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KOMMENTAR/244: Uhrwerk Wettkampfsport (SB)


Von oben herab: Politik, Wirtschaft und Wissenschaft blasen unvermindert zur Medaillenjagd im Spitzensport


Hat sich die NOlympia-Bewegung in Deutschland in eine Art Winterschlaf begeben, von dem sie nicht mehr aufwacht? Ende November 2015 hatte eine weitgefächerte Sozial- und Umweltbewegung großen Anteil daran, daß die Olympischen Spiele 2024 in Hamburg verhindert werden konnten. Nach München/Garmisch stellten sich auch die Bürgerinnen und Bürger im Norden des Landes per Referendum mehrheitlich gegen das irrwitzige Megaprojekt der Eliten aus Sport, Politik und Wirtschaft. Vor dem Hintergrund der Pariser Anschläge, der sogenannten Flüchtlingskrise, neuer deutscher Mitmach-Kriege sowie zahlloser Manipulationsskandale im nationalen und internationalen Sportbusiness, dessen organisiertes Raubrittertum trotz aller Reformversprechen kaum noch wegzuleugnen ist, werden viele Menschen froh sein, den teuren Zirkus- und Militärfestspielen an der Alster einen Strich durch die Rechnung gemacht zu haben.

"Hamburg ist die siebte Stadt in zwei Jahren, die sich gegen Olympia entscheidet. Damit ist die Zeit von olympischen Spielen in ihrer jetzigen Form vorbei", resümierte NOlympia Hamburg im Dezember letzten Jahres, nicht ohne darauf hinzuweisen, daß es gerne noch über viele weitere Themen und Aspekte der Olympiabewerbung, etwa die "Schattenseiten des Spitzensports und den Einfluss der milliardenschweren Sponsoren", gesprochen hätte. Auch sparte das Bündnis nicht mit Kritik an der Überheblichkeit der Pro-Seite, die nach dem Ausgang des Referendums in eine trotzige, engstirnige, fast gehässige Stimmung gekippt sei: "Plebiszite und öffentliche Debatten werden in Frage gestellt und ebenso die Kompetenz der Wähler_innen." Diese Reaktionen seien auch eine Strategie, "um die durch das Ergebnis des Referendums innewohnende Kritik an den Plänen und Handlungen des Senats, der Handelskammer und des DOSB zu ignorieren und trotz der Niederlage unverändert an einer gescheiterten Politik festzuhalten". [1]

Zweifellos wäre es ein Fehler, die Kritik am kommerziellen Olympismus wie auch am elitären Hochleistungssport nur auf das Hamburger Olympiakonzept zu beschränken. Während sich die vielen, in der Regel ehrenamtlich tätigen AktivistInnen des NOlympia-Bündnisses, die sich monatelang um Aufklärung und Gegenöffentlichkeit bemüht hatten, wieder ihrem Alltag zuwandten (Beruf, Schule, Privatleben etc.) und sich die einschlägigen NOlympia-Webseiten in den Ruhezustand verabschiedeten, hat das sportpolitische Establishment keineswegs zurückgesteckt. Im Gegenteil, die systemtragenden Kräfte, Institutionen und Behörden, die hinter den patriotischen Werbelabeln "Sportdeutschland" oder "Wir für Deutschland" versammelt sind, versuchen ihren Rückschlag nun bei der "Strukturreform des deutschen Spitzensports", die auch unter dem Zeichen einer wahrscheinlichen deutschen Olympiabewerbung auf den Weg gebracht worden war, doch noch in einen Sieg zu verwandeln.

"Ich erwartet so etwas wie eine Auferstehung. Ein Jetzt-erst-recht auf allen Ebenen des Sports", erklärte beispielsweise der Leichtathletik-Verbandspräsident Clemens Prokop kurz nach dem "Schock von der Waterkant". [2] Bezugnehmend auf die Reform der Spitzensportförderung, die nach den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro wirksam werden soll, kündigte der Sportpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Eberhard Gienger, an: "Medaillenpotentiale können gesteigert werden, wenn wir uns an Olympiastützpunkten deutlicher auf einzelne Sportarten konzentrieren und bei unseren Bemühungen die Athleten in den Mittelpunkt stellen. An Bundesleistungszentren muss die Sichtung und Förderung des Nachwuchses intensiviert werden. Gemessen an der Bedeutung Deutschlands in der Welt, müssten wir bis zu ein Drittel mehr Medaillen erreichen. Diese Mission und Zielperspektive wird von Bundesinnenminister, Thomas de Maizière, unterstützt." [3]

