert. Gründe für diese Durststrecke waren Verletzungen, vor allem aber seine Vertragsstreitigkeiten mit dem Promoter Dan Goossen, die ihn zur Untätigkeit verdammten. Erst nach dem Ableben Goossens im September 2014 konnte sich Ward aus dem Vertrag freikaufen und bei Roc Nation Sports unterschreiben. Nach einer langen Unterbrechung von 19 Monaten kehrte er im Juni 2015 in den Ring zurück und besiegte den Briten Paul Smith in der neunten Runde.

Der gebürtige Kubaner Sullivan Barrera war mit einer Bilanz von 285 Siegen und nur 27 Niederlagen ein erfolgreicher Amateurboxer und gehörte der Nationalmannschaft seines Landes an. Heute lebt er in Miami und wird von Abel Sanchez trainiert, der auch Gennadi Golowkin betreut und von der renommierten Vereinigung der US-Boxjournalisten als Trainer des Jahres 2015 ausgezeichnet wurde. Am 12. Dezember 2015 gewann Barrera einen Ausscheidungskampf gegen Karo Murat und wurde damit Pflichtherausforderer Sergej Kowaljows. Zusammen mit seinem Team stand er nun vor der schwierigen Entscheidung, entweder Ward oder Kowaljow den Zuschlag zu geben. Da ein Kampf gegen den Russen, der wie er bei Main Events unter Vertrag steht, frühestens im Sommer stattgefunden hätte, zog man den Kalifornier vor.

Ob bei diesem Beschluß die Erwägung eine Rolle gespielt hat, daß Kowaljow derzeit als so gut wie unbesiegbar gilt, ist natürlich nicht bekannt. Möglicherweise erhofft man sich im Falle Wards, der erstmals im Halbschwergewicht antritt, eine etwas größere Chance, obgleich der US-Amerikaner zuletzt als zwölfjähriger Amateurboxer einen Kampf verloren hat. Nach den Worten des Geschäftsführers der Boxsparte bei Roc Nation Sports, David Itskowitch, streben beide Akteure eine Herausforderung des Weltmeisters Sergej Kowaljow an. Da nur einer von beiden dieses Ziel erreichen kann, steht in ihrem Kampf sehr viel auf dem Spiel. [2]


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2016/02/andre-ward-sullivan-barrera-will-chance-back-talk-march-26/#more-205238

[2] http://espn.go.com/boxing/story/_/id/14750500/andre-ward-schedules-12-round-bout-sullivan-barrera-sergey-kovalev-date-horizon

12. Februar 2016


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