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FISCHE/062: Der Stör - Fisch des Jahres 2014 (DER RABE RALF)


DER RABE RALF
Nr. 178 - Februar / März 2014
Die Berliner Umweltzeitung

Urzeitliches
Der Stör - Fisch des Jahres 2014

von Jörg Parsiegla



Bereits Anfang November letzten Jahres kürte der Deutsche Angelfischerverband (DAFV) in Abstimmung mit dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) und dem Verband Deutscher Sporttaucher (VDST) den Stör zum Fisch des Jahres 2014. Mit diesem Titel werden jährlich vom Aussterben bedrohte oder durch Gewässerverunreinigungen und andere schädliche Einflüsse beeinträchtigte Arten gewürdigt.

Der Stör ist uralt, sozusagen ein lebendes Fossil. Die ersten Störe schwammen bereits vor 250 Millionen Jahren durch die Triasmeere der Erde, damit sind sie stammesgeschichtlich älter als die Dinosaurier. Doch in Deutschland gilt er mittlerweile als ausgestorben. Zwei Störarten waren bis Anfang des 20. Jahrhunderts in unseren Flüssen heimisch: der Europäische Stör (Acipenser sturio) in Elbe und Rhein und der Atlantische Stör (Acipenser oxyrhinchus) in der Oder. Ihr Verschwinden lässt sich hauptsächlich mit dem Verlust der Laichplätze erklären - hervorgerufen etwa durch Verschmutzung, Überfischung sowie Aufstiegshindernisse und andere Gewässerverbauungen. Letztes Rückzugsgebiet des (Europäischen) Störs ist heute der Nordostatlantik, von wo aus er in die Gironde in Frankreich aufsteigt. Am östlichen Rand Europas fühlt sich der Russische Stör im Asowschen und im Kaspischen Meer heimisch. Übrigens existieren für den Stör auch Bezeichnungen wie Glatt-/Waxdick, Sterlet und Hausen. Weltweit wird der Stör nur auf der Nordhalbkugel angetroffen.

Die meisten Störe werden zwischen einem und drei Meter lang, die größten unter ihnen erreichen jedoch schon mal fünf Meter und ein Gewicht von über einer Tonne! Die urtümliche Form des Störs entsteht vor allem durch die in fünf Längsreihen angeordneten Knochenplatten auf seinem Körper. Zusammen mit seiner langen Schnauze, der sehr weit hinten ansetzenden Rücken- und seiner haifischähnlichen Schwanzflosse besitzt der Stör damit ein einzigartiges Erscheinungsbild. Farblich überwiegen Exemplare in Braun- und Grautönen, seltener in blauschwarz oder grün. Vier lange Barteln am vorstülpbaren Maul helfen dabei, Essbares vom Gewässergrund aufzunehmen. Zu seiner Nahrung zählen hauptsächlich Würmer, Weichtiere, Krebse und kleine Fische.

Der Stör lebt die überwiegende Zeit im Meer, steigt aber zum Laichen - wie Meerforelle und Lachs - in die Flussläufe auf. Ohne diese Wanderung können Störe keine sich selbst reproduzierenden Bestände aufbauen. Die Eiablage erfolgt im Frühsommer in der Strömung auf Kiesgrund. Während die erwachsenen Tiere danach wieder ins Meer zurückkehren, verbleiben die Jungtiere im ersten Lebensjahr noch im Süßwasser. Nach einigen Jahren und zum Teil langen Wanderungen im Meer werden die Jungtiere (die Männchen etwas früher als die Weibchen) geschlechtsreif, und der Kreislauf startet von neuem. Da Störe mit bis zu 100 Jahren und darüber sehr alt werden können, kann sich das Ganze mehrfach wiederholen.

Forscher, Behörden, Angler und Artenschützer arbeiten daran, in deutschen Gewässern wieder sich selbst reproduzierende Störbestände zu etablieren. Last but not least darf hier natürlich nicht der Hinweis fehlen, dass die Weibchen des Störs, vornehmlich des Russischen und des Persischen, die berühmtesten Fischeier der Welt liefern - den berühmten Kaviar.

Weitere Informationen:
www.dgfv.de

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Quelle:
DER RABE RALF - 25. Jahrgang, Nr. 178 - Februar/März 2014, Seite 13
Herausgeber:
GRÜNE LIGA Berlin e.V. - Netzwerk ökologischer Bewegungen
Prenzlauer Allee 8, 10405 Berlin-Prenzlauer Berg
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Internet: www.raberalf.grueneliga-berlin.de
 
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veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Februar 2014