Der Kampf um die Bewerberstadt Hamburg mag aus Sicht des sportindustriellen Komplexes verloren sein, doch der globale Krieg um mehr Medaillen soll mit aller Macht fortgeführt werden - damit sich die Größe und Bedeutung Deutschlands als Exportnation und Technologiestandort auch in der Nationenwertung widerspiegele, wie BundespolitikerInnen, die das Paradepferd des Spitzensports über die Zügel der Finanzen lenken, nahezu unverblümt propagieren.

Natürlich ist auch den Oppositionsparteien aufgefallen, welche Geheimniskrämerei um die künftige Förderstruktur des deutschen Spitzensports betrieben wird. Wie schon bei der Olympiabewerbung Hamburgs werden Tatsachen geschaffen und Sachzwänge postuliert, die den vom Elitesport abhängigen oder davon profitierenden Expertenzirkeln sicherlich einleuchten mögen - aber nur, weil wesentliche Fragen um das Für und Wider der Spitzensportförderung gar nicht erst zur Disposition gestellt werden. Nahezu alles, was den Spitzensport einschließlich seiner Sinngebung und Ideologieproduktion ausmacht, wird von oben dirigiert.

"Der Bundesminister des Innern und der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) haben sich Anfang 2014 darauf verständigt, die Förderung des Spitzensports in Deutschland zu reformieren, um diesen wieder wettbewerbsfähiger zu machen mit dem konkreten Ziel, mehr Medaillen bei Olympischen, Paralympischen und Deaflympischen Spielen sowie Weltmeisterschaften zu gewinnen. Hierzu wurde eine Projektstruktur mit Beratungsgremium, Projektleitung und Arbeitsgruppen eingerichtet. An diesen Gremien sind auch Vertreter der DSH [Stiftung Deutsche Sporthilfe - Anm. d. Red.] beteiligt", heißt es in einer Antwort der Bundesregierung auf eine parlamentarische Anfrage der Linken vom August 2015. [4]

Medienberichten ist zu entnehmen, daß seit Sommer letzten Jahres unter Führung des BMI und des DOSB in sieben Arbeitsgruppen sowie durch die Unternehmensberatung Kienbaum über die künftige Förderstruktur und -systematik beraten wird. Thomas de Maizière und DOSB-Chef Alfons Hörmann haben sich gleich die Führung der Steuerungsgruppe unter den Nagel gerissen. De Maizière ist übrigens auch vor rund einem Jahr als erster deutscher Innenminister dem Aufsichtsrat der Deutschen Sporthilfe beigetreten, um Politik und Wirtschaft enger verbinden zu können. Dem Elitenförderer gehören Leaderships aus großen Unternehmen, Banken und Versicherungen an, die ihre elitäre Weltsicht auch in der deutschen Spitzensportförderung materialisieren. So besteht das Kuratorium der Sporthilfe aus rund 280 hochrangigen Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Sport, Medien und Kultur, darunter amtierende Regierungsmitglieder wie Angela Merkel, Wolfgang Schäuble oder Ursula von der Leyen, letztere zugleich Chefin der Bundeswehrsportsoldaten.

Zahllose DSH-Mitglieder sind auch in Sportvereinen, -verbänden oder -organisationen aktiv, so daß sich ein enges Netzwerk von wirtschaftsnahen Sportlobbyisten ergibt, die erheblichen Einfluß auf die Ziele, Wahrnehmung und Struktur des deutschen Spitzensportes ausüben. Nur ein Beispiel von vielen: Der Unternehmensberater Jochen Kienbaum, Chef der Kienbaum Consultants GmbH, die gerade den deutschen Spitzensport evaluiert, ist gleichzeitig Mäzen und Aufsichtsrat des Handballvereins VfL Gummersbach sowie Kuratoriumsmitglied in der Deutschen Sporthilfe. "Heute ist die Sporthilfe für Wirtschaftsunternehmen und Konzerne ein Partner auf dem Markt geworden, der nach Leistung und Gegenleistung betrachtet wird", erklärte einmal der langjährige Sporthilfe-Geschäftsführer Gerd Klein [5].

