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AKTION/215: Mehlschwalben unerwünscht? Endergebnis Stunde der Gartenvögel Plus 2015 in Bayern (LBV)


Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV) - Verband für Arten- und Biotopschutz

Presseinformation vom 2. Juni 2015

Mehlschwalben unerwünscht?

Endergebnis Stunde der Gartenvögel Plus 2015: Schwalben finden kaum Baumaterial und Nistplätze mehr - Drittbeste Beteiligung


Hilpoltstein, 02. Juni 2015 - Nachdem sich bereits Anfang Mai eine verspätete und rückläufig Ankunft der Mauersegler in Bayern abgezeichnet hatte, zeigt das Endergebnis der Stunde der der Gartenvögel Plus 2015, dass es um die derzeitige Situation der Mehlschwalben im Freistaat sogar noch schlechter bestellt ist. Bei der elften Ausgabe der gemeinsamen Mitmachaktion des Landesbunds für Vogelschutz (LBV) und seines bundesweiten Partners NABU zählen die beliebten Zugvögel zu den großen Verlierern. Auch die zum zweiten Mal erfassten Schwalbennester nahmen noch einmal ab. Freuen kann sich der LBV hingegen über mehr als 9.000 Naturfreunde, die über 210.000 Vögel zählten und somit für das drittbeste Teilnahmeergebnis in der Geschichte der Aktion sorgten. Wie in den Vorjahren bleibt der Haussperling unangefochtener Spitzenreiter vor der Amsel.

Zum ersten Mal in elf Jahren musste die Naturschützer des LBV darum bangen, dass die Mehlschwalbe am Ende überhaupt noch zu den zehn häufigsten Gartenvogelarten in Bayern gehört. "Die Mehlschwalben haben das Katastrophenjahr von 2013 immer noch nicht wieder aufgeholt und sind stellenweise, zum Beispiel in Münchner Stadtvierteln, komplett ausgestorben", so die Gebäudebrüter-Expertin Sylvia Weber des LBV München. Die zunehmende Bebauung vor allem in Südbayern und rund um die großen bayerischen Städte hat eine Versiegelung der Flächen zur Folge, welche zunehmend die Fluginsekten schwinden lässt. Ein Problem nicht nur für die Schwalben, sondern auch für andere Insektenfresser wie Mauersegler und Hausrotschwanz. "Zudem können kaputt gegangene Nester von den Vögeln oft nicht mehr ausgebessert oder überhaupt neu gebaut werden, weil die Schwalben gar keine offenen Böden mit feuchtem lehmigen Material mehr finden", so die LBV-Expertin.

Auch die bei der Aktion zum zweiten Mal erhobene Zahl der Häuser mit Schwalbennestern in Bayern sank noch einmal deutlich. Nach knapp zehn Prozent im Vorjahr halbierte sich dieser Wert nun fast noch einmal. "Mehlschwalben und Mauersegler sind als Gebäudebrüter vom Brutplatzverlust bei Sanierungen oder sogar von der mutwilligen Entfernung ihrer gesetzlich geschützten Nester von der Hausfassade besonders betroffen", erklärt Sylvia Weber weiter. Auch in Neubaugebieten, wo für Schwalben eigentlich gute Bedingungen herrschen sollten, da geeignetes Baumaterial und Hausdächer vorhanden sind, werden die Vögel zunehmend vergrämt und ihre Nester illegal entfernt. "Die Hausbesitzer haben Angst um ihre saubere neue Fassade, dabei kann diese leicht vor Kotspuren geschützt werden und die Verschmutzung ist ohnehin auf einige Wochen im Jahr beschränkt", sagt Weber weiter.

Unter den häufigen heimischen Vogelarten weist der Feldsperling erneut eine starke Zunahme auf und sichert sich bereits zum zweiten Mal in Folge Platz Nummer sechs in den heimischen Gärten. Somit erhärtet sich der Trend, dass immer mehr Vogelarten in Bayern aus der freien Landschaft in Dörfer und Städte ziehen. Der Gesamtbestand des ländlichen Vetters des Haussperlings nimmt nämlich nicht zu, sein Vorkommen verschiebt sich lediglich. Dabei steht die Zunahme im Siedlungsraum im starken Gegensatz zu dem Verlust seines Lebensraums in der Agrarlandschaft, von dem auch viele andere Feldvögel betroffen sind.

Die Spitzenpositionen blieben in diesem Jahr unverändert. So landete der Haussperling erneut auf Platz eins, gefolgt von Amsel, Kohlmeise, Star und Blaumeise, wobei ihr der Feldsperling immer näher rückt. Ganz besonders freuen darf sich eine Teilnehmerin aus Bad Tölz/Wolfratshausen, die im Spatenbräufilz eine Rohrdommel entdeckt hat. Spannend für die Naturschützer ist auch die bestätigte Meldung eines jagenden Bienenfressers im Luftraum über Hohenburg in der Oberpfalz und die Meldung eines Dreizehenspechtes im Landkreis Miesbach.

Alle Endergebnisse können landkreisgenau auf
www.stunde-der-gartenvoegel.lbv.de eingesehen werden.
Interaktive Karten zeigen, wie sich eine Vogelart an
einem ausgesuchten Ort oder Landkreis entwickelt hat.

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Quelle:
Presseinformation, 02.06.2015
Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V.
Eisvogelweg 1, 91161 Hilpoltstein
Tel.: 09174/4775-30, Fax: 09174/4775-75
E-Mail: info@lbv.de
Internet: www.lbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Juni 2015

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