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INSEKTEN/189: Schmetterling des Jahres 2011 fliegt jetzt - Melden Sie uns ihre Beobachtung (NABU NI)



NABU Landesverband Niedersachsen - Hannover, 20. Juli 2011

Artenschutz / Schmetterlinge

NABU: Schmetterling des Jahres 2011 fliegt jetzt - Melden Sie uns ihre Beobachtung!

Faltblatt zum Schillerfalter vorgestellt

Hannover - Der Große Schillerfalter (lateinisch: Apatura iris) gehört zu den größten und schönsten Schmetterlingen in Deutschland, gleichzeitig ist er in der Liste der besonders geschützten Arten der Bundesartenschutzverordnung enthalten. Der Schillerfalter wurde zum Schmetterling des Jahres 2011 gekürt.

Seinen Namen verdankt der Große Schillerfalter dem Blauschiller, den allerdings nur das Männchen hat und der je nach Lichteinfall variiert. Ein solcher Schillereffekt ist ansonsten fast nur von tropischen Faltern bekannt. Die Flugzeit dieses Falters beginnt normalerweise erst gegen Ende Juni, doch stammen die ersten Schillerfaltersichtungen in Deutschland bereits vom 9. Juni. Grund genug für den NABU Niedersachsen und seine Landesarbeitsgruppe Schmetterlinge, dazu ein aktuelles Faltblatt vorzulegen und um Meldungen aus Niedersachsen zu bitten.

Carsten Heinecke, Sprecher der NABU-Landesarbeitsgruppe Schmetterlinge, begründet den Vorstoß des NABU für diesen seltenen Falter: "Bevor es dazu kommt, dass ein fertiger Falter aus seiner Puppenhülle schlüpfen kann, muss das Tier - wie alle Schmetterlinge - noch drei andere Stadien - Ei, Raupe, Puppe - durchleben und viele Gefahren überstehen." Beim Großen Schillerfalter läuft dies folgendermaßen ab: Die Eier legt das Weibchen des Großen Schillerfalters im Juli vorzugsweise an Salweide - aber auch an anderen Weidenarten - einzeln ab. An den Standort der Weide werden jedoch ganz bestimmte Ansprüche gestellt, sie muss nämlich halbschattig und sehr luftfeucht stehen. Solche Bedingungen bestehen insbesondere an Waldinnenmänteln, also etwa an Rändern von Waldwegen. Nachdem die Raupe Anfang August die Eihülle durchbrochen hat, befrisst sie das Weidenblatt und häutet sich bis zum September zwei Mal. Im Oktober stellt sie die Nahrungsaufnahme ein, verfärbt sich aus Tarnungsgründen von grünlich zu bräunlich und spinnt sich auf einem Weidenästchen zum besseren Halt ein Sitzpolster, auf dem sie den ganzen Winter bis zum Blattaustrieb im nächsten Frühjahr ausharren wird. Sie ist dabei nur etwa acht Millimeter groß. Der Witterung ist sie schutzlos ausgeliefert, übersteht aber selbst Eisregen und Blitzeis. Gefährlicher sind da schon die Fressfeinde. Besonders den Meisen fällt ein Großteil der Raupen zum Opfer. Nach dem Winter werden die überlebenden Raupen wieder agil und es gilt nun viel zu fressen und schnell zu wachsen. Sofern dies ohne selbst gefressen oder parasitiert zu werden gelingt, verpuppt sich die ausgewachsene - nach zwei weiteren Häutungen nun fünf Zentimeter lange - Raupe im Juni. Hierfür spinnt sie sich zuvor mit dem Hinterende an der Unterseite eines Weidenblattes fest und lässt sich kopfüber nach unten hängen. Nach mindestens 14tägiger Puppenzeit schlüpft dann der fertige Falter.

"Ist man es von allen anderen großen Tagfaltern gewohnt, diese auf Blüten anzutreffen, etwa am Schmetterlingsflieder, so sucht man den Großen Schillerfalter hier so gut wie vergebens", erklärte NABU-Schmetterlingsexperte Carsten Heinecke. "Überwiegend die Männchen, aber auch die Weibchen dieses so majestätischen Falters, benötigen mineralische Stoffe, die sie an Pfützen, Exkrementen oder Aas mit ihrem Saugrüssel aufnehmen. Während die Falter saugen sind sie bei weitem nicht so scheu wie sonst, was ihnen auf befahrenen Waldwegen manchmal zum Verhängnis wird." Die Vorliebe der Falter für solcherart Nahrung machen sich Forscher und Schmetterlingskundige zunutze indem sie die Falter mit überreifen, für die menschliche Nase übel riechendem Käse anlocken, um die Art nachzuweisen oder den sonst scheuen Falter überhaupt einmal zu Gesicht zu bekommen. Denn lebt schon die Raupe recht gut versteckt, so entziehen sich auch die Falter dem menschlichen Auge, da sie sich fast ausschließlich in den Wipfeln hoher Bäume - gern Eichen - aufhalten, wo Balz und Paarung stattfinden und wo auch noch andere Nahrungsquellen warten, nämlich der von Blattläusen ausgeschiedene sogenannte Honigtau und Baumsäfte, die an Wunden aus der Baumrinde austreten.

Will man also einen Großen Schillerfalter beobachten, sollte man an einem sonnigen Tag zur Flugzeit, Juni bis Anfang August, zur richtigen Uhrzeit -zwischen 10 und 12 Uhr sind die Falter am aktivsten - in einem geeigneten Wald spazieren gehen und auch viel Glück haben.

Über Meldungen - vielleicht sogar mit Foto - würde sich die Landesfachgruppe Schmetterlinge im NABU Niedersachsen sehr freuen über Kontakt E-Mail: heinecke@NABU-oldenburg.de. Aktuell ist ein Faltblatt zum Großen Schillerfalter erstellt worden. Dieses ist kostenfrei zu beziehen beim NABU Niedersachsen, Stichwort Schillerfalter, Alleestr. 36, 30167 Hannover, Telefon: 0511 / 9 11 05-0, E-Mail: info@NABU-niedersachsen.de.

Weitere Informationen zum Schillerfalter lesen Sie auf den Seiten der Schmetterlings-AG des NABU Oldenburg unter
www.falteralarm.de/schillerfalter.html.

Der Große Schillerfalter im Porträt... - © Uwe Handke

Der Große Schillerfalter im Porträt...
© Uwe Handke

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Quelle:
Pressemitteilung, 20. Juli 2011
Naturschutz aktuell - NABU Pressedienst
Herausgeber: NABU Niedersachsen, Alleestr. 36, 30167 Hannover
Redaktion: Ulrich Thüre (ViSdP), NABU Pressesprecher
Telefon: 05 11 / 9 11 05 - 27, Fax: 05 11 / 9 11 05 - 40
E-Mail: Info@NABU-Niedersachsen.de
Internet: www.NABU-Niedersachsen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Juli 2011