Der Spitzensport in Deutschland, für den der Bund zuständig ist, wird auf der staatlich-administrativen Seite ebenfalls von oben regiert: Fast alle Spitzensportproduzenten hängen am Tropf des Bundesinnenministeriums. Pro Jahr schüttet das BMI mehr als 153 Millionen Euro für den Spitzensport aus, davon etwa 110 Mio. für die Verbandsförderung. Darüber hinaus werden Athleten und Trainer der Sportfördergruppen von Bundeswehr, Polizei und Zoll mit Personal- und Sachleistungen in zweistelliger Millionenhöhe unterstützt.

Zu den Empfängern der Bundesmittel gehört auch das Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp), das im Kalten Sportkrieg gegründet wurde und keine andere Aufgabe hat, als mit allen (legalen) Mitteln und Tricks zur Leistungserstellung und -steigerung der Zivil- und Militärathleten beizutragen ("Wissensmanagement"). Im Zuge der Neustrukturierung des Leistungssports überraschten die Fachexperten der Medaillenjagd sowohl das BMI als auch den DOSB kürzlich mit der Forderung nach einem "Bundesamt für Sport", nach einer "zentralen staatlichen Steuerungs- und Koordinierungsebene unter dem Dach des BMI". In dem Papier "Das BISp positioniert sich!", das nach seinem Erscheinen und geharnischter Proteste seitens BMI und DOSB schnell wieder von der Homepage der Bonner Behörde getilgt wurde, wird auch Kritik an den sportwissenschaftlichen Einrichtungen Institut für Angewandte Trainingswissenschaft (IAT) in Leipzig und dem Forschungsinstitut für die Entwicklung von Sportgerät (FES) in Berlin geübt. Den Instituten, die ausschließlich für die deutschen Sportverbände forschen, wird vorgeworfen, träge geworden zu sein. Außerdem verhindere ihre Monopolstellung laut BISp "die Förderung bzw. Einbeziehung innovativer kreativer Wettbewerber und limitiert dadurch die Möglichkeiten eines potenziellen Wissensvorsprungs für den deutschen Spitzensport". [6]

Das BISp selbst ist nicht ohne Tadel und wurde schon häufiger wegen seiner intransparenten Verteilungspolitik in Sachen Fördergelder kritisiert. Seit langem kursiert der Vorwurf der Steuerverschwendung und Selbstbedienungsmentalität. Sogar eine Schließung des BISp stand vor gut fünf Jahren als Drohung im Raum.

"Um Leistungsreserven ausschöpfen zu können", wie der DOSB unlängst erläuterte, greifen die Spitzenverbände auf verschiedene Einrichtungen mit individuellen Arbeitsaufträgen zurück. "Im sogenannten wissenschaftlichen Verbundsystem Leistungssport (WVL) sind folgende Partner zusammengefaßt: Olympiastützpunkte (OSP), Institut für angewandte Trainingswissenschaft (IAT), Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES), Trainerakademie des DOSB (TA), Führungsakademie des DOSB (FA), Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp), Hochschulen, Spitzenverbände und DOSB." [7]

Apropos Hochschulen: Um die gnadenlose Medaillenhatz, die durch ein repressives System ausufernder Kontrolle und Überwachung der als potentielle Betrüger- oder Tätergruppe wahrgenommenen Athletenschaft flankiert wird, aufrechtzuerhalten, haben Spitzenvertreter der Sporthochschule Köln (DSHS) massiv Werbung für mehr Medaillengewinne gemacht. So fand im Oktober 2014 im Sportausschuß des Deutschen Bundestages eine öffentliche Anhörung zum Thema "Neue Strukturen für die Spitzensportförderung" statt, in der sich die leistungssportverbundenen Experten, wozu auch der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Forschungszentrums für Leistungssport Köln, Prof. Joachim Mester, gehörte, nahezu einhellig für eine knallharte Wettbewerbs- und Standortpolitik in der Spitzensportförderung, die nach unternehmerischen Effizienzkriterien mit Medaillen als Zielmarken gestaltet werden soll, aussprachen. Prof. Mester ist auch Vorstandschef von "Momentum", einer Forschungsinitiative an der DSHS, die Leistungsreserven zu erschließen, Potentiale auszubauen und die Trainingspraxis zu optimieren sucht.

