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FORSCHUNG/301: Zorro auf der Spur (BUND MAGAZIN)


BUND MAGAZIN - 2/2019
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland - BUND
Friends of the Earth Germany

Gartenschläfer
Zorro auf der Spur


Kürzlich hat sie begonnen, die »Spurensuche Gartenschläfer«. Der BUND möchte mehr herausfinden über ein kleines Säugetier, das immer seltener wird.

Mit dem Frühling sind auch die Gartenschläfer aus ihrem Winterschlaf erwacht. Jetzt kann die Spurensuche beginnen: BUND, Justus-Liebig-Universität Gießen und Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung starteten im April ihre erste Forschungssaison. Denn die Schlafmaus mit der unverkennbaren »Zorro-Maske« gibt Rätsel auf: Aus vielen Regionen in Deutschland und Europa ist sie spurlos verschwunden. Binnen nur 30 Jahren ist ihr Verbreitungsgebiet um die Hälfte geschrumpft.

Gleichzeitig ist nur wenig über den kleinen Nager bekannt. Wie man ihn wirklich schützen kann, ist noch völlig unklar. Unsere Spurensuche befasst sich deshalb in den nächsten drei Jahren intensiv damit, den Gartenschläfer zu erforschen. Auf dieser Grundlage wollen wir in den drei Jahren darauf dann gezielte Schritte für seinen Schutz einleiten. Gefördert wird dies im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt vom Bundesamt für Naturschutz (mit Mitteln des Bundesumweltministeriums).

Die aktuellen Untersuchungen beziehen alle denkbaren Faktoren mit ein: Was frisst der Gartenschläfer, und wie ist es um sein Nahrungsangebot bestellt? Welche Lebensräume besiedelt er? Mag er es kalt oder warm, trocken oder feucht? Welche Krankheiten und Parasiten plagen ihn, wer sind seine Feinde? Dies und manches mehr zu untersuchen ist nur möglich, wenn uns dabei viele ehrenamtliche Spurensucher*innen helfen. Wir freuen uns über tatkräftige Mitarbeit!

Die Erforschung und der Schutz der Gartenschläfer sind ein Teil dessen, was Naturschutz und Wissenschaft heute tun, um die biologische Vielfalt zu bewahren. Denn die Gründe für das Verschwinden des Gartenschläfers können auch für andere Arten von Bedeutung sein. Bleiben Sie auf dem Laufenden unter www.gartenschlaefer.de

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3 FRAGEN AN DEN EXPERTEN

Johannes Lang, Justus-Liebig-Universität Gießen

Wo sind Gartenschläfer heimisch? Vor allem in Gärten, wie ihr Name es vermuten lässt?

Das stimmt zumindest im Süden und im Westen von Deutschland. Dort kommen Gartenschläfer in Gärten, auf Obstwiesen und in Weinbergen vor. In den Mittelgebirgen aber sind sie vor allem im Wald heimisch. Diese Vielseitigkeit der Lebensräume ist erstaunlich. Ein Tier, das so anpassungsfähig zu sein scheint und trotzdem aus vielen Regionen verschwindet - das gibt der Forschung Rätsel auf.

Was tun, wenn man die Tiere im Garten hat?

Zuallererst: Freuen Sie sich über Ihre Mitbewohner! Sie nagen schon mal am Obst oder suchen sich in Lauben ihr Winterquartier. Aber sie gehören zu unserer Artenvielfalt und verdienen unseren Schutz. Je natürlicher ein Garten ist - mit Hecken, Baumhöhlen, heimischem Beerenobst -, umso wohler fühlen sich auch die Gartenschläfer. Noch ein Tipp: Decken Sie Ihre Regentonne ab, damit die Tiere nicht darin ertrinken. Und vergessen Sie nicht, uns Ihre Sichtung auf gartenschlaefer.de zu melden!

»Dieses Tier gibt uns Rätsel auf.«

Können die Schlafmäuse auch im eigenen Garten angesiedelt werden?

Gartenschläfer stehen unter Naturschutz. Sie dürfen nicht einfach der Natur entnommen und an anderer Stelle wieder ausgesetzt werden.

Zudem gibt es zwischen verschiedenen Regionen große genetische Unterschiede. Die werden wir bei unserer Spurensuche einmal genauer betrachten. Wenn wir im Rahmen des Projektes Tiere in bestimmten Regionen wieder ansiedeln, werden wir diesen Aspekt auf jeden Fall mit berücksichtigen.



STECKBRIEF

Grösse
• Körperlänge 12-17 cm
• Schwanzlänge 10-14 cm

Gewicht
• 60-90 Gramm, im Winter bis über 130 Gramm

Lebensweise
• ausgedehnter Winterschlaf von Oktober bis April in Baumhöhlen und Felsspalten, aber auch in Mauern und Gebäuden
• Gartenschläfer sind fast ausschließlich nachtaktiv. Sie verbringen den Tag in kugelförmigen Nestern, die sie in Baum- und Felshöhlen, in Nistkästen, aber auch im Gebüsch anlegen.

Nahrung
• Der Gartenschläfer ist ein Allesfresser: Er verspeist vor allem Insekten, Spinnen, Würmer, Schnecken und Eier, aber auch Früchte, Samen und Knospen.

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Quelle:
BUND MAGAZIN 2/2019, Seite 30 - 31
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
Friends of the Earth Germany
Kaiserin-Augusta-Allee 5, 10553 Berlin
Tel. 030/27586-457, Fax. 030/27586-440
E-Mail: redaktion@bund.net
Internet: www.bund.net/bundmagazin
 
Das BUNDmagazin ist die Mitgliederzeitschrift
des BUND und erscheint viermal im Jahr


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Juli 2019

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