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AMPHIBIEN/059: Auch Frösche lieben Bio-Salat - Einreise als blinder Passagier (NABU RP)


NABU Landesverband Rheinland-Pfalz - 29. Januar 2010

Auch Frösche lieben Bio-Salat!


Was ist das: Es ist zwischen 3 und 5 cm groß, quietschegrün und sitzt im Bioladen in Mainz im Salat? Es ist ein Mittelmeer-Laubfrosch, eingereist als blinder Passagier aus Frankreich.

Jeder kennt die schaurig-schönen Geschichten: Aus der Yuccapalme kommt nach Jahren ein unerwarteter Gast als handtellergroße Vogelspinne zum Vorschein oder im Obstregal krabbelt aus den Bananen ein nicht zu übersehendes Spinnentier - in der Regel wird dann die Polizei oder die Feuerwehr gerufen, da man ja über die Gefährlichkeit nicht Bescheid weiß. Nun, Bardo Petry, Fachmann für Amphibien und ehrenamtlicher Mitarbeiter im NABU Naturschutzzentrum Rheinauen in Bingen, erzählt von zwei anderen Einsätzen, zu denen er gerufen wurde:

Vor ca. 2 Jahren wurde er in ein Kloster in Mainz gebeten, die Nonnen hatten Salat aus einem Bioladen geholt und darin einen kleinen grünen Kerl entdeckt, sie nannten ihn Ottochen, packten ihn zusammen mit einem Salatblatt in ein Einmachglas und verschlossen es mit einer Gaze. Ganz so, wie man es vom "Wetterfrosch" halt so kennt. Was aber leider ganz und gar nicht als artgerechte Haltung für Laubfrösche gilt. Bardo Petry überzeugte die Nonnen, dass es Ottochen bei seinen Artgenossen besser gefallen würde und so lebt er seitdem in der "Naturstation Lebendige Nahe" in Bad Münster am Stein.

Vor drei Wochen hat er wieder einen Anruf bekommen, diesmal direkt aus dem Laden und konnte wieder einen Gesellen der gleichen Art in einem Glas mitnehmen. Den hat er dann langsam immer an kältere Temperaturen gewöhnt und so in die Winterstarre kommen lassen: Das Terrarium, schön kuschelig ausgestattet mit Moos, zieht nach einigen Tagen vom Wohnzimmer in den Flur, dann in den Keller und von dort in die Garage um. Und versteckt und erstarrt wartet Ottochen II. nun auf das Frühjahr.

In Freiheit werden die Tiere etwa 5 Jahre alt, in Gefangenschaft können es bis zu 15 Jahre sein. Im Gegensatz zum heimischen Laubfrosch fehlt den Artgenossen im Mittelmeerraum auf den Hinterbeinen die sogenannte "Hüftschwinge", das ist eine braune Zeichnung, die einem Spazierstock ähnelt. Ottochen II. wird im Frühjahr dann in die großen Terrarien im Alten Stellwerk nach Bingen umziehen und dort Bildungsarbeit für seine Art betreiben.

Wer sich mehr über die heimischen Amphibien informieren möchte, kann sich die NABU-Broschüre "Frösche, Kröten und Molche - Verwandlungskünstler on tour" (Din A5, bunt, 60 Seiten), für 6 x 55 Cent-Briefmarken bestellen bei: NABU-Rheinland-Pfalz, Postfach 1647, 55006 Mainz


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Quelle:
Pressemitteilung, 29.01.2010
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V.
NABU Rheinland-Pfalz - Pressestelle
Frauenlobstraße 15-19, 55118 Mainz
Tel.: 06131/1 40 39-0, Fax: 06131/1 40 39-28
E-Mail: Kontakt@NABU-RLP.de
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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Februar 2010