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ATOM/686: Endlager und kein Ende? - Tagung der Evangelischen Akademie Loccum (BI Lüchow-Dannenberg)


Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V. - Pressemitteilung vom 20. Juni 2009

"Endlager und kein Ende?"


Vom 17. - 19. Juni hatte die Evangelische Akademie Loccum zu einer Tagung zur Atommüllproblematik eingeladen, trotz des problematischen Termins mitten in der Woche konnte die Studienleiterin Dr. Monika Müller 8o Teilnehmer aus Behörden, Verbänden, Wirtschaft und Politik begrüßen. Vor allem die Vorkommnisse in der Asse II hätten den Anstoß gegeben, die unterschiedlichen Akteure an einen Tisch zu bekommen, um politische Lösungen in der Atommüllendlagerung auszuloten.

Doch die Chancen der Verständigung scheinen gering. Die Suche nach Wegen zu einer Endlagerung hochradioaktiver Abfälle in Deutschland seien aus unterschiedlichen Gründen verstellt, unterstrich Wolfgang Ehmke für die BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg auf der Tagung: In den Kreisen der Industrie würde auf die bereits getätigten Investitionen in Gorleben verwiesen, über eine vergleichende und ergebnisoffene Endlagersuche seien die Koalitionspartner in Berlin zerstritten und die Umweltverbände sowie Anti-AKW-Initiativen pochten auf die Prämisse des Atomausstiegs, bevor zum Reizthema Atommüll konstruktiv Stellung bezogen würde.

Heike Wiegel von der Asse-Begleitgruppe hatte zuvor noch einmal die Skandalgeschichte des absaufenden Endlagers skizziert, das nur zu einem geringen Teil als Forschungseinrichtung, zum überwiegenden Teil jedoch als billige Atommülldeponie genutzt wurde. Politische Vorgaben und nicht geologische Erwägungen hätten dort den Ausschlag gegeben, räumte Wolfram König, Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz, in der Debatte ein.

König machte sich stark für die Empfehlungen der Arbeitskreises Endlagerung (AK End), der sich unter der Rot-Grünen Bundesregierung auf ein transparentes und vergleichendes Suchverfahren verständigt hatte. Ohne ein solches Verfahren würden am Ende Klagen gegen Gorleben das Projekt über Jahre blockieren können. "Auf diesem Wege ließen sich auch die Verfahrensfehler in Gorleben heilen", hofft König und spielte auf die undurchsichtige Gründe für die Standortbenennung an. "Ein Weiter-So in Gorleben kann es nicht geben," räumte er ein. Seit Beginn des Moratoriums im Jahr 2000 hätten sich die Rahmenbedingungen verändert. Es würde kein Ein-Endlagerkonzept mehr verfolgt, weil mit dem Schacht Konrad ein Endlager für die schwach- und mittelaktiven Abfälle genehmigt sei, der Stand von Wissenschaft und Technik habe sich weiterentwickelt und die mögliche Rückholbarkeit der Abfälle werde als Option diskutiert.

Dissens herrschte in der Diskussion über die Folgerungen, die aus dem Asse II- Debakel hinsichtlich des prospektiven Endlagers im Salzstock Gorleben zu ziehen seien. Die Vorfestlegung auf Gorleben allen geologischen Bedenken zum Trotz manifestiere sich in dem Eingeständnis, dass erhebliche Mittel schon in den Ausbau zum Endlager geflossen seien, derartige Fehler der Standortsuche ließen sich nicht heilen, unterstrich Wolfgang Ehmke in seinem Referat. Vor kurzen hatte die BI vorgerechnet, dass von den 1,51 Mrd. Euro, die in Gorleben versenkt wurden, rund 50% bereits für den Ausbau eines Endlagers verwandt wurden: "Das Vertrauen in die Redlichkeit der Politik ist grundlegend zerstört, in der Asse II wie in Gorleben."


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Quelle:
Pressemitteilung, 20.06.2009
Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V.
Rosenstr. 20, 29439 Lüchow
Tel. 05841/46 84, Fax: 05841/31 97
Internet: www.bi-luechow-dannenberg.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Juni 2009