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TIERVERSUCH/399: Ministerium legt Tierversuchsdaten 2007 vor (BMELV)


Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
Pressemitteilung Nr. 187 vom 21. November 2008

Aigner appelliert an Wirtschaft und Wissenschaft, Versuchstierzahlen weiter zu senken - BMELV legt Tierversuchsdaten 2007 vor


"Trotz des Anstieges der Tierversuchszahlen im Jahr 2007 werden wir in unserem Bemühen nicht nachlassen, die Tierversuchszahlen in Deutschland zu senken", erklärte die Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Ilse Aigner, anlässlich der Veröffentlichung der Tierversuchszahlen des Jahres 2007 heute in Berlin. "Hier sind nicht nur Bund und Länder in der Pflicht, sondern wir müssen bei dieser Frage gemeinsam mit Wissenschaft und Wirtschaft neue Wege gehen. Wir setzen dabei weiterhin auf die Entwicklung von Alternativmethoden", so die Ministerin. "Wir brauchen wirksame und sichere Medikamente und Heilungsmethoden. Jeder Verbraucher muss sicher sein können, dass sie im Hinblick auf die Gefährdung von Mensch, Tier und Umwelt ausreichend geprüft wurden", so die Ministerin. "Wo immer aber anerkannte Ersatzmethoden zur Verfügung stehen, sind diese dem Tierversuch vorzuziehen", so Aigner. Dieser Grundsatz sei auch in der neuen europäischen Chemikalienverordnung (REACH) verankert worden. Eine Expertengruppe solle baldmöglichst die Zahlen des Jahres 2007 auswerten und Vorschläge entwickeln, welche weiteren Maßnahmen zur Reduzierung der Tierversuchszahlen beitragen können.

Deutschland leiste innerhalb der EU den weitaus größten Beitrag für die Entwicklung tierversuchsfreier Prüfmethoden. An einer Umfrage im Jahr 2006/2007 zur öffentlichen Forschungsförderung von Alternativen zu Tierversuchen hätten 16 europäische Staaten teilgenommen. Diese hätten insgesamt 17 Millionen Euro für die Erforschung von Alternativmethoden ausgegeben. Der größte Anteil komme mit 4,6 Millionen Euro (27 Prozent) aus Deutschland.

Sowohl das Förderprogramm zur Entwicklung von Ersatzmethoden zum Tierversuch des Bundesministeriums für Bildung und Forschung als auch die Zentralstelle zur Erfassung und zur Bewertung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch (ZEBET) nehmen eine herausragende Stellung im Vergleich zu anderen EU-Mitgliedstaaten ein. Zusätzlich werde vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz jedes Jahr der mit 15.000 Euro dotierte "Forschungspreis zur Förderung von methodischen Arbeiten mit dem Ziel der Einschränkung und des Ersatzes von Tierversuchen" ausgeschrieben.

Folgende Zahlen haben die Bundesländer auf der Basis der Versuchstiermeldeverordnung an das BMELV gemeldet:

Für Versuche und andere wissenschaftliche Zwecke wurden im Jahr 2007 in Deutschland 2.609.483 Wirbeltiere eingesetzt (2006: 2.518.267). Der Anstieg ist unter anderem auf die erweiterten Forschungsmöglichkeiten an bestimmten Krankheitsbildern durch den Einsatz transgener Tiere zurückführen. Der Anteil gentechnisch veränderter Mäuse stieg gegenüber dem Vorjahr insgesamt um 32 Prozent auf 498.269 Tiere an. Dieser Trend ist auch in anderen europäischen Staaten zu verfolgen.
Die größte Gruppe der eingesetzten Versuchstiere mit fast 82 Prozent stellen die Nagetiere (davon 61% Mäuse, 19% Ratten und 2% Meerschweinchen und Hamster).
Die nächst größten Gruppen bilden die Fische mit acht Prozent und die Kaninchen und die Vögel mit jeweils vier Prozent.
Auf alle anderen Tierarten entfallen zusammen weniger als zwei Prozent.
Menschenaffen wurden auch 2007 in Deutschland nicht verwendet. Die Zahl anderer Affen und Halbaffen lag 2007 bei 2.487 Tieren (2006: 1.851).
1.967 Affen (= 79 Prozent) wurde für toxikologische Untersuchungen und andere Sicherheitsprüfungen von Produkten und Geräten für die Human-, Zahn- und Veterinärmedizin verwendet.
Bei den Hunden und Katzen ist gegenüber 2006 ein Anstieg um 770 Tiere zu verzeichnen; die Gesamtzahl bewegt sich aber im Rahmen der Werte der Jahre 2000-2005 (802 Katzen, 4794 Hunde).
Die auffallende Zunahme bei den Pferden um 1.905 auf 2.546 Tiere ist vor allem auf ein groß angelegtes Forschungsprojekt aus der biologischen Grundlagenforschung zurückzuführen. Den Pferden wurden dabei lediglich Blutproben entnommen.
Der Anteil der Tiere, der für die Erforschung von Erkrankungen von Menschen oder Tieren eingesetzt wurde, erhöhte sich im Jahr 2007 gegenüber dem Vorjahr von 52,7 Prozent auf 54,3 Prozent.
Tierversuche zur Entwicklung von Tabakerzeugnissen, Waschmitteln und Kosmetika sind in Deutschland grundsätzlich verboten.

Die vollständige Statistik finden Sie unter:
www.bmelv.de/tierversuchsdaten2007


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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 187 vom 21.11.2008
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veröffentlicht im Schattenblick zum 25. November 2008