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TIERVERSUCH/597: Projekt Invitrojobs - Fünf Jahre im Dienste tierversuchsfreier Forschung (tierrechte)


tierrechte 1.14 - Nr. 66, März 2014
Menschen für Tierrechte - Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V

Projekt Invitrojobs
Fünf Jahre im Dienste der tierversuchsfreien Forschung

Von Stephanie Elsner



www.InVitroJobs.com, die Wissenschaftsplattform des Bundesverbandes, wird im April fünf Jahre alt. Seitdem informiert das internationale Portal in Deutsch und Englisch kontinuierlich über Ent wicklungen auf dem Gebiet der tierversuchsfreien Forschung. Das Projekt ist ein Beitrag unseres Verbandes, diesen modernen, aussagefähigen Wissenschaftsbereich ohne Tiereinsatz zu unterstützen.


Die Arbeitsgruppenliste mit Forschern, Entwicklern und Anbietern von tierfreien in vitro- und in silico-Methoden(*) ist ein Kernstück des Portals. Sie umfasst inzwischen über 230 Gruppen aus 25 Ländern und zeigt, dass tierversuchsfreie Forschung keine nationale Angelegenheit ist, sondern heute im Zusammenschluss von international vernetzten Wissenschaftlern stattfindet. Interessierte können sich einen schnellen Überblick verschaffen, welche Arbeitsgruppe wo an welchen tierversuchsfreien Verfahren forscht. Diese wertvolle Sammlung ermöglicht es Forschern, Nachwuchswissenschaftlern oder Journalisten, schnell Kontakte herzustellen. Zum Beispiel konnten wir vor Kurzem einem afrikanischen Wissenschaftler aus Nigeria, der mit in vitro-Methoden eine Malariastudie durchführt, einen wissenschaftlichen Experten aus unserer Arbeitsgruppenliste empfehlen. Einen wichtigen Mechanismus in vitro aufdecken zu können, wäre bei der Bekämpfung dieser Erkrankung großartig.


Ein Forum für neue tierversuchsfreie Verfahren

Auf der InVitroJobs-Startseite werden aktuelle Meldungen zum Thema veröffentlicht. Insbesondere Nachwuchsforscher, die in die tierversuchsfreie Forschung einsteigen wollen, finden auf InVitroJobs Übersichten zu in vitro- und in silico-Methoden, Stellenangebote sowie Abschlussarbeiten und Praktika. Darüber hinaus informiert der zweisprachige Newsletter interessierte Forscher und Behördenvertreter regelmäßig über neue Arbeitsgruppen und weitere News aus diesem Forschungszweig. Unter dem Namen 'Arbeitsgruppe im Portrait' stellen wir zudem Wissenschaftsteams oder Unternehmen intensiver vor, die tierversuchsfreie Verfahren entwickeln. Zuletzt war es die Firma Medicyte, die humanspezifische Zellkultursysteme herstellt. Diese könnte mit ihren Entwicklungen zukünftig zahlreiche Tiertötungen zu Organ- und Gewebeentnahmen insbesondere in der Pharmaforschung und bei der Impfstoffentwicklung vermeiden. Damit wurde ein heikles Thema angesprochen, denn der Tierversuch ist mit der Verwendung von Zellen und Geweben vom Tier in manchen Fällen zwar abgeschafft - nicht jedoch der Tierverbrauch, der mit Tiertötungen zur Organentnahme verbunden ist. Hier ist noch sehr viel zu tun, um viele in vitro-Verfahren auf eine humanspezifische und hochqualitative Basis zu stellen.


Am Puls des Geschehens

Das vergangene Jahr war gekennzeichnet durch einen wesentlichen Erfolg: die Beendigung der Tierversuche in der Kosmetik. Das Verbot kam, obwohl noch nicht auf allen Gebieten 'Ersatzverfahren' für die Sicherheitsprüfung von Substanzen existieren. Nun ist der Druck da, die fehlenden Verfahren zügig zu entwickeln. InVitroJobs veröffentlichte dazu z. B. zwei aktuelle Beispiele: Die Arbeitsgruppe um Dr. Robert Landsiedel von BASF entwickelte eine Strategie, bestehend aus mehreren Testprozessen, zur Untersuchung auf hautsensibilisierende Substanzen - und erhielt dafür den Tierschutz-Forschungspreis der Bundesregierung sowie des Landes Rheinland-Pfalz. In einer anderen Methode von britischen Wissenschaftlern werden Protozoa (Einzeller) benutzt, um schwach reizende Eigenschaften von Kosmetika auf die Augen zu testen.

Die InVitroJobs-Projektleiterin, die Biologin Dr. Christiane Hohensee, informiert außerdem 'live' über den Stand der tierversuchsfreien Forschung. So konnte sie 2013 u. a. Masterstudenten der Toxikologie an der Berliner Charité sowie Doktoranden am Deutschen Institut für Ernährungswissenschaften einen Überblick über vorhandene tierversuchsfreie Methoden vermitteln.

Dank InVitroJobs bleibt der Bundesverband auf dem aktuellen wissenschaftlichen Stand der tierversuchsfreien Verfahren. Dies ist wichtig, da die Abschaffung der Tierversuche nur über die neuen Methoden möglich ist. Und diese sind kompliziert. Mit der bloßen Forderung nach Zellkulturtests und Computersimulationsprogrammen ist es nicht mehr getan. Durch die wissenschaftliche Fachkompetenz ist der Bundesverband in der Lage, die richtigen Forderungen zum rechten Zeitpunkt an die Politik zu stellen. Damit es endlich eine konsequente Vorwärtsentwicklung im Sinne der Tiere gibt.


Wissenschaftsportal: invitrojobs.com
(*) in vitro = im Reagenzglas
in silico = im Computer

*

Quelle:
tierrechte 1.14 - Nr. 66/März 2014, S. 13
Infodienst der Menschen für Tierrechte -
Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
Roermonder Straße 4a, 52072 Aachen
Telefon: 0241/15 72 14, Fax: 0241/15 56 42
E-Mail: info@tierrechte.de
Internet: www.tierrechte.de
 
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Der Verkaufspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten.


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. April 2014