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INITIATIVE/382: Bienenhaltung in der Stadt (PROVIEH)


PROVIEH MAGAZIN - Ausgabe 2/2015
Magazin des Vereins gegen tierquälerische Massentierhaltung e.V.

Bienenhaltung in der Stadt

Von Stefanie Schröter


Der Überlebenskampf der Bienen auf dem Land ist inzwischen dramatisch. Durch die immer weiter voranschreitende Intensivierung der Landwirtschaft und dem damit einhergehenden Pestizideinsatz schrumpft der Lebensraum für Bienen und andere bestäubende Insekten bedenklich. Wenn Felder auf einen Schlag abgeerntet oder abgemäht werden, können ganze Bienenvölker im Sommer aus Nahrungsmangel verhungern und fehlen dann als Bestäuber. Auch das Fehlen von Hecken und Ackerrandstreifen verknappt das Nahrungsangebot für Bienen, und das gilt auch für die voranschreitende Bodenversiegelung durch Neubauten und den Ausbau des Straßennetzes.

Ein Lösungsansatz für das Problem ist das "Urban Beekeeping", zu Deutsch Stadt-Imkern. Dieser neue Trend zeigt, dass Imkern längst nicht mehr ein angestaubtes Hobby ist, das kaum noch Nachwuchs findet. Für die Imkerei ist es auch nicht mehr zwangsläufig nötig, auf dem Land zu leben, denn aus der Bienenperspektive bietet der Lebensraum "Stadt" mittlerweile viele Vorteile: Privatgärten, Alleen, Schrebergartenanlagen, Stadtparks, Verkehrsinseln oder verwilderte Grundstücke ermöglichen den Bienen in der ganzen Vegetationszeit ein breites und vielfältiges Nahrungsangebot. In den städtischen Lebensräumen grünt und blüht es auch im Sommer noch, wenn auf dem Land schon alle Felder abgeerntet sind. Zudem werden in der Stadt kaum Pestizide eingesetzt und auch die wesentlich milderen Temperaturen im Winter sind für Bienen sehr von Vorteil. Als Standorte für Bienenvölker eignen sich Gärten oder das Hausdach, und selbst auf dem Balkon lässt sich eine Bienenkiste aufstellen.

Es scheint fast, dass das urbane Umfeld den Bienen ein leichteres Überleben sichert als die inzwischen agrarindustriell geprägte Landschaft außerhalb der Städte.


Was gibt es zu beachten?

Wer nun vorhat, als Stadt-Imker zu beginnen, muss allerdings einige Punkte beachten. Die Nachbarn sollten über das neue Vorhaben informiert und um ihr Einverständnis gebeten werden. Dabei kann man die positiven Seiten der Bienen hervorheben und eventuell auch ein Glas Honig als kleine Überzeugungshilfe versprechen. Auch sollte man sich über die geltende Rechtslage informieren, da Städte und Gemeinden das Imkern unterschiedlich handhaben. Zuletzt muss ein Bienenvolk auch beim Veterinäramt angemeldet werden, und eine Haftpflichtversicherung ist Pflicht. Sind diese bürokratischen Hindernisse überwunden, steht dem Start als Hobby-Stadtimker nichts mehr im Wege.


Wo kann ich mich informieren?

Der deutsche Imkerbund steht gerne mit Rat und Tat zur Verfügung. Darüber hinaus gibt es auch immer mehr spezielle Stadt-Imker-Gruppen wie beispielsweise "Deutschland summt". Die "Bienenkiste" bietet die Möglichkeit eine solche Kiste zu erwerben, Informationsmaterial zu erhalten und an einem Netzwerk teilzuhaben zum Erfahrungsaustausch.

Rund 1,4 Kilogramm Honig isst der Deutsche im Durchschnitt pro Jahr. Wie schön, wenn man den aus seiner kleinen Privatimkerei beziehen kann. Zudem ist jedes gesunde Bienenvolk ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung unseres unersetzlichen kleinen Helfers. Und wer nicht gleich zum Imker werden möchte, der kann zum Beispiel mit einem Insektenhotel im Garten, einer Wildblühmischung oder besonders bienenfreundlichen Pflanzen auf dem Balkon einen kleinen Beitrag zu ihrer Gesunderhaltung leisten. Zu den wichtigen Bestäubern gehören außer den Honigbienen auch die Wildbienen, zu denen auch die Hummeln gehören.

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Quelle:
PROVIEH MAGAZIN - Ausgabe 2/2015, Seite 32-33
Herausgeber: PROVIEH - Verein gegen
tierquälerische Massentierhaltung e.V.
Küterstraße 7-9, 24103 Kiel
Telefon: 0431/248 28-0, Telefax: 0431/248 28-29
E-Mail: info@provieh.de
Internet: www.provieh.de
 
PROVIEH erscheint viermal jährlich.
Schutzgebühr: 2 Euro


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. September 2015

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