Die Unterwerfung von Wissenschaft, Forschung und Ausbildung unter marktförmige Wettbewerbsprinzipien und Kontrollogiken soll nun auch bei der Spitzensportreform vollzogen werden. Auf allen Ebenen der Leistungserzeugung soll nach nützlichem, zu mehr Medaillengewinnen führenden Wissen gesucht werden, denn, so die dreiste These von Prof. Mester: "Bislang wird mit den Erfahrungen und Erkenntnissen des Leistungssports mit dem Phänomen 'menschliche Leistung' ein gesellschaftlich äußerst werthaltiges Potenzial nicht genutzt." [8]

Im Dezember 2015, kurz nach der Olympia-Pleite Hamburgs, ging dann durch die Presse, daß mehrere Spitzenfunktionäre von Olympiastützpunkten in einem Brief an den DOSB kritisierten: "3 Millionen Euro Sportfördermittel für 'Momentum', die am organisierten Sport vorbei politisch lanciert wurden, diskreditieren und konterkarieren jedwede Bemühung, den Spitzensport in Deutschland neu aufzustellen". [9]

Die Meldung, daß der Haushaltsausschuss des Bundestags dem "Momentum"-Projekt wie aus heiterem Himmel Millionen zuschusterte, fand seinerzeit nur wenig Beachtung in den Medien, hatte der Bund doch gleichzeitig versprochen, seinen Zuschuß für die Olympia-Bewerbung Hamburgs von zehn auf dreißig Millionen Euro zu erhöhen. Außerdem sollten auch die Doping-Opfer der DDR mehr Gelder erhalten. Die SPD-Bundestagsfraktion, deren Sportpolitikerin Dagmar Freitag sowohl den Vorsitz im Bundestagssportausschuß führt als auch im Hochschulrat der Sporthochschule Köln sitzt, erklärte in einer Pressemitteilung voller Stolz, die drei Millionen Euro für das Deutsche Forschungszentrum für Leistungssport seien bereitgestellt worden, um "die deutschen Medaillenchancen generell zu optimieren". [10]

Hier wurden Nägel mit Köpfen gemacht, bevor es überhaupt zu einer systemimmanenten, geschweige denn unabhängigen Überprüfung der Spitzensportförderung kam. Man könnte die unverhoffte Finanzspritze für Köln auch anders interpretieren: Mester und Co. hatten im Bundestagssportausschuß von der scheinbar neutralen Warte der Sportwissenschaft aus eine tolle Vorstellung gegeben (Mester: "Der Rückgang olympischer und paralympischer Medaillen seit 1988 bis heute stellt einen klaren Negativtrend dar (...) Von einem 'Leistungssportstandort Deutschland' kann kaum mehr gesprochen werden.") und neben der Krankheitssymptomatik auch die Heilmedizin präsentiert, wie an die oberen "drei Prozent" der Leistungsunterschiede im internationalen Wettbewerb heranzukommen sei (wettbewerbliches System um die besten Ideen; präzises Benchmarking-System für alle Sportbetreuungsanbieter; Grundlagenforschung etc.). Für diese Expertise, die vollkommen darauf verzichtete, eine kritische Einschätzung zu geben, wohin der global entfesselte Medaillenkrieg der Industriestandorte führt und - noch wichtiger - zu wessen Lasten er geht, bekam das "Momentum"-Projekt - also die Kölner Medaillenschmiede - sogleich drei Millionen Euro zugewiesen.

Wie immer geht im Kompetenzgerangel der verschiedenen Spitzensportanbieter die Frage vollkommen unter, ob sich Deutschland weiterhin am immer härter werdenden Kampf um haarkleine Unterschiede in den internationalen Leistungsrankings beteiligen sollte und ob die Steuergelder nicht besser im Breiten-, Freizeit- oder Alternativsport angelegt wären, zumal dieser Bereich chronisch unterfinanziert ist (siehe Schwimmbädersterben). Immer mehr Bürgerinnen und Bürger blicken mit Abscheu auf den marktschreierischen Gladiatorensport moderner Genese, in dessen Eliteschulen, Leistungszentren und wissenschaftlichen Laboratorien die Athleten nichts anderes als menschliche Versuchstiere sind, verdammt dazu, noch mehr Leistung aus ihren zumeist jungen Körpern zu pressen, damit Deutschland nicht ins Medaillenmittelmaß abrutscht.

