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ATOM/1290: Neutronenstrahlung wird bei Zwischenlagern weiter ignoriert (Strahlentelex)


Strahlentelex mit ElektrosmogReport
Unabhängiger Informationsdienst zu Radioaktivität, Strahlung und Gesundheit
Nr. 752-753 / 32. Jahrgang, 3. Mai 2018 - ISSN 0931-4288

Atommüll
Neutronenstrahlung wird bei Zwischenlagern weiter ignoriert
Fachworkshop zur Übernahme aller Zwischenlager durch die BGZ

von Thomas Dersee


Die Übernahme der zwölf kraftwerksnahen Zwischenlager durch die bundeseigene Gesellschaft für Zwischenlagerung mbH (BGZ) zum 1. Januar 2019 sieht Dr. Hans-Jürgen Brammer als eine "sportliche Herausforderung".

Der Geschäftsführer der Brennelementlagergesellschaft Gorleben (BLG) und BGZ-Pressesprecher Burghard Rosen erläuterten am 20. April 2018 in Hannover auf einem Fachworkshop des "atommüllreports" (www.atommuellreport.de), eines Zusammenschlusses von Anti-Atom- und Umweltinitiativen, ihre Planungen und Schwierigkeiten, die sich aus der gesetzlichen Neuordnung der Zuständigkeiten bei der Atommülllagerung ergeben.

Das Interesse an diesem Fachworkshop in Hannover, der auch von der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) unterstützt wurde, war entsprechend groß, denn mit der Übertragung der Zuständigkeiten von den Kraftwerksbetreibern auf die BGZ ist auch die Aufgabe verbunden, diese als "autarke Betriebe" weiterzuführen. Absehbar sei jetzt schon, so die BGZ-Vertreter, dass dieses ohne Dienstleistungsverträge mit den AKW-Betreibern nicht zu schaffen sei. Pikanterie am Rande: So würden dann Mittel aus dem staatlichen Atommüllfonds, in den die AKW-Betreiber eingezahlt haben, wieder an diese zurückfließen.

Noch schwieriger würde es, wenn auch weitere zwölf Lager mit schwach- und mittelaktiven Abfällen ein Jahr später, zum 1. Januar 2020, ebenfalls in die Zuständigkeit der BGZ fielen. Dann nämlich würde Müll, der bereits endlagerfertig verpackt sei und in staatlicher Verantwortung gelagert würde, neben Müll stehen, der noch in die Verantwortung der Atomkraftbetreiber fiele - ungelöst sei bisher auch dessen Finanzierung.

Für die Konditionierung des Atommülls würde in keinem Fall die Pilot-Konditionierungsanlage (PKA) in Gorleben genutzt, erklärte Brammer auf Nachfrage von BI-Sprecher Wolfgang Ehmke kategorisch: "Das ist ausgeschlossen!" Die BGZ erarbeite gegenwärtig Konzepte mit dem Ziel, diese kostspielige Anlage atomrechtlich loszuwerden. Das Ziel, so Brammer, sei die Stilllegung. Dazu gehöre auch, dass für den Fall, dass eine Wartung von defekten Castorbehältern notwendig werde, Alternativen vorhanden seien müssen, die die PKA überflüssig machen.

Eine Neubewertung der Sicherheit und bei der Sicherung der Zwischenlager gegen Unfälle oder terroristische Angriffe sei bei der Übertragung der Betriebsgenehmigungen auf die BGZ hingegen nicht geplant. Aber genau das will die BI, an allen Zwischenlagerstandorten müsse es Regionalkonferenzen geben, um genau diese Neubewertung vornehmen zu können, forderte Ehmke und ist sich sicher: "Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen!"

Auf Unverständnis bei den Vertretern der BGZ stieß die Anregung, sich Gedanken über eine andere Bauweise der Zwischenlager zu machen, zumal diese voraussichtlich mehrere Generationen lang bestehen müssen. Die bisherigen Lager sind fast ausschließlich oberirdische Hallenbauten. Die erheblichen Mengen der durch Neutroneneinfang in der Hallenluft erzeugten Gase werden frei in die Umgebung abgeleitet und in ihren nachweisbaren biologischen Wirkungen ignoriert. So wurde bereits für das Transportbehälterlager Gorleben unter anderem die Erzeugung von 2 Terabecquerel des betastrahlenden Argon-41 jährlich zugegeben, was mehr als 60.000 Becquerel pro Sekunde entspricht.[1]


[1] Ralf Kusmierz: Das Transportbehälterlager Gorleben setzt in erheblichem Umfang Radioaktivität frei, Strahlentelex 686-687 v. 6.8.2015, S.1-2,
www.strahlentelex.de/Stx_15_686-687_S01-02.pdf


Der Artikel ist auf der Website des Strahlentelex zu finden unter
www.strahlentelex.de/Stx_18_752-753_S05.pdf

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Quelle:
Strahlentelex mit ElektrosmogReport, Mai 2018, Seite 5
Herausgeber und Verlag:
Thomas Dersee, Strahlentelex
Waldstr. 49, 15566 Schöneiche bei Berlin
Tel.: 030/435 28 40, Fax: 030/64 32 91 67
E-Mail: Strahlentelex@t-online.de
Internet: www.strahlentelex.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Juli 2018

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