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TIERHALTUNG/496: Tierqual in der Masthühnerhaltung systemimmanent (TSB)


Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes - 12. Januar 2010

Tatort Wiesenhof: Tierqual in der Masthühnerhaltung systemimmanent

Deutscher Tierschutzbund startet Kampagne


Durch Videoaufnahmen (ausgestrahlt in Report Mainz am 11.1.2010) wurden Verstöße gegen das Tierschutzgesetz in einer Elterntierhaltung für Masthühner im niedersächsischen Twistringen, Nähe Rechterfeld, aufgedeckt. Das Unternehmen Wiesenhof (PHW Gruppe) hat die Verstöße zugegeben und "personelle Maßnahmen angekündigt". Für den Deutschen Tierschutzbund steht fest, die Vorfälle mögen in der Schwere ein Einzelfall sein. Viele Tierquälereien sowohl in der Elterntierhaltung als auch in der Masthühnerhaltung sind jedoch systemimmanent. Europas größte Tier- und Naturschutzorganisation kündigt heute, kurz vor Beginn der Grünen Woche, den Start einer Kampagne gegen diese Form der quälerischen Intensivtierhaltung an. Zudem ruft der Deutsche Tierschutzbund zu einem Boykott von Produkten der Wiesenhofgruppe und aus Intensivtierhaltung auf.

Die Firma Wiesenhof wirbt vollmundig mit gesunden Hühnern und weitgehenden Kontrollen bei der Hühnerhaltung, angefangen bei der Haltung der Elterntiere, die die eigentlichen Masthühner hervorbringen. Videoaufnahmen aus einer solchen Elterntierfarm in Twistringen zeigen jedoch die traurige Wahrheit: schwer verletzte Hühner, die auf ihrem eigenen Kot liegen und tote Tiere im Stall. Brutal werfen Betreuer und Impftrupps einzelne Hühner aus großer Höhe in Kisten. Auch diese Behältnisse mit den lebenden Tieren werden getreten und geworfen. Dokumentiert wurde auch, wie ein Betreuer Hühner hin und herschleudert, um ihnen das Genick zu brechen. Dies sind allesamt schwere Verstöße gegen das Tierschutzgesetz. Auch das Unternehmen Wiesenhof (PHW-Gruppe) räumt inakzeptable Zustände ein und kündigt neben personellen Konsequenzen zusätzliche Kontrollen an.

Wolfgang Apel, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, dazu: "Der Name 'Wiesenhof' suggeriert heile Welt, aber das Gegenteil ist der Fall, besser hieße es: Qualhof. Es ist klar, dass eine Intensivhaltung der Hühner systemimmanente Tierquälereien mit sich bringt, die auch eine noch so gute Kontrolle nicht verhindert. Vorstandschef Wesjohann darf diesen Vorfall nicht auf angeblich versagende Mitarbeiter abschieben."

Masthühner und Elterntiere leiden aufgrund der Zucht auf schnelles Wachstum unter schmerzhaften Beinschäden. Die Tiere können zum Teil kaum mehr laufen. Aufgrund der immer schmutziger werdenden Einstreu entstehen schmerzhafte Entzündungen und Geschwüre an den Fußballen. Darüber hinaus werden Elterntiere, damit sie nicht so schwer werden, restriktiv gefüttert und hungern. Die Zucht und die Haltung in den Intensivstallanlagen sind bereits im Grundsatz ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz.

Der Appell des Deutsche Tierschutzbundes: Wenn die Politik versagt, müssen Verbraucher handeln: Jetzt gilt es im Besonderen die Wiesenhof-Produkte zu boykottieren und - wenn noch Hühnerfleisch verzehrt wird - immer nur das von Fleisch von Hühnern zu verwenden, die tiergerecht gehalten wurden. Letzteres gilt für Produkte von Bauern, die sich dem NEULAND-Verein für tiergerechte und umweltschonende Nutztierhaltung oder einem Verband des Ökologischen Landbaus angeschlossen haben.


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Quelle:
Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes e.V.
vom 12. Januar 2010
Herausgeber: Deutscher Tierschutzbund e.V., Bundesgeschäftsstelle
Baumschulallee 15, 53115 Bonn
Tel: 0228/60496-24, Fax: 0228/60496-41
E-Mail: presse@tierschutzbund.de
Internet: www.tierschutzbund.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Januar 2010