Selbst wenn man dem Märchen der hiesigen Spitzensportplaner glauben schenken mag, daß medaillenträchtige Leistungssteigerungen mit den Effizienzmitteln von Sportwissenschaft, -medizin und -psychologie auch auf "gesunde Weise" herzustellen seien, so bedeutet das für die anderen internationalen Topathleten, die nicht über diese High-Tech-Mittel verfügen, noch mehr Druck, Härte und Schwerstarbeit, um in die Medaillenränge zu kommen. Entsprechend handelt es sich beim vielreklamierten "Wissensvorsprung" hiesiger Leistungsschmieden um einen reinen Euphemismus, der davon ablenken soll, welch körperausbeutende Steigerungsralley sich hinter dem Primat der Ressourcenausschöpfung und -optimierung verbirgt. Der Zusammenhang ist im Hochleistungssport so offenkundig, daß er mit ebensolcher Entschiedenheit ausgeblendet werden muß, um den "humanen" Hochleistungssport imaginieren zu können. Bei der Frage um den "sauberen" Hochleistungssport handelt es sich bereits um ein legalistisches Ablenkungsmanöver, das von Politik, Sport und Medien sehr erfolgreich praktiziert wird (siehe endlose Doping-Diskussion). So liegen dann auch politische Forderungen nach mehr Medaillengewinnen deutscher Spitzenathleten auf einer Linie mit einer fortschreitenden Kriminalisierungspolitik, die inzwischen darin gipfelt, daß sich schwarz-weiß-malende Schuldschöpfungssysteme wie die Nationale Anti-Doping Agentur (NADA) und Strafverfolgungsbehörden gegenseitig die Bälle der Profilierung zuspielen. Medaillen- und Dopingjagd sind zwei Seiten einer Medaille.

Wenn nun spitzensportorientierte Sportwissenschaftler, die merken, daß ihre eigene Teilhaberschaft am Rattenrennen um mehr Edelmetall kaum noch schöngeredet werden kann, sich öffentlich zu Wort melden und bemängeln, daß die Medaillenbilanz nicht Ausgangspunkt einer Strukturreform sein könne, dann sollte man sehr hellhörig werden, worum es den Mahnern wirklich geht. "Wir können uns nicht an Medaillen orientieren. Die positiven Faktoren des Spitzensports für die gesellschaftliche Entwicklung müssen mehr zum Vorschein kommen", erklärte unlängst Kuno Hottenrott, Präsident der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft. [11] Von den "negativen Faktoren des Spitzensports", der im engen Kontext mit dem kapitalistischen Steigerungszwang steht, keine Rede.

Fußnoten:

[1] http://www.nolympia-hamburg.de/goodbye-olympia-hello-besseres-leben-2/. 30.11.2015.

[2] https://www.tagesschau.de/inland/dosb-107.html. 05.12.2015.

[3] https://www.cducsu.de/en/node/114265. 25.02.2016.

[4] http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/057/1805798.pdf. 20.08.2015.

[5] https://www.sporthilfe.de/Gerd_Klein_wird_60.dsh. 03.04.2003.

[6] http://www.sueddeutsche.de/news/politik/sportpolitik-dosb-empoert-ueber-vorschlag-fuer-bundesamt-fuer-sport-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-151205-99-114445. 05.12.2015.

[7] http://www.dosb.de/de/leistungssport/spitzensport-news/detail/news/fortentwicklung_des_wissenschaftlichen_verbundsystems_wvl/. 12.01.2016.

[8] https://www.bundestag.de/blob/334944/802cee165a26783d27c83a4edaee4fc9/stellungnahme-dsh-data.pdf. 12.10.2014.

[9] http://www.faz.net/aktuell/sport/sportpolitik/dosb-fuerchtet-nach-olympia-aus-feindliche-uebernahme-13948878.html. 04.12.2015.

[10] http://www.spdfraktion.de/presse/pressemitteilungen/zusaetzliche-mittel-bessere-sportfoerderung-dopingopfer-olympiabewerbung. 13.11.2015.

[11] http://www.sueddeutsche.de/news/politik/sportpolitik-krise-des-spitzensportsstrukturen-haben-versagt-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-160217-99-803118. 17.02.2016.

28. März 2016


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