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AKTION/237: Kohlmeise erneut Bayerns häufigster Wintervogel (LBV)


Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV) - Verband für Arten- und Biotopschutz

Presseinformation vom 29. Januar 2016

Kohlmeise ist erneut Bayerns häufigster Wintervogel

Endergebnis: Rekordbeteiligung in Bayern - Invasion des Erlenzeisigs - Erfreulich mehr Stieglitze als zuvor


Hilpoltstein, 29.01.2015 - Der LBV freut sich in Bayern über ein neues Rekordergebnis bei der Mitmachaktion "Stunde der Wintervögel". Über 26.000 Teilnehmer zählten Anfang Januar insgesamt über 700.000 Vögel und sahen dabei im Durchschnitt 40 gefiederte Freunde pro Garten. Die bisherige Rekordteilnahme von 2013 wurde damit um über 3.000 Naturfreunde übertroffen. Dabei flog die Kohlmeise unter anderem wegen mehrerer erfolgreicher Bruten auf den Spitzenplatz und ist somit wie im Vorjahr der häufigste Wintervogel in Bayerns Gärten. Zudem erlebt der Freistaat derzeit eine Invasion von nordeuropäischen Erlenzeisigen, was den kleinen Finken sogar zum sechsthäufigsten Vogel machte. Der LBV und sein bundesweiter Partner NABU freuen sich auch über das gute Abschneiden des Stieglitzes. Der Vogels des Jahres 2016 wurde doppelt so oft wie in den Vorjahren beobachtet.

In Bayern sicherte sich die Kohlmeise, anders als bundesweit, deutlich den Spitzenplatz vor dem Vorjahreszweiten Feldsperling. "Auch die guten Brutbedingungen der letzten beiden Jahre haben unserer größten heimischen Meise geholfen, nun zwei Jahre in Folge ganz oben in den bayerischen Vogelcharts zu stehen", erklärt der LBV-Agrarbiologe Alf Pille. Hinzu kommt außerdem ein winterbedingter Zuzug von Kohlmeisen aus Nord- und Osteuropa. Knapp hinter dem Feld- belegt der Haussperling den dritten Rang. Danach reihen sich ebenfalls wie schon 2015 Amsel (4.) und Blaumeise (5.) ein. Der Erlenzeisig springt vom 20. auf den 6. Platz. Es folgen Grünfink (7.) und Buchfink (8.)

Für ein erfreuliches Ergebnis sorgte der Stieglitz. Der Vogel des Jahres 2016 landete auf Platz 13 und wurde mehr als doppelt so häufig gezählt wie in den Vorjahren. "Hier kommen viele Faktoren zusammen. Sehr wahrscheinlich hat der Stieglitz zwei Bruten erfolgreich durchgebracht, seine Nahrungspflanzen waren wegen des wenigen Schnees bisher stets gut verfügbar und dazu kamen sicher auch noch einige Stieglitz-Schwärme aus Nordeuropa", so Alf Pille. Ob es dem Stieglitz aber tatsächlich besser geht, werden erst die Zahlen der Stunde der Gartenvögel vom 13.-16. Mai zeigen.

Auch einigen anderen Vogelarten verhalf der lange Sommer zu einem höheren Bruterfolg und somit zu mehr Jungvögeln. Dies führte zu einer Invasion von Erlenzeisigen aus Nord- und Nordosteuropa, so dass der kleine, gelbgrün-gestreiften Finkenvogel acht Mal mehr gezählt wurde als 2015. "Besonders viele wurden dabei im Südosten Bayerns beobachtet, wo es der Erlenzeisig in manchen Landkreisen wie Rosenheim oder Traunstein sogar unter die drei häufigsten Vögel schaffte", so Pille.

Bayernweit wurden auch mehr Mittel- und Grauspechte gesichtet, die eigentlich zu den eher seltenen Vogelarten gehören. Hier mag es sich zwar in manchen Fällen um eine mögliche Verwechslung mit dem viel häufigeren Bunt- bzw. Grünspecht handeln. "Aber eindeutige Fotobeweise von Teilnehmern zeigen uns dennoch, dass der Mittelspecht tatsächlich öfter als in den Vorjahren beobachtet wurde", weiß der LBV-Biologe.


Besonderheiten

Spektakulär ist die Meldung von Schneesperlingen im Berchtesgadener Land. Hier wurde ein Schwarm von 16 Vögeln an einer Berghütte am Untersberg auf einer Höhe von 1.300 Metern beobachtet. "Das ist wirklich eine Besonderheit, denn der Hochgebirgsvogel lässt sich nur sehr selten unter 1.500 Meter blicken", sagt Alf Pille. Außerdem wurden mit insgesamt 118 Fichtenkreuzschnäbeln so viele gesichtet wie noch nie bei der Aktion. Der "Wandervogel" ist immer nur dort zu finden, wo es gerade viele fruchtende Fichten und Kiefernbestände gibt.

Beeindruckend ist außerdem die immer stärker zunehmende Zahl an Silberreihern in Bayern. Mit knapp 700 Vögeln landete der große und elegante weiße Reiher erneut zwei Plätze vor seinem weitaus bekannteren Verwandten, dem Graureiher. Früher ein äußerst seltener Gast, ist er im Winter in größeren Trupps gut auf Wiesen und Äckern zu sehen. "Obwohl die Silberreiher in Bayern immer mehr werden, brüten sie noch nicht bei uns. Warum das so ist, wissen wir immer noch nicht", verrät Alf Pille.


Regionale Unterschiede

Mit Abstand die meisten Vögel bekamen mit 48 pro Garten die Teilnehmer in Niederbayern zu sehen. Nahezu alle anderen Regierungsbezirke lagen um den bayerischen Durchschnitt von 40: Schwaben (42), Oberfranken (41), Oberpfalz (41), Unterfranken (40) und Mittelfranken (39). Nur die Oberbayern zählten mit 36 Vögeln pro Garten deutlich weniger als die anderen Vogelfreunde. In vielen Großstädten lagen die Zahlen besonders niedrig: So bekamen Nürnberger im Schnitt nur 32, Würzburger 31 und Münchner sogar nur 26 Vögel zu sehen. Eine Ausnahme ist dabei Augsburg, hier kamen im Schnitt 37 Vögel in einen Garten.

Bezirks- und landkreisgenaue Ergebnisse und Auswertungen finden Sie unter
www.stunde-der-wintervoegel.de

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Quelle:
Presseinformation, 29.01.2016
Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V.
Eisvogelweg 1, 91161 Hilpoltstein
Tel.: 09174/4775-30, Fax: 09174/4775-75
E-Mail: info@lbv.de
Internet: www.lbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Januar 2016

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