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MELDUNG/061: Mehr machen aus Berlins Biomüll! (BUND BE)


BUND Landesverband Berlin e.V. - Pressemitteilung - Berlin, 27. April 2018

Mehr machen aus Berlins Biomüll!

BUND, Grüne Liga und NABU fordern kostenfreie Biotonne für alle und 2. Biogasanlage


Viele Haushalte in Berlin haben keine Biotonne. Gleichzeitig wird wertvolles Biogut klimabelastend kompostiert oder in großen Mengen als Restmüll verbrannt. Die Biogasanlage der BSR ist bereits völlig ausgelastet. Damit alle feuchten organischen Abfälle in der Stadt ökologisch bestmöglich genutzt werden, sind weitere Kapazitäten zur Vergärung notwendig. Am 2. Mai entscheidet der Aufsichtsrat der BSR über die Zukunft der Bioabfallsammlung und -verwertung in Berlin.

Die Umweltverbände Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND Berlin), Grüne Liga Berlin und Naturschutzbund Landesverband Berlin (NABU Berlin) rufen deshalb alle Mitglieder im Aufsichtsrat der BSR auf, sich für eine deutliche Ausweitung der Bioabfallsammlung und den sofortigen Bau einer zweiten Biogasanlage einzusetzen. Bereits seit 1. Januar 2015 ist die flächendeckende Einführung der Biotonne bundesweit Pflicht, dennoch haben viele Berliner Haushalte bis heute keine. Analysen und Vergleiche mit anderen Städten zeigen, dass eine entgeltfreie Biotonne deutlich zur Steigerung getrennt erfasster Bioabfallmengen beitragen kann. Studien im Auftrag des Berliner Senats belegen außerdem die klaren Vorteile der Vergärung für den Klimaschutz.

"Um das Beste für die Umwelt aus den Berliner Bioabfällen herauszuholen, brauchen nicht nur alle Haushalte in der Stadt eine Biotonne, es muss auch sofort mit Planung und Bau einer zweiten Biogasanlage begonnen werden", fordert BUND-Landesgeschäftsführer Tilmann Heuser. Karen Thormeyer, Geschäftsführerin der Grünen Liga Berlin, betont: "Es ist völlig unverständlich, dass das Kreislaufwirtschaftsgesetz und die Pflicht zur flächendeckenden Getrenntsammlung von Bioabfällen in Berlin noch immer nicht umgesetzt wird. So bleiben ohne Not Potenziale zum Ressourcen- und Klimaschutz ungenutzt." NABU-Landesgeschäftsführerin Jutta Sandkühler ergänzt: "Mit einer kostenfreien Biotonne werden deutliche Anreize für eine bessere Trennung organischer Abfälle geschaffen. So fällt auch weniger Restmüll an. Das bedeutet weniger Abfallverbrennung, mehr hochwertige Verwertung und damit gelebten Klimaschutz."

Organische Abfälle machen über 40 Prozent des Restmülls in den grauen Tonnen in Berlin aus, das sind durchschnittlich 102 Kilogramm pro Person und Jahr. Zugleich werden in der Stadt im Schnitt jährlich gerade einmal 19,5 Kilogramm pro Kopf in der braunen Bioguttonne getrennt gesammelt, deutschlandweit sind es 59 Kilogramm. Gerade Lebensmittelabfälle sind für die Vergärung in einer Biogasanlage besonders gut geeignet. Als wertvoller Energieträger wird Methan gewonnen. Die Gärreste können zu wertvollem Kompost verarbeitet oder auf Äckern als Ersatz für Kunstdünger genutzt werden. Die Verbrennung von feuchten Obstschalen und Gemüseresten im Restmüllofen erscheint dagegen aus ökologischer Sicht nicht sinnvoll.

In Berlin wird ein Großteil der in der braunen Tonne gesammelten Bioabfälle über die BSR-Biogasanlage in Ruhleben hochwertig stofflich und energetisch verwertet. Die Kapazitäten der Anlage sind jedoch jetzt bereits erschöpft. Bereits im Jahr 2016 wurden deshalb über 6.300 Tonnen Biomüll aus der Stadt direkt in veraltete und klimabelastende Anlagen in Brandenburg gebracht und dort kompostiert. Da zur Errichtung einer Biogasanlage mindestens drei bis vier Jahre nötig sind, muss sofort mit Planung und Bau der zweiten Anlage begonnen werden.

Zahlreiche Berliner Haushalte wünschen sich eine entgeltfreie Biotonne, müssen bislang jedoch ohne auskommen. "Ich möchte gerne meinen Biomüll trennen, dadurch Geld sparen und zugleich zum Klima- und Ressourcenschutz beitragen. Aber ohne kostenfreie Biotonne geht das nicht", so Hiltrun Hütsch-Seide, Kundin der BUND-Abfallberatung aus Berlin-Schöneberg, "ich wünsche mir, dass die kostenfreie Biotonne möglichst schnell kommt und mein Biomüll dann auch wirklich optimal für die Umwelt genutzt wird." Solche und ähnliche Aussagen hört der BUND in seinen Beratungen zur Mülltrennung und Abfallvermeidung sehr oft. Für Senat und BSR gilt es nun, diese Wünsche aus der Bevölkerung ernst zu nehmen und schnell für die ökologisch bestmögliche Nutzung der Berliner Bioabfälle zu sorgen.

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Quelle:
Presseinformation Info 6, 27.04.2018
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
Landesverband Berlin
Crellestraße 35, D-10827 Berlin
Tel. 030/78 79 00-0, Fax: 030/78 79 00-18
E-Mail: kontakt@bund-berlin.de
Internet: www.bund-berlin.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. April 